Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers
helfen keine Pillen, sondern nur viel Geld. Sie sollten daher entweder reich heiraten, den Jackpot im Lotto manipulieren und/oder auf harmlosere Fortbewegungsmittel wie ein Bobbycar umsteigen.
11-20 Punkte
Ok, die ersten Lektionen haben Sie gelernt. Bei der Kontrolle sagen Sie nur das Nötigste. Warndreieck, Verbandskasten und
ASU-Bescheinigung liegen griffbereit, Hinweise der Beamten werden mit einem höflichen »Jawohl, Herr Wachtmeister« beantwortet. Werden Sie gebeten, den Wagen zum Zwecke einer Alkoholkontrolle zu verlassen, knallen Sie ungefragt die Hacken zusammen – und haben selbstredend kein Mikrogramm Alkohol im Körper. Aber Vorsicht: In Ihrem perfekten Verhalten liegt auch der Keim des Scheiterns. Denn wenn Sie alles richtig machen, woraus sollen dann die Polizeibeamten ihre Befriedigung ziehen?
Mehr als 20 Punkte
Eigentlich ist dieses Ergebnis von einem Normalautofahrer nicht zu schaffen. Ergo: Sie sind entweder Verkehrsanwalt oder selber Polizist.
Harald ordnet die Welt
Warum es auf Autobahnen 14 verschiedene Autofahrertypen gibt
Dienstagmorgen, 10.26 Uhr. Harald Grützner ist unterwegs nach Wuppertal, wo er einen neuen Kunden besuchen soll. Tatort: Die A1 von Lübeck in Richtung Hamburg, dreispuriger Abschnitt. Harald pfeift nichtsahnend einen seiner Lieblingssongs mit, wobei er wie immer dank seines miserablen Schulenglischs keinen blassen Schimmer hat, worum es in dem Lied geht. Die Sängerin kennt er auch nicht. Gerade fährt er auf der Mittelspur an einem Bierlaster vorbei, als er vor sich diesen grasgrünen VW-Polo sieht, der mit kaum 90 Stundenkilometern auf der mittleren Spur schlingert. Links vorbei geht es leider nicht, weil dort eine ununterbrochene Kette aus Porsche Boxsters, 5er BMWs und Mercedes CLKs in atemberaubender Geschwindigkeit vorbeizieht. Harald muss voll in die Eisen steigen und beginnt lauthals zu fluchen – da sieht er die Ursache des Übels. Er ist auf einen der berüchtigten Mittelspurfahrer gestoßen beziehungsweise die besondere Form dieser Spezies, das Mittelspurrudel. Es handelt sich in aller Regel um drei bis sechs Frauen zwischen 25 und 45 Jahren, die sich auf einem Ausflug befinden und das Autofahren nur als lästige Nebenbeschäftigung betreiben.
Harald sieht vor seinem inneren Auge das Innenleben dieses Wagens. Das ein oder andere »Piccolöööschen« wurde
bereits geleert, nun ist man gerade dabei, die verschiedenen Kolleginnen und Kollegen der gemeinsamen Arbeitsstelle und deren schlimmste Macken zu zertratschen. »Also die Nadine, ne, wie die morgens immer ins Büro kommt, ne, also das geht ja gaaar nisch«, sagt die Beifahrerin unter heftigem Nicken der übrigen Damen. »Ist die nicht jetzt mit dem Jens aus der Buchhaltung zusammen?«, fragt »Hintenlinks«, eine etwas dralle Mitzwanzigerin mit schwarz-lila Haar-Extensions und kunstvoll bemalten Fingernägeln, die sie ununterbrochen anstarrt und befingert. »Nee, wirklisch, der ist doch voll fies«, ruft die Fahrerin – und angesichts dieser aufregenden Neuigkeiten kann man nun wirklich nicht erwarten, dass sie sich auch noch auf den Verkehr konzentrieren soll. Sicherheitshalber schaltet sie in den dritten Gang und verlangsamt auf 80. Rechts zieht der Brauereilaster wieder vorbei, mit Dauerhupe, aber das bekommen die vier Damen nicht mit, weil die Beifahrerin gerade das Radio bis zum Anschlag aufgedreht hat, nicht ohne zuvor »Huuuuuuuh, das ist voll geil« zu schreien. Während ihre drei Mitfahrerinnen im Rhythmus die Köpfe bewegen, schlingert der Wagen bedenklich nach links, woraufhin ein panisch ausweichender Volvo fast in die Leitplanke rast. Die Fahrweise der Dame ist allerdings nicht weiter verwunderlich, bedenkt man einmal, welche Leistung sie gerade vollbringt: In der linken Hand eine Zigarette, die rechte Hand wandert permanent zwischen Lenkrad, Schalthebel und Radio hin und her. Gerade startet Harald seinen dritten, leider erneut erfolglosen Versuch, das lustige Quartett zu überholen, da greift die Fahrerin zu ihrem Handy und beginnt, die anderen Mädels über die Schulter zu fotografieren, die das irrsinnig komisch finden. »Wir fahren Auto«,
brüllt aufgekratzt »Hintenrechts«, die mit bürgerlichem Namen Natascha Behrendt heißt und in der Beschwerdeabteilung einer privaten Krankenversicherung arbeitet. Die Mädels kichern wie irre, während die Fahrerin Katja Kindler nun zu allem Überfluss auch noch in ihrer Handtasche wühlt, weil sie ein Foto von Rico
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