Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
umfasst, unter denen die Betroffenen leiden können. Panikpatienten wünschen sich häufig, dass all diese unangenehmen Gefühle einfach verschwänden, ein für allemal, oder dass irgendjemand sie davon befreien könnte, so wie ein Chirurg ein Krebsgeschwür entfernt. Unsere Angstreaktion loszuwerden würde jedoch wahrscheinlich bedeuten, unser Leben zu verlieren.
Das Problem besteht darin, dass sie zum verkehrten Zeitpunkt ausgelöst wird.
Ich möchte noch einmal betonen, dass die körperlichen Symptome als solche vollkommen natürlich und harmlos sind – auch wenn sie für einen Betroffenen, der nicht erkennen kann, wodurch sie ausgelöst wurden, sehr beängstigend sein können.
Eine zusätzliche Quelle der Angst sind die allgemein verbreiteten falschen »Glaubenssätze«, auf die ich in Teil II eingehen möchte.
TEIL II
Falsche Glaubenssätze
5. Was Panik nicht ist
Im Wesentlichen beruht Angst auf dem Glauben, dass Gefahr droht. Der eine, der eine Panikattacke hat, glaubt vielleicht, dass ihm ein Herzinfarkt bevorsteht, und der andere, dass er den Verstand verliert oder einen Nervenzusammenbruch erleidet. Der Gedanke an eine drohende Gefahr ist allgegenwärtig, verschiedene Menschen stellen sich jedoch während einer Panikattacke verschiedene Arten von Gefahr vor.
Panik ist nicht das, was sie zu sein scheint
Manchmal irren wir uns. Nehmen Sie den Mann in der Londoner U-Bahn-Station. Es war Hauptverkehrszeit. Die U-Bahn fuhr ein. Sie war ganz voll, die Leute standen dicht an dicht. Aber er dachte, er könnte sich vielleicht noch hineinquetschen und probierte es. Als er mit dem Rücken zur Tür stand und darauf wartete, dass sie sich schloss, schob sich zu seiner großen Überraschung noch eine weitere Person in den Wagen und blieb hinter ihm stehen. Im selben Moment spürte er, wie sich ein kaltes Stück Stahl in seinen Rücken bohrte. Er hatte schon einiges über Raubüberfälle und Gewalt in der U-Bahn gehört. Sollte er jetzt umgebracht werden? Würde der Unbekannte ihn dazu auffordern, ihm seine Brieftasche zu geben? Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Er begann zu zittern. Er nahm all seine Kraft zusammenund drehte sich langsam um, bereit, dem Übeltäter ins Gesicht zu sehen, und rechnete jeden Moment damit, dass das Messer seinen Rücken durchbohren würde. Und dann … glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Hinter ihm stand eine kleine alte Dame mit einem Regenschirm unter dem Arm, und was er in seinem Rücken gefühlt hatte, war die Spitze dieses Regenschirms gewesen! Er hatte sich geirrt.
Solange der Mann glaubte, dass ein Dieb mit einem Messer hinter ihm stand, schwitzte und zitterte er, und sein Herz raste – er hatte Angst. Aber als er die kleine alte Dame sah, änderten sich seine Gefühle sofort; er war erleichtert und dachte, dass es wirklich dumm von ihm gewesen war, so einen Unsinn zu glauben.
Lassen Sie mich an dieser Stelle eine Behauptung aufstellen (ich weiß, es fällt Ihnen wahrscheinlich nicht leicht, mir zu glauben): Eine Panikattacke ist im Grunde genommen so etwas wie diese alte Dame mit Regenschirm – erschreckend und furchterregend, solange man nicht weiß, was es ist, aber völlig harmlos, sobald man es weiß.
Aber eine Panikattacke ist doch so ein schreckliches Erlebnis! Es muss etwas ganz Schlimmes sein, was da passiert!
Ja, Panikattacken sind etwas sehr Beängstigendes. Ja, die Gefühle sind sehr, sehr stark. Ja, sie scheinen einen völlig grundlos zu überfallen, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ja, die Betroffenen haben den starken Wunsch, irgendetwas zu tun, damit »es« nicht mehr passiert. Aber – Panikattacken sind nicht das, was sie zu sein scheinen. Sie lösen keinen Nervenzusammenbruch aus, keinen Schlaganfall, keinen Herzinfarkt. Man verliert nicht die Kontrolle über sich selbst, fällt nicht in Ohnmacht, macht sich nicht lächerlich. Man hat den Eindruck, dass so etwas geschehen muss, aber es geschieht nicht. In den nächsten beiden Kapiteln möchte ich genauer auf die falschen Glaubenssätze eingehen, die viele Betroffene sich zu Eigen gemacht haben.
Irrtum Nr. 1: »Das hört nie mehr auf«
Eine besonders weit verbreitete Befürchtung ist, dass die Panik von allein nie wieder aufhören würde. Panikgefühle entstehen unvermittelt und werden stärker und stärker, solange, bis die Betroffenen irgendetwas unternehmen, um sie wieder loszuwerden. Vielleicht verlassen sie fluchtartig den Supermarkt, wenn das der Ort ist, an dem ihre Angst am
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