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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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in die Augen.
    „Wenn ich meinen Job behalten will, habe ich keine Wahl. Also, was sagen Sie? Können wir uns einigen oder müssen wir die Bulldogge hinzuziehen?“
    Agent Natali, offenbar humorresistent, sah sie einfach nur an. Prüfend und irritiert, wie man jemanden betrachtet, den man zu kennen glaubt, sich aber nicht erklären kann, woher. Kein Finger zuckte, kein Mundwinkel bewegte sich. Er blinzelte nicht einmal. Nur sein Blick wanderte auf und ab.
    Elena starrte mit wütender Entschlossenheit zurück, in der Hoffnung, ihn zu einer Antwort zu zwingen. Unwillkürlich glitt ihr Blick zu seinem Mund. Diese Lippen waren eine wahre Versuchung. Voll, aber nicht feminin. So fein gezeichnet, dass sie allein durch den Anblick wusste, wie sie sich anfühlen würden. Auf ihrem Mund, auf ihren Brüsten und zwischen ihren …
    Ein Grollen stieg in ihrer Kehle auf. Verdammte Hormone.
    „Nein“, sagte er schließlich. „Ich brauche keinen Partner. Und das weiß Smith genau.“
    Elena schnaufte entrüstet. „Das ist mir egal. Der Lieutenant will, dass wir die Sache klären. Er hat sich klar ausgedrückt.“
    „Was man mit Gewalt gewinnt, kann man auch nur mit Gewalt behalten.“
    „Wie bitte?“
    „Kommen Sie nächste Woche Freitag wieder, vier Uhr.“ Demonstrativ versenkte er die Stäbchen in der Pappschachtel, förderte eine Ladung Nudeln zutage und begann zu essen.
    „Es ist dringend, okay?“ Elena entlud ihren Zorn in einem Zähneknirschen. „Smith steigt mir mordsmäßig aufs Dach.“
    „Aha.“ Agent Natali aß unbeeindruckt weiter. „Wenn es dringend ist, kommen Sie eben Freitag um halb vier vorbei.“
    „Warum machen Sie es mir so schwer? Es geht nur um diesen einen Fall. Danach verkriechen Sie sich von mir aus wieder in China oder Timbuktu und murmeln Mantras.“
    „Welchen Fall?“, gab der Mönch zurück.
    Sein Magen knurrte vernehmlich. Als er eine Hand auf seinen Bauch legte, legte sich seine Stirn in Falten und ließ ihn noch mürrischer wirken.
    „Der Fall Phönix.“
    „Die Sekte, die ihre Opfer drei Tage vor der eigentlichen Entführung brandmarkt und über die wir ansonsten nichts wissen?“
    „Genau. Aber ich muss Sie korrigieren. Während meiner Studienzeit habe ich mich intensiv mit einem ähnlichen Fall beschäftigt, der in den siebziger Jahren für Aufsehen sorgte. Die Parallelen sind derart bemerkenswert, dass wir …“
    „Ich brauche aber keinen Partner“, schnitt ihr Agent Natali das Wort ab. „Glauben Sie mir, es würde Ihnen keine Freude bereiten, mit mir zusammenzuarbeiten. Sagen Sie Smith das.“
    „Sind Sie zu oft von der Klostermauer gefallen, oder was?“
    „Ich bin nur gebrandmarkt, was Partnerschaften betrifft, deswegen lasse ich mir keine mehr aufdrücken. Der einzige Zwang im Leben sollte der Tod sein. Sie sind bezaubernd, aber ich kann nicht mit Ihnen zusammenarbeiten.“
    „Alle sagten, es ist unmöglich. Dann kam einer, der das nicht wusste, und tat es.“ Elena kniff angriffslustig die Augen zusammen. „Sehen Sie? Ich kann das auch. Und nur damit das klar ist: So leicht werden Sie mich nicht los.“
    Plötzlich fiel ihr eine Fliege ins Auge, die über den Schirm der Schreibtischlampe krabbelte. Ein idiotischer Gedanke kam ihr in den Sinn. Das Kind in ihr war bedeutend schneller als der Vernunftmensch, und so verscheuchte sie das Insekt handwedelnd in der Hoffnung, es möge in Richtung Mönch fliegen. Summend suchte die Fliege das Weite – um blitzartig zwischen zwei zuschnappenden Stäbchen zu landen.
    „Genau das haben Sie erwartet, stimmt’s?“ Der Mann lächelte.
    Er lächelte dermaßen herausfordernd, dass Elena nichts weiter tun konnte, als den Mund sprachlos auf- und wieder zuzuklappen. Sie starrte auf die zappelnde Fliege, dann auf die Lampe und schließlich wieder auf den Mönch.
    „Zu viel ferngesehen, was?“ Er gab das Tier wieder frei. Verwirrt knallte es gegen die Fensterscheibe. „Aber jetzt ist Ihnen klar, dass es funktioniert. Bitte lassen Sie mich allein. Oder muss ich Sie wie ein erlegtes Reh über die Schulter werfen und raustragen? Ich tu’s. Das können Sie mir glauben.“
    Sie schnaufte. „Sollte mich die Fliegennummer beeindrucken?“
    „Nein. Ich hatte nur zufällig Lust, Ihre Erwartungen zu erfüllen. Und wenn Sie jetzt bitte meine erfüllen würden? Ich brauche keinen Partner und ich will keinen. Es ist für uns beide das Beste, wenn wir unsere eigenen Wege gehen. Möchten Sie Smith das nicht sagen? Okay – dann sage ich es

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