Wenn nichts mehr ist, wie es war
wurde und am Ende erzählte er ihr sogar, wie er eines schönen morgens aufwachte und sie weg war . „ Auf der Küche n theke lag nur ein Zettel mit den Zeilen ‚Such nicht nach uns’. N a türlich suchte ich sie trotzdem, aber ich fand sie nicht. Weder in den Krankenhäusern, noch bei Verwandten oder Bekannten, von denen ich wusste. Auch nach Neugeborenen hielt ich Ausschau, Auffälligkeiten bei Geburten, Findelkindern und manchmal kla p perte ich sogar die Mülltonnen der Stadt ab, nur um sicher zu g e hen, dass nicht in irgendeiner To n ne eine Plazenta oder sogar m ein Kind lag. “
Entsetzt folgte Beth seinen Au sführu n gen. Ein ‚es tut mir so L e id’ hielt sie für unangebracht und fehl am Platz. Stattdessen war ihr ein Gedanke g e kommen.
„Das abgeschlossene Zimmer“, Beth zögerte, „ hätte es das Ki n derzimmer werden sollen ?“
Umgehend bereute Beth ihre Frage, denn seine Züge erhärt e ten sich wieder und die Stimmung schlug von einer leichten Wehmut in Zorn um . „Verdammt richtig. Es hätte das Kinderzimmer we r den so l len. Bist d u jetzt zufrieden? Ist deine Neugier de gestillt und sind deine Nerven wieder beruhigt? Kannst du jetzt aufh ö ren in fremden Häusern an geschlo s senen Türen zu rütteln?“
Sie sah ihm deutlich an, dass er stocksauer war, dennoch liess sie es darauf ankommen. „Also entschuldige mal, du hast mich hie r her eingeladen und mich alle i ne gelassen.“
„A ch, also trage ich die Schuld?“ Wutentbrannt trat er auf sie zu. Unweigerlich hob Beth schützend den Arm vor ihr Gesicht, doch Jérémie liess sich nicht aufhalten. Grob packte er ihr Handgelenk und riss i h ren Arm nach unten . Überrascht holte Beth im Affekt mit der freien Hand zum Schlag aus, der von Jérémie aber mit Leichtigkeit abgewehrt wu r de . Wieder war es der Griff nach ihrem Handgelenk, welcher sie handlungsunfähig machte. Ihre Hände hinter den Rücken drückend, stand er jetzt direkt vor ihr und fu n kelte sie aus dunklen Augen an . Beth e r schauerte, zwang sich aber , seinem Blick mit trotzig erhobenem Gesicht standzuhalten . Da sie nicht wusste, was jetzt passieren würde, stieg mit wild p o chendem Herzen langsam Panik in ihr auf. Aber was dann g e schah, damit hatte sie nicht g e rechnet.
Mit fest zusammengebissenen Zähnen und angespannter Hal s muskulatur, fast so, als müsste er unglau b lich um Fassung ringen, stand er einfach da. U nd dann küsste er sie. Der Kuss war intensiv , leidenschaftlich und wütend zugleich . Trotz der deutl i chen Härte wirkten seine Lippen weich und sanft, während seine Zunge forsch ihresgleichen forderte und auch fand . Eine Woge des B e gehrens drohte sie mitzureissen, doch g enauso überraschend wie er seine n Mund auf den ihren gepresst und sie zur Reaktion g e zwungen hatte, lie s s er auch wieder von ihr ab. Beinahe hätte sie das Gleichgewicht verl o ren, doch sie wagte nicht, sich mehr als nötig zu bewegen , geschwe i ge denn, die Augen zu öffnen . Erst als sie hörte, wie die Tür hinter ihr laut zugeknallt wurde und Beth sich selbst überlassen zu sein schien , holte sie tief Luft. Sie ve r suchte einen klaren Gedanken zu fassen, was sich aber bald als Vergeblich herausstellte. Also sagte sie das erste, w as ihr ei n fiel, um dann aufstehen und ins Bett gehen zu können . „Wow, ist das abgedreht.“ Alles in allem betrachtet, wusste sie, dass dies noch gelinde ausgedrückt war , zu mehr war sie aber nicht mehr f ä hig.
Jérémie konnte nicht schlafen. Hellwach lag er im Bett und ve r suchte, seine rotierenden Gedanken zum Schwe i gen zu bringen. Sie zu küssen war ein riesiger Fehler, aber er hatte den Impuls nicht unterdrücken können. Wie sollte er weiter an diesem Fall arbeiten, wenn er sich von ihr sosehr aus dem Konzept bri n gen lies s ? Was war in ihn gefahren, ihr sein Gästezimmer anzu bi e ten? Was, wenn sie m orgen immer noch nicht zurück in die Wohnung konnte? Sie wühlte alles wieder auf, was er solange versucht hatte zu ve r gessen, sie ruinierte innert kürzester Zeit seine gesamte hart antrainierte Selbstb e herrschung. Wie sollte er das auch nur einen weiteren Tag aushalten? Eines stand fest: M orgen musste sie raus. Sie war ein Te u felsweib und sie schlief nur eine Tür weiter. Wie hatte er das nur zulassen kö n nen?
Der Tag war noch nicht angebrochen, als Beth hörte, wie die Haustüre knarrte. Offenbar hatte er genauso wenig ein Auge zug e tan wie sie selbst. Ihre Schlaflosigkeit hatte sie
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