Wenn nichts mehr ist, wie es war
damit du dein Vorhaben nicht weiterverfo l gen kannst.“
„Na dann, du hast es nicht anders g e wollt.“ Stur stapfte Beth los.
Dafür hatte Silvan nur ein Augenrollen übrig. „Die andere Ric h tung.“
Ab ru pt blieb Beth stehen, dann drehte sie sich um und stolzierte an Silvan vorbei in die andere Ric h tung.
„Weiber.“ Mit den Händen in den Hosentaschen nahm Silvan die Ve r folgung auf.
„Bist du jetzt zufrieden?“
„Ja, danke.“ Mit einem beinahe frischen Bund gelber Rosen ve r liess Beth den kleinen Laden und strebte gerad e wegs ihr nächstes Ziel an .
Silvan hatte tatsächlich ein wenig Mühe ihr zu folgen. Mehrfach hätte er sie schon fast aus den Augen verloren. Doch er liess nicht locker, weder mit seiner Verfolgung, noch mit seinen Fr a gen. „Sagst du mir jetzt, was du im Schilde führst?“
„Nein.“
„Das war deutlich.“
Beth war den Weg, den sie ging , am Anfang ihres Au f enthalts einige Male gegangen, weshalb er zu einer Selbstverständlichkeit geworden war . Aber jetzt, nach Dinas Tod, fühlten sich die Stra s sen, die Häuser, die ganze Umgebung seltsam an. Ihr mu l miges Gefühl schien auf Silvan überzugreifen. Inzwischen hatte sie nicht mehr das Gefühl, dass er sie beschützen wol lte, sondern eher, dass sie ihm Deckung geben mus s te.
„Du bist verrückt. Es wird bereits dunkel und du führst uns in diese Gegend!“ Selbst sein kaum hörbares F lüs tern ersch ien Si l van noch zu laut.
„Silvan, wenn es deine Angst nicht zulässt, mich zu b e gleiten, dann lass es.“ Eigentlich war Beth froh um seine Gesellschaft und sie fand G efa l len daran, ihn ein wenig zu necken.
„Ssssht! Nicht so laut!“
„Warum nicht? Befürchtest du, die Zombies könnten dich h ö ren?“
Ein leises Geräusch aus einem Hauseingang liess Silvan derart zusammenzucken, dass Beth einen Schritt zu Seite machen mus s te, um nicht zu stürzen. Das brachte sie zum L ä cheln.
„Findest du das etwas witzig? Hättest du nicht m orgen diese dä m lichen Blumen holen können? Jetzt haben wir schon einen b e rühmten Blumenmarkt, aber Madame bevorzugt es halb ve r welkte zu kaufen und damit in der Abenddämmerung in einer der schlimmsten Gege n den Nizzas herumzuirren. Hier gibt’s doch nichts weiter als arme Menschen, Gangs, Verbrecher und den Frie d …“ Silvan blieb wie g e lähmt stehen und hielt Beth fest. „Das kann jetzt nicht dein Ernst sein!“ Inzwischen hatte er sein Vorh a ben , leise flüsternd nur das A llernötigste zu sagen , vol l kommen vergessen .
„Jetzt mach hier nicht so einen Aufstand. W ie du selbst schon sagtest, es d ämmert erst. Also ist noch T a geslicht da. Ausserdem weißt du ja, dass ich das alleine machen werde. Du wirst also draussen warten mü s sen. Und ja, ich möchte das jetzt tun, weil ich das Gefühl habe, meinem Onkel etwas zu schulden. Der Kerl liegt seit Ewigkeiten hier begraben und hat noch nie Besuch von seiner Nichte bekommen. Das ist tra u rig.“
„Die Nichte konnte ihn nicht besuchen, weil sie vor gar nicht allzu langer Zeit noch überhaupt nichts von seiner Existenz wusste!“ Eine leichte Hysterie schien die Oberhand über Silvans Stimme zu erla n gen.
„ Genau. Und darum ist es jetzt alle r höchste Zeit.“ Beth löste sich aus Silvans Griff und setzte ihren Weg fort.
„Warte! Lass mich hier nicht alleine!“
Wieder musste Beth grinsen, als sie den Kopf leicht zur Seite neigte und sah, wie Silvan ihr hinterher ran n te.
„So, da wären wir. Du wartest hier.“
„Das werde ich nicht tun. Ich bin doch kein Hund, den man ei n fach vor dem Kaufhaus ankettet!“ Silva n plusterte seine Brust wie ein Hahn auf und ma r schierte auf das Tor zu. Aber als er daran rüttelte, geschah nichts. „Oh, so ein Pech. Geschlossen!“ Mit g e spielter Enttäuschung liess er von dem Tor ab. „Dann mü s sen wir doch bis m orgen wa r ten.“
Ein m itleidiges Lächeln war alles, was Beth für Silvan übrig hatte. Dann griff sie selbst nach dem Riegel und wie durch Za u berhand glitt das Tor auf. „Na , so ein Zufall!“ Der Sarkasmus war nicht zu über hören und Silvans Laune verschlechterte sich sofort wieder. Mit dunkler Miene folgte er Beth auf das Friedhofsgelände. Zw i schenzeitlich war der Himmel von einem kräftigen Rot in ein dunkles Graublau übergegangen, das die finstere Nacht ankündi g te. Der Mond glomm bereits sanft auf und hing wie von Geiste r hand gehalten in der Luft. Mit der Dämmerung zog ein kü h ler Wind auf,
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