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Wenn nur dein Lächeln bleibt

Wenn nur dein Lächeln bleibt

Titel: Wenn nur dein Lächeln bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lind
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Ihre kleine Sabine liegt. Dann müssen Sie das Kind nicht schon wieder durch die Stadt tragen. Wie ich höre, haben Sie noch ein zweites, das Sie immer mit herumschleppen müssen.«
    Wir staunten. Gab es das wirklich noch, dass sich ein studierter Weißkittel in ein ganz gewöhnliches Elternpaar hineinversetzte?
    »Das würden Sie wirklich für uns tun, Herr Professor?«
    »Ja! Sie glauben gar nicht, wie gut mir der Sonntagsbraten neulich bei meiner Nichte geschmeckt hat! Den verdanke ich ja wohl einem einwandfrei arbeitenden Elektroherd«, brummte der Arzt. »Nein, im Ernst, ich stehe Morgen Nachmittag um Punkt fünf am Bett Ihrer Tochter. Und trommele die Damen und Herren Kollegen der Klinik zusammen. Dann wird der Fall in aller Ruhe besprochen. So schnell schießen die Preußen nicht!«
    P rof. Günther Frankl war genau so ruhig, freundlich und kompetent, wie ich mir das am Telefon vorge stellt hatte: ein weißhaariger, kräftiger Mann, dem man seine Vorliebe für guten Sonntagsbraten ansah.
    Zu dritt und zu viert untersuchten die Ärzte meine kleine Sabine immer wieder aufs Neue. Sie streckte ihre Ärmchen nach mir aus, sodass mir fast das Herz brach. Ich wollte sie nur noch mit nach Hause nehmen – egal was die Herren nun herausfanden! Bernd lehnte leichenblass an der Tür und behielt Anja im Auge, die wir im Gang hatten stehen lassen.
    Schließlich berieten sich die Kollegen in einem ziem lich unverständlichen Fachchinesisch. Wahrscheinlich wollten sie vor uns nicht das Gesicht verlieren.
    »Also, was wir jetzt herausgefunden und beschlossen haben, ist, dass erst mal gar nicht operiert wird«, fasste Professor Frankl das Ergebnis ihrer Gespräche zusammen. »Wir sind hier übereinstimmend zu der Überzeugung gekommen, dass es reicht, wenn der Kopfumfang regelmäßig gemessen wird. Das kann Frau Hädicke zu Hause selbst tun. Nicht wahr, Frau Hädicke, das trauen Sie sich doch zu?«
    »Ich … Wie bitte? Obwohl ich ein LAIE bin, darf ich ein Maßband benutzen?«
    »Schatz, bitte!«
    »Ähm … ja, natürlich!«
    »Am besten, Sie führen ein Babytagebuch, in das Sie alle Messwerte eintragen. Und sobald der Kopf wirklich nicht mehr wächst, was ich für absoluten Unsinn halte, rufen Sie mich an.«
    »Ja. Danke. Natürlich.« Ich war fassungslos. Er tat so, als wäre das hier nur eine Bagatelle!
    »Also ich möchte BITTE auch noch gefragt werden!«, empörte sich Frau Dr. Böhm mit zitterndem Kraushaar. »Schließlich bin ich die behandelnde Kinderärztin.«
    »Natürlich, Frau Kollegin.« Professor Frankl mach te eine leichte Verbeugung, dann wandte er sich wieder an mich. »Gehen Sie weiterhin brav zur Mütterberatungsstelle zur Routineuntersuchung …«
    »Ja, da wird man wirklich gut beraten«, meinte Bernd von der Tür aus. »Allererste Sahne, diese Beratung.«
    Professor Frankl grinste.
    »Unverschämtheit!«, keifte Frau Dr. Böhm. »Ich habe nur auf eine mögliche Gefahr hingewiesen.«
    »Tja, und was die Diagnose hier in dieser Klinik angeht«, schloss der Professor seinen Vortrag ab, »ist es tatsächlich besser, wenn man als verantwortungsvoller Vater noch eine zweite Meinung einholt.« Er klopfte Bernd auf die Schulter. »Das haben Sie gut gemacht, Herr Hädicke. Nur nichts überstürzen.«
    »Hätten wir nach Ihren Horrorschilderungen einer Operation zugestimmt, wäre dieser Klinik mit Sicherheit wieder ein gravierender Fehler unterlaufen«, sagte ich mit schneidender Stimme. »Dann hätten wir ein zweites Kind mit einer Behinderung. Die Leichtfertigkeit dieser Ärzte hier ist doch unglaublich!«
    Die anderen schwiegen, sahen betreten zu Boden. Dr. Dirks kniff schuldbewusst die Lippen zusammen. Bernd warf mir einen anerkennenden Blick zu.
    Professor Frankl nahm meine Hand, und als ich sie gerade in unendlicher Dankbarkeit und Erleichterung schütteln wollte, führte er sie zum Mund und deutete einen Handkuss an. »Respekt, Frau Hädicke. Großen Respekt.«
    Seine kleinen Runzelaugen blitzten mich eine Sekunde lang an.
    »Wiedersehen, die Herrschaften«, sagte der Professor und verschwand.
    »Wiedersehen, Anja«, hörte ich ihn draußen noch sagen, bevor seine Schritte auf dem Flur verhallten.

22
    Sabine entwickelte sich prächtig, trotz vorzeitig geschlossener Fontanelle. Detailliert trug ich alles in den Babykalender ein. Sie konnte mit sechs Monaten aus der Tasse trinken, konnte ihr Fläschchen selbst halten, es austrinken und danach herzhaft rülpsen.
    Die beiden ungleichen Schwestern hatten sich

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