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Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)

Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)

Titel: Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Baker
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sie all ihren Mut zusammen und beschloss, dem »Tod« ins Auge zu sehen.
    Es hört sich vielleicht komisch an, aber für sie war es mehr als wahrscheinlich, dass das Experiment mit ihrem Tod enden würde. Daher kostete es sie sehr viel Mut, auf meinen Vorschlag einzugehen. Nach einigen nervenzehrenden Nächten, in denen sie ihre »Herzanfälle« zugelassen hatte, ohne etwas gegen sie zu unternehmen oder in die Sicherheit des städtischen Krankenhauses zu flüchten, begriff sie, dass sie immer noch am Leben war und sich offenbar in Bezug auf die »Herzattacken« gründlich geirrt hatte. Von da an traten die Panikattacken seltener auf und wurden schwächer.

Irrtum Nr. 3: »Ich werde sterben«
    Viele Jahre lang waren meine Kollegen und ich dabei, wenn Patienten Panikattacken erlitten. Das ist belastend für den Patienten und oft auch für den Therapeuten. Ich habe nie erlebt, dass eine Panikattacke irgendwelche (ernsthaften) körperlichen Folgen hatte, und sicherlich stirbt niemand an einer Panikattacke. Ich habe sehr viel Forschungsmaterial durchgearbeitet, Konferenzen besucht, mit Kollegen gesprochen und habe doch von keinem einzigen Fall erfahren, in dem eine Panikattacke zum Tod des Patienten geführt hätte.
    Manche Menschen befürchten, dass sie durch ihre Panikattacken, die doch so mächtig sind und so starke Gefühle auslösen, auf die Dauer körperlich oder geistig Schaden nehmen – dass dieAttacken beispielsweise einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen könnten. Aber der menschliche Körper scheint Panikattacken sehr gut zu überstehen, wieder und wieder und während eines langen Zeitraums. Die Stoffe, die während einer Panikattacke in die Blutbahn ausgeschüttet werden, einschließlich Adrenalin, werden vom Körper selbst produziert und arbeiten grundsätzlich zu seinem Schutz, nicht zu seinem Schaden. Wie Claire Weekes in ihrem Buch Peace from Nervous Suffering erklärt: »Wenn Sie wüssten, wie dick und wie kräftig Ihr Herzmuskel ist, dann würden Sie alle Furcht verlieren, dass er durch schnelleres oder kräftigeres Schlagen reißen oder Schaden nehmen könnte.« 20 Das Gleiche gilt für starke Kopfschmerzen. Auch wenn man deutlich spüren kann, wie das Blut in den Adern pulsiert, platzen sie dadurch nicht und können keine Gehirnblutungen und keinen Gehirntumor auslösen.
    Auch wenn es unmöglich ist, an einer Panikattacke zu sterben, kann es doch geschehen, dass bei jemandem, der bereits zuvor an einer körperlichen Krankheit litt (z.B. an einer Herzschwäche oder schwerem Asthma), diese Krankheit durch eine Panikattacke wieder akut wird. (Das kann übrigens auch durch jede andere Anstrengung geschehen.) Wenn ein praktischer Arzt einen Patienten an mich überweist, der nicht nur unter Panikattacken, sondern auch an einer körperlichen Erkrankung leidet, dann frage ich ihn normalerweise, ob der Patient seiner Ansicht nach dazu ermutigt werden sollte, eine Panikattacke ausdrücklich zuzulassen und durchzustehen. Meist ist der behandelnde Arzt der Meinung, dass der Patient ohne eine Therapie in weitaus stärkerem Ausmaß unter Panikattacken zu leiden hätte und dass eine Therapie, durch die er seine Angst überwindet, für ihn die beste Möglichkeit ist. In solchen Fällen (die eher die Ausnahme als die Regel sind) kann ein schrittweiser Ansatz, bei dem der Patient nicht seiner ganzen Angst auf einmal ausgesetzt ist, sich als vorteilhafter erweisen.

Irrtum Nr. 4: »Ich werde in Ohnmacht fallen«
    Wenn die Symptome sich verstärken, insbesondere Schwindelgefühl, Übelkeit und getrübtes Sehvermögen, dann sind die Betroffenen meist davon überzeugt, dass sie das Gleichgewicht verlieren oder gar ohnmächtig werden. Sie versuchen sich selbst zu stabilisieren, halten sich an irgendetwas fest oder setzen sich hin, damit es nicht so weit kommt. Andere Menschen, die in ihrer Nähe sind, schenken ihnen Glauben; Verkäufer oder hilfsbereite Partner schieben ihnen einen Stuhl hin oder führen sie an die frische Luft. Ich habe sogar in ein paar Selbsthilfebüchern über Angst den Satz gelesen: »Das Schlimmste, was Ihnen passieren kann, ist, dass Sie ohnmächtig werden.« Das ist einfach nicht wahr – niemand wird während einer Panikattacke ohnmächtig.
    Vielleicht sagt jemand: »Ich erinnere mich genau daran, dass ich vor fünf Jahren während einer Panikattacke ohnmächtig wurde.« Aber wurde er wirklich ohnmächtig? Oder beinahe ohnmächtig? Hat er wirklich das Bewusstsein verloren? Vielleicht sind

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