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Wenn nur dein Lächeln bleibt

Wenn nur dein Lächeln bleibt

Titel: Wenn nur dein Lächeln bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lind
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Mädchen in der Schule bzw. in der Tageseinrichtung waren, und erledigte neben dem Haushalt auch noch Bernds Bürokram. Mit dem neuen Computer zu arbeiten machte mir Spaß. Bernd schaffte es durch seinen Fleiß und seine Disziplin, unseren Lebensstandard nicht nur zu halten, sondern auf Dauer sogar noch zu verbessern. Er konnte sich vor Aufträgen nicht retten, denn jetzt war allen egal, dass Bernd nicht in der Partei gewesen war.
    Auch im Bildungsbereich galten jetzt BRD -Gesetze. Und damit die Schulpflicht für jedes Kind. Na, super! Anja war plötzlich schulpflichtig! Ihre Einrichtung wurde kurzerhand zu einer Sonderschule für körperlich und geistig Behinderte erklärt.
    Mir fiel ein Erlebnis wieder ein, das ich mit Elke, meiner Freundin, während unserer Mutter-und-Kind- Kur im Kloster gehabt hatte: Wir waren heimlich zu einer Wahrsagerin gegangen. In ein altes Hutzelhaus, oben am Wald, ein richtiges Hexenhäuschen. Über der dunkelgrünen Holztür stand in handgemalten Buchstaben: »Willkommen bei Tante Helga«.
    Zuerst fürchteten wir uns, dieses unheimliche Waldhaus zu betreten, doch die Neugier trieb uns schließlich über die Schwelle.
    An einem dunkelgrünen Kachelofen hockte ein Kräuterweiblein und brockte mit mageren Fingern einen Keks in seinen Tee. Als die Frau uns sah, legte sie uns theatralisch die Karten, las im Kaffeesatz und in Anjas Hand, woraufhin sie kühn orakelte: »Anja kommt eines Tages in die Schule.« Für diese Auskunft kassierte sie zehn Ostmark. Ich hatte sie damals ausgelacht, aber das kleine Abenteuer war es uns wert gewesen.
    Nun hatte die alte Kräuterhexe doch irgendwie recht behalten: Anja kam tatsächlich in die Schule! Es gab ein großes Fest, mit einer Schultüte für Anja und allem Drum und Dran! Sogar die Presse war da.
    Zunächst hatte ich keine rechte Vorstellung davon, wie »Schule« nun für Anja vonstattengehen sollte. Man hatte sie ja als »förderungsuntauglich« abgestem pelt. (Sogar als taub und wahrnehmungsunfähig, ja als leere Hülle, dank der Diagnose von Dr. Mohr, der Koryphäe!)
    Aber von nun an versuchten die neu ausgebildeten Lehrerinnen und Betreuerinnen, unsere Anja ihren Fähigkeiten entsprechend zu fördern.
    Sie nahm mit viel Interesse am Unterricht teil. Mal lachte sie vor Freude, mal blieb sie ernst. War sie wirklich nicht förderungswürdig gewesen? Ein fataler Fehler! Was mag sich hinter der Stirn meiner Tochter alles abgespielt haben, wenn man sie einfach abschob und »zur Aufbewahrung« stundenlang in einer Ecke sitzen ließ?
    Sie lernte zwar nicht Lesen, Schreiben und Rech nen, aber man ermunterte sie, ihr Umfeld wahrzunehmen und die wichtigsten Alltagsdinge kennenzulernen. So nahmen die Betreuerinnen Anja zusammen mit den anderen Kindern in den Supermarkt. Zurück in der Einrichtung wurden die Lebensmittel dann verwertet. Es wurde Frühstück zubereitet, Kuchen gebacken, ja sogar gekocht. Selbst das Abwaschen und Aufräumen wurde mit den behinderten Kindern geübt. Da Anja ihre Arme nicht kontrolliert einsetzen kann, nahm sie zwar nur passiv am Geschehen teil, zeigte aber mit Mimik und Gestik, dass sie den Sachverhalt »verstanden« hatte. Zumindest reagierte sie auf die ihr von zu Hause vertrauten Gesten, Geräusche und Gerüche, auf das Geschirrklappern oder den Duft nach Spülmittel. Vielleicht war es auch einfach nur die Geschäftigkeit, die ihr ein Gefühl von Geborgenheit gab. Das Gefühl dazuzugehören, dabei zu sein, nicht in die Ecke geschoben zu werden?
    Sie bekam nun endlich auch Einzeltherapien, vielleicht viel zu spät, denn sie war inzwischen fünfzehn Jahre alt. Ergotherapie, Sprachtherapie, Physiotherapie – all das hätte ihr viel früher zuteil werden können. Wenn nur dieser sture Staat nicht gewesen wäre, mit seinen engstirnigen Vorschriften!
    Anja brachte sogar halbjährlich ein Zeugnis mit nach Hause. Darin stand immer, dass sie sehr wissbe gierig und aufmerksam sei, eine positive Lebenseinstellung habe und mit ihrer Situation sehr gut zurechtkomme. Vor allem aber stand darin, dass die Mitschüler sie sehr liebten und umgekehrt. Auf dieser neuen Sonderschule machte Anja sogar eine Klassenfahrt!
    Zuerst wollte ich sie gar nicht mitfahren lassen.
    »Das hält unsere Maus nicht aus!«, sagte ich zu Bernd, der eigentlich ganz dafür war.
    »Es ist doch nur eine Woche! Schatz, sie ist ein Teenager und wird jetzt flügge!«
    Ich schaute ihn fragend von der Seite an. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Nein, ganz im

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