Wenn nur noch Asche bleibt
wollte helfen und scheiterte. Er wollte etwas bewegen und trat auf der Stelle. Die negativen Schwingungen, die diese Welt erfüllten, waren zu stark. Sie absorbierten jede Energie, die gegen sie arbeitete. Wenigstens erschien es ihm so.
Eine Partnerin …
Es war kaum zu glauben. Was zum Geier war in Smith gefahren? Der Lieutenant gehörte nicht zu den Menschen, die aus Lust und Laune mit Gemeinheiten um sich warfen. Er bezweckte irgendetwas mit diesem Befehl, aber was? Wollte er für etwas mehr Sozialkontakt in Daniels abgeschotteter Welt sorgen? War er vielleicht der Meinung, der Beistand einer schönen Frau würde ihn aus der Reserve und zurück ins normalsterbliche Leben locken?
Was immer es war, Smith würde seinen Willen nicht bekommen. Mochte der Lieutenant sich auf den Kopf stellen und mit dem Hintern Fliegen fangen, er würde niemals mit dieser Frau zusammenarbeiten. Sein Vorgesetzter konnte ihm daraus keinen Strick drehen. Es verging kein Tag, an dem er Daniel nicht als unersetzbar bezeichnete.
Andererseits – warum hatte sich ihr Anblick wie ein Magenschwinger angefühlt? Er glaubte, sie zu kennen. Sogar gut zu kennen. Und doch war er sich ziemlich sicher, ihr niemals begegnet zu sein. Woher kam also dieses Gefühl? Sie war zwangsversetzt worden und in einem weit entfernten Teil dieses Landes aufgewachsen. Es bestand kaum die Möglichkeit, dass sich ihre Wege irgendwann gekreuzt hatten. Sei es drum. Milliardenfache Verknüpfungen im Gehirn beschäftigen sich tagtäglich mit zahllosen Sackgassen und Irrwegen, also verband er das Gesicht der Frau vermutlich mit irgendeiner alten Erinnerung, die rein nichts mit ihr zu tun hatte.
Daniel schüttelte seine Grübeleien ab, überquerte den Parkplatz des Departments und hielt auf seinen schwarzen Land Rover Discovery zu. Als er endlich die Wagentür hinter sich zuschlagen konnte und auf das Gaspedal trat, durchströmte ihn Erleichterung. Er wollte nichts, nur nach Hause. Vor nächste Woche würde ihn niemand zurück in die Stadt locken, selbst wenn es galt, die Welt oder das Universum zu retten.
Vermutlich hielt ihn der Rest der männlichen Belegschaft inzwischen für einen frigiden Idioten. Ihm war nicht entgangen, dass man im Department ausführlich über Elena diskutiert hatte.
„Klasse Fahrgestell. Eine Haut wie Milch und Honig. Hellbraune Katzenaugen. Und dieser Schmollmund, Herrgott! Zwei hübsche Äpfel. Nicht zu groß, nicht zu klein. Genau eine Handvoll.“
Wie Schuljungen hatte die Meute darüber gestritten, ob Elenas Haare nun schwarz oder dunkelbraun waren. Oder darüber, wie lang dieselben sein würden, wenn man ihre akkurate Hochsteckfrisur löste. Man hatte über die Beweglichkeit dieser Frau schwadroniert, über ihren trägen Katzenblick, über ihren Hüftschwung beim Gehen und die Tatsache, dass ihr Hintern eindeutig der Apfelsparte zugehörte. Irgendwer hatte in die Runde geworfen, dass sie mit ihrem orientalischen Touch eine fantastische Bauchtänzerin abgeben würde. Gerüchteweise stammten ihre Eltern aus Ägypten, aber sicher war sich niemand.
Daniel bog in den Waldweg ein, beschleunigte und ließ den Geländewagen aufröhren. Endlich lag sie vor ihm. Seine Zuflucht. Der einzige Ort jenseits der chinesischen Berge, an dem er sich geborgen fühlte. Idyllisch schmiegte sich das vom Alter ausgebleichte Holzhaus an den Rand des Kiefernwaldes, umgeben von Felsen und Strand. Inzwischen weckte dieser Anblick keinen Schmerz mehr. Lediglich selige Erinnerung an das Glück, das er hier erlebt hatte, und Dankbarkeit, dass das Leben ihm so viel davon geschenkt hatte. Wenigstens für ein paar Jahre. Ein Steg, den Daniel gebaut hatte, führte gute dreißig Yards auf das Meer hinaus. Seine Frau hatte es geliebt, am Abend mit einer Decke dort draußen zu sitzen, den Wellen zuzusehen und gemeinsam mit ihm ein Glas Wein zu trinken, eingesponnen in einen Kokon aus flüchtiger Glückseligkeit. Jetzt saß er allein am Ende des Steges und trank Wein, aber er hatte gelernt, diese Tatsache zu akzeptieren. Nichts war verloren. Sie würden sich wiedersehen, denn ihre Seelen waren verbunden.
Daniel parkte den Wagen, ging ins Haus und zog sich um. Er tauschte den Anzug gegen eine weite, schwarze Baumwollhose und verzichtete trotz der Kühle des Abends auf das passende Hemd. Als er den Trainingsraum betrat, summte die Stille in seinen Ohren. In der Mitte des leeren, mit dunklem Eichenparkett ausgelegten Dojos, der die Ausmaße eines Saales besaß, stand eine
Weitere Kostenlose Bücher