Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
und konkret, aber sie dienen alle ein- und demselben Zweck – uns vor Gefahr zu schützen. Viele Menschen, die unter Panikattacken leiden, meinen, dass die Symptome gefährlich seien, weil sie so stark sind. Aber welchen Sinn hätte es, über eine »automatische« Angstreaktion zu verfügen, wenn sie uns schaden würde? Der phantastische Schutzmechanismus, der uns davor rettet, von einem wütenden Löwen zerfleischt zu werden, sollte uns umbringen, nachdem wir uns in Sicherheit gebracht haben? Das hätte doch überhaupt keinen Sinn. Ja, die Symptome sind sehr stark – das müssen sie auch sein, wenn sie uns dazu verhelfen sollen, einer Gefahrensituation zu entrinnen. Aber in sich selbst stellen sie keine Bedrohung dar.
Sekundärreaktionen auf Panikattacken
Einige Gefühle gehören nicht unmittelbar zur Angstreaktion, treten jedoch als Folgeerscheinung auf. Oft kommt es bei Patienten, die unter sehr häufigen Panikattacken zu leiden haben, zu Gefühlen von Ohnmacht und Verzweiflung. Wenn plötzlich Panikattacken über einen Menschen hereinbrechen und sein bisheriges Leben ruinieren, dann ist es nur allzu verständlich, dass er davon überzeugt ist, es gäbe für ihn keine Hoffnung mehr. Die folgenden drei Sekundärreaktionen sind besonders verbreitet.
ZWANGSVORSTELLUNGEN
Zwanghafte Gedanken können sehr deprimierend und kräftezehrend sein. Sie kommen, ohne dass der Betroffene es will. Siesind das genaue Gegenteil von dem, was er gern denken möchte. Sie richten sich oft gegen das, was der Betroffene am meisten liebt oder was ihm am kostbarsten ist. Eine Mutter, die ihr Baby liebt, wird beispielweise von der Vorstellung gequält, dass sie es ersticht oder erwürgt. Solche Gedanken findet sie natürlich furchtbar. Oder ein Ehemann hat den immer wiederkehrenden Gedanken, seiner Frau Schaden zuzufügen. Manche Patienten leiden unter der Zwangsvorstellung, irgendetwas Dummes zu tun, das ihre Karriere zerstört. Solche Gedanken sind immer von starken Emotionen begleitet, und Betroffene, die unter ihnen leiden, haben oft Angst, diese Zwangsvorstellungen könnten eines Tages so stark werden, dass sie sie in die Tat umsetzen. Es sind jedoch nur Gedanken, Vorstellungen, die weit über das normale Maß hinaus gesteigerte allgemein menschliche Verhaltensweisen zum Inhalt haben.
Menschen, die Angst vor diesen zwanghaften Gedanken haben, versuchen oft, sie gewaltsam zu verbannen. Die Zeit und Anstrengung, die sie das kostet, hat jedoch in Wirklichkeit zur Folge, dass die Gedanken, denen so viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, nur umso machtvoller auftreten. Viele Menschen kennen angenehme Zwangsvorstellungen (z.B. sexueller Art); meist machen sie sich deswegen keine Sorgen und versuchen auch nicht, sie zu verbannen. Es ist nicht verwunderlich, dass ein Mensch, der unter Druck steht und unter Panikattacken leidet, eher unangenehme Zwangsvorstellungen hat; für den Betreffenden kann das jedoch sehr beängstigend sein.
VERGESSLICHKEIT
Auch Vergesslichkeit ist ein Faktor, über den viele Angstpatienten klagen. Die Betreffenden denken oft, ihre Vergesslichkeit sei ein Anzeichen dafür, dass sie den Verstand verlieren. In Wirklichkeit rührt die Vergesslichkeit jedoch zum Teil daher, dass sie so mit ihren Problemen und Symptomen beschäftigt sind, dassdie Belange des täglichen Lebens daneben an Bedeutung verlieren. Jemand, der seine eigene Vergesslichkeit als Anzeichen dafür deutet, dass er »nicht mehr alle Tassen im Schrank« hat, neigt oft auch zu übertriebener Besorgnis. Er registriert es jedes Mal voll Schrecken, wenn er irgendetwas vergessen hat, auch wenn es sich um Vorkommnisse handelt, an die er früher keinen Gedanken verschwendet hätte.
ERSCHÖPFUNG
Wenn man ständig mit dieser schrecklichen Angst konfrontiert ist, dann raubt einem das alle Kraft. Die täglichen Aufgaben scheinen einem dann gigantische Ausmaße anzunehmen; einen Korb Wäsche in die Maschine zu stecken kann dann schon ein kaum lösbares Problem sein.
(C. F.)
Der Betroffene muss all seine Kräfte aufwenden, um Panikgefühle zu bekämpfen und ihnen zu widerstehen. Es fällt ihm immer schwerer, sein tägliches Leben zu bewältigen.
Bitte nehmen Sie mir meine Angst!
In diesem Kapitel habe ich mich bemüht, den größten Teil der Symptome zu benennen, die während einer Panikattacke auftreten können. Nicht jeder Betroffene erlebt all diese Symptome; meine Liste sollte jedoch so vollständig wie möglich sein, damit sie möglichst viele der Gefühle
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