Wenn nur noch Asche bleibt
deinem Körper war, habe ich dich verändert.“
„Inwiefern? Etwa meine DNA?“
„Ja. Deine Gene gleichen jetzt meinen. Der Kristall hat dich als Sohn seiner Erschaffer angesehen. Ich habe dich gesehen und wusste, dass du der Richtige warst. Du warst dazu bestimmt, der neue Wächter zu werden. All deine Stärke und deine Kraft wären nutzlos verwelkt, hätte ich dich ein normalsterbliches Leben führen lassen. Du hättest dich den Wünschen deines Vaters gebeugt und wärst ein toter Mensch in einem teuren Anzug geworden.“ Moa’ris Blick verschleierte sich vor Wehmut. „Vor allem aber warst du dafür ausersehen, sie zu treffen.“
„Sie?“ Sein Kopf schwirrte. „Kommt jetzt auch noch eine Frau ins Spiel?“
„Seelen sind unsterblich. Sie wandern von Körper zu Körper. Die sehr alten Wesenheiten erinnern sich an ihre früheren Leben, doch Ixchas Erinnerungen sind verloren gegangen. Vielleicht, weil sie es so wollte. Oder um ihr für dieses Dasein keine unnötige Last mitzugeben.“
„Wer ist Ixcha?“
„In diesem Leben heißt sie Elena. Damals war sie meine Schwester.“
„Das ist nicht dein Ernst.“ Daniel musste lachen, obwohl ihm nicht danach zumute war. „Du warst Elenas Bruder in einem früheren Leben?“
„Ja.“
„Das ist abgefahren.“
„Ich weiß, dass ihr füreinander bestimmt seid.“ Moa’ris Stimme wurde hart, seine Augen blitzten. „Ich werde dir zeigen, was geschehen ist, damit du mich verstehst. Ich zeige dir meine und ihre Geschichte. Wenn du danach in deine Wirklichkeit zurückkehrst, bedenke, dass ihr zusammengehört. Tu ihr nicht weh, verstanden?“
„Das klingt wie eine Drohung.“
„Weil es eine Drohung ist. Tust du ihr weh, stelle ich unvorstellbare Dinge mit deinem Körper an.“ Der Maya richtete sich zur vollen Größe auf. „Ich lasse dich Skorpione erbrechen, ich lasse dein Gemächt verfaulen und sorge dafür, dass Pfeilgiftfrösche aus deinen Augäpfeln quellen. Aber das wäre noch nicht das Schlimmste. Im Amazonas gibt es kleine Fische, die in deine Harnröhre kriechen und sich mit Hilfe von Widerhaken in deinem besten Stück festkrallen. Ich könnte dafür sorgen, dass dich ein Dutzend besonders großer Exemplare quält. Sie würden dir das Blut und das Gehirn aussaugen, bis du den Verstand verlierst.“
Daniel schnaufte. „Wenn du das könntest, hättest du mir schon längst eins ausgewischt. Ich erinnere an meine erste Begegnung mit Elena.“
„Und du erinnerst dich an dein kleines Verdauungsproblem im Anschluss?“
„Das warst du?“ Daniel ballte die Fäuste. Der Gedanke, dass dieser Mann nicht nur jenes peinliche Erlebnis ausgelöst hatte, sondern auch noch Zeuge dessen Auswirkungen war, entfachte lodernde Wut. „Das ist der Dank, dass ich dir zeit meines Lebens als Gefäß diene? Verpiss dich, du prähistorischer Bastard!“
Der Maya grinste unbeeindruckt. „Ich sorge nur dafür, dass du nicht sehenden Auges in dein Unglück rennst.“
„Ich gehöre zu Mary. Ich habe immer zu Mary gehört! Und ich werde ihr nicht untreu, nur weil mir der Geist eines umtriebigen Maya-Kriegers einen Ständer macht und dafür sorgt, dass ich vor Notgeilheit die Wände hochgehe.“
„Mit deiner Notgeilheit habe ich nicht das Geringste zu tun.“ Moa’ri grinste. „Als ihr euch nackt durch das Haus gejagt habt, war ich nicht anwesend. Gewisse Sachen gehen mich nichts an.“
„Du kannst also nach Belieben rein- und rausschlüpfen?“
„Ja, aber das tut jetzt nichts zur Sache. In der Vergangenheit hast du zu Mary gehört, das stimmt. Aber für die Zukunft ist es Elena, mit der du dich vereinen wirst. Ohne sie an deiner Seite wirst du scheitern. Du wirst sterben, deine Seele wird vernichtet und die Welt brennt in einem Inferno aus Flammen.“
„Warum besetzt du nicht Roland Emmerich?“
„Ich rede von einer realen Zukunft, Daniel. Weise Elena nicht zurück. An euch beiden liegt es, ob die alte Harmonie wieder neu entsteht, oder ob von diesem wunderschönen Ort nur Asche übrig bleibt.“
Daniel antwortete nichts. Er schloss die Augen und wünschte sich fort. Weit fort. An eine Zuflucht ohne Gedanken und Gefühle.
„Du musst nur warten“, fuhr Moa’ri fort. „Der Mann, den du suchst, hungert nach deiner Seele. Er wird sie sich schon bald holen wollen. Denn er ist es, der Menschen im Feuer brennen lässt, um ihre Seelenkraft in sich aufzusaugen.“
Daniel gefror zu Eis. „Wie bitte?“
„So ist es. Alles hängt zusammen. Nichts ist im
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