Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
und er leidet unter Atemnot. »Schmerzen inder Brust sind eines der charakteristischsten und wichtigsten Symptome bei der Diagnose einer Herzattacke«, sagt Dr. P. Kezdi, Professor für Medizin an der Wright State University School of Medicine, »sie sind jedoch auch das Symptom, das am häufigsten falsch interpretiert wird. Es gibt über hundert Gründe für ›Herzschmerzen‹, und eine koronare Herzerkrankung ist nur einer von ihnen.«
Es gibt frühe Warnsignale, die auf eine Herzkrankheit hindeuten, und es gibt auch falsche Signale. Es ist typisch für uns Menschen, die echten Signale zu ignorieren und die falschen Signale viel zu wichtig zu nehmen. Man kann daher nicht genug betonen, dass es Ihnen allein unmöglich ist, die wahre Bedeutung eines Symptoms oder Signals zu erkennen. Sie brauchen die Diagnose eines Fachmanns, nämlich Ihres Arztes.
(P. Kezdi 19 )
Mit anderen Worten: Man sollte die Symptome, die man möglicherweise bei sich selbst feststellt, nicht überbewerten, sondern sich auf das Urteil des Hausarztes oder des Kardiologen verlassen. Sie sind Fachleute, und sie wissen, wovon sie reden. Trotzdem gibt es gewisse Anzeichen, die darauf hindeuten, dass ein Patient nicht unter Herzattacken leidet, sondern unter Panikattacken.
Wenn sie in bestimmten Situationen auftreten (zum Beispiel, wenn wir uns abends ausruhen, wenn wir in einer Schlange warten müssen, wenn wir über unsere Probleme nachdenken, wenn wir zu Hause Streit hatten) oder an bestimmten Orten (in Geschäften, Bussen, Aufzügen, in der Kirche oder beim Friseur), dann handelt es sich wahrscheinlich um Panikattacken, nicht um Herzattacken. Panik ist immer an bestimmte Auslöser gebunden (auch wenn wir sie vielleicht nicht alle kennen), Herzattacken stehen nicht in so engem Zusammenhang mit bestimmten auslösenden Situationen oder Ereignissen.
Zu dieser Regel gibt es eine Ausnahme. Die Symptome einer Herzerkrankung können schlimmer werden, je mehr man sichanstrengt. Auch Panikattacken können während einer körperlichen Anstrengung auftreten, sie treten jedoch normalerweise auch zu anderen Gelegenheiten auf. Wenn wir uns anstrengen, beispielsweise, wenn wir eine Treppe hochsteigen oder wenn wir an einem kalten Morgen verhältnismäßig schnell gehen, dann ist es nur normal, dass unser Herz schneller schlägt und unser Atem schneller und tiefer wird. Wenn das jedoch die einzige Situation ist, bei der jemand Schmerzen in der Brust verspürt, dann sollte der Betreffende einen Arzt zu Rate ziehen, denn möglicherweise leidet er wirklich unter einer Herzkrankheit. (Mit »Schmerzen in der Brust« meine ich Druck- oder Schweregefühl hinter dem Brustbein oder Schmerzen oder Brennen zwischen den Schulterblättern, das manchmal in den Nacken, den Kiefer, die linke Schulter und an der Innenseite des linken Armes bis zum Ellbogen hinunter ausstrahlt.) Wenn jemand jedoch über einen längeren Zeitraum bei sich selbst einen beschleunigten Herzschlag beobachtet hat, ansonsten aber bei guter körperlicher Gesundheit ist, dann handelt es sich in seinem Fall wahrscheinlich eher um Panikattacken.
Ich möchte noch einmal betonen, dass es besser ist, sich mehr auf das Urteil des Arztes zu verlassen als auf sein eigenes. Eine meiner Patientinnen war äußerst besorgt, da sie der Meinung war, ihre Symptome deuteten auf eine Herzkrankheit hin. Die Schmerzen, die sie verspürte, strahlten bis in ihren rechten Arm aus, und sie war davon überzeugt, dass sie einen Herzanfall hatte. Sie musste über sich selbst lachen, als ich ihr erklärte, dass bei einem Herzanfall die Schmerzen in den linken Arm ausstrahlen!
Eine andere meiner Patientinnen hatte nachts im Bett Panikattacken. Sie dachte, es seien Herzattacken, zog sich dann immer an und fuhr zwanzig Kilometer durch die Nacht bis zur städtischen Notdienstzentrale. Dort blieb sie auf dem Parkplatz stehen, damit jederzeit ein Arzt erreichbar wäre, wenn es wirklich zu dem befürchteten Herzinfarkt käme. Sie hatte das schon zehn Jahre lang so gemacht! Ich schlug ihr vor, es doch einfach maldrauf ankommen zu lassen, und erklärte ihr, dass es wirklich wichtig sei, herauszufinden, ob ihre Befürchtungen den Tatsachen entsprachen. Mein Vorschlag lief darauf hinaus, dass sie das nächste Mal im Bett bleiben und sich selbst »sterben« lassen sollte. Schon die bloße Vorstellung war schrecklich für sie. Aber nach und nach begann sie sich für meinen Vorschlag zu öffnen, und nach einer unserer Therapiesitzungen nahm
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