Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
die Betreffenden in der Vergangenheit aus anderen Gründen einmal ohnmächtig geworden – während einer Schwangerschaft, wegen hohen Blutdrucks oder auf Grund einer Anämie, nach einem Saunabesuch oder weil sie zu schnell aufgestanden sind –, aber sicher nicht durch die Panikattacke selbst. Diese körperlichen Ursachen liegen jetzt vielleicht nicht mehr vor, aber weil der Betreffende in der Vergangenheit einmal ohnmächtig geworden ist, befürchtet er, das könnte wieder geschehen. Ich kann jedoch nur wiederholen, dass es unmöglich ist, auf Grund einer Panikattacke ohnmächtig zu werden.
Zu dieser Regel gibt es allerdings ebenfalls eine Ausnahme. Sie betrifft Menschen, die extrem ängstlich auf alles reagieren, was irgendwie mit medizinischer Behandlung zu tun hat – auf Krankenhäuser, Spritzen, den Anblick von Blut usw. Während einer Panikattacke steigert sich normalerweise das Energieniveau des Körpers – der Herzschlag beschleunigt sich, der Atemgeht schneller, wir geraten ins Schwitzen usw., und der Blutdruck erhöht sich. Zu einer Ohnmacht kommt es jedoch dann, wenn der Blutdruck sehr niedrig ist.
Wenn manche Menschen Blut sehen, dann verlangsamt sich ihr Herzschlag und ihr Blutdruck fällt rapide. Es geschieht nicht nur im Film, dass Medizinstudenten, die das erste Mal im Operationssaal sind, beim Anblick von Blut in Ohnmacht fallen. Auch in der Realität kann es Vorkommen, dass Menschen ohnmächtig werden, wenn sie Blut oder Spritzen sehen. Es ist möglich, diese Reaktion mit der Zeit zu überwinden, wie Ihnen einige Chirurgen bestätigen können. In jedem Fall trifft diese Ausnahme von der Regel nur auf wenige Menschen zu. Während einer Panikattacke ist der Patient so angespannt, dass er gar nicht ohnmächtig werden kann; der Körper funktioniert einfach nicht so. Die Betroffenen sind zu erregt und reagieren zu heftig und überreizt, um ohnmächtig werden zu können.
Als ich den ersten Entwurf für dieses Kapitel verfasste und mich mit der Frage beschäftigte, ob es möglich sei, auf Grund einer Panikattacke ohnmächtig zu werden, schrieb ich: »Es gibt zwei Ausnahmen zu dieser Regel.« Die zweite Ausnahme, die ich anführen wollte, betraf Menschen, die während einer Panikattacke ernstlich hyperventilieren. Dann las ich eine interessante Studie von drei niederländischen Forschern. 21 Sie wiesen zwanzig Freiwillige an, mindestens neunzig Minuten lang so schnell und tief zu atmen, wie sie konnten. Sie berichten: »Alle unsere Testpersonen hyperventilierten in einem Maße, das dem Maximum dessen entspricht, was einem Menschen möglich ist (sie erzielten eine Verringerung des Kohlendioxidgehalts im Blut um fünfundfünfzig Prozent). Das taten sie anderthalb Stunden lang. Keiner von ihnen wurde ohnmächtig und keiner von ihnen starb.« Das deutet darauf hin, dass es so gut wie unmöglich ist, ohnmächtig zu werden, während man hyperventiliert – auch wenn man sich natürlich schwindlig fühlen kann.
Irrtum Nr. 5: »Ich werde einen Schlaganfall bekommen«
Manche Menschen halten eine Panikattacke für einen Schlaganfall, oder sie glauben, eine Panikattacke könne so schlimm werden, dass sie einen Schlaganfall auslöst. Andere wieder haben mehr Angst davor, wie es ihnen nach diesem vermeintlichen Schlaganfall ergehen wird – dass sie nur noch »Zombies« sind, die nicht mehr für sich selbst sorgen, nicht mehr reden, nicht mehr selber essen und nicht mehr selbständig zur Toilette gehen können. Sie haben oft ältere Verwandte, die einen Schlaganfall hinter sich haben oder in einem Altenheim oder Krankenhaus gepflegt werden; das mit anzusehen hat bei diesen Patienten die heimliche Angst ausgelöst, dass es ihnen eines Tages genauso ergehen könnte. Es ist ein schrecklicher Gedanke für sie, von anderen abhängig zu sein, und in ihrer Angst stellen sie sich vor, eines Tages durch eine Panikattacke zu Schwerstbehinderten zu werden. In Wirklichkeit passiert so etwas nie.
Irrtum Nr. 6: »Mit meinen Augen stimmt irgendwas nicht«
Was wirklich schlimm für mich war, waren diese schrecklichen Momente, wenn ich plötzlich nur noch verschwommen sehen konnte und mein Herz wie verrückt zu klopfen anfing. Das ist einfach schrecklich, kann ich nur sagen.
Wenn Patienten die Erfahrung machen, dass sie nicht mehr scharf sehen können und die Dinge »herumzuschwimmen« scheinen, dann neigen sie dazu anzunehmen, dass mit ihren Augen etwas nicht in Ordnung ist oder dass sie sogar blind werden.
Ich selbst
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