Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
während eines Zeitraums von etwa zehn Minuten deutlich und heftig spürbar, dann handelt es sich um eine Panikattacke. (Das ist allerdings nur dann der Fall, wenn diese Symptome nicht durch eine offensichtlich lebensbedrohliche Situation ausgelöst werden.)
Bei vielen Patienten treten mehr als vier Symptome auf; die Empfindungen, die einen Panikanfall begleiten, können sich auch von Mal zu Mal etwas unterscheiden. Etwas, worunter ein Patient sehr leidet, macht einem anderen vielleicht kaum etwas aus. Wenn nur ein oder zwei dieser Symptome vorliegen, spricht man von einer »leichteren Panikattacke«. Ich sage »nur eines oder zwei«, aber das ist im Grunde irreführend, denn wenn ein Mensch häufig und unerwartet mit einem oder zweien dieser Symptome konfrontiert wird, dann kann das für ihn sehr Besorgnis erregend und unangenehm sein und seine Lebensqualität deutlich mindern.
Kann ich ein normaler Mensch sein, wenn ich Panikattacken habe?
Auch wenn das Diagnostic and Statistical Manual insofern sehr nützlich war, als es einem breiteren Fachpublikum die Tatsache, dass es Panikattacken gibt, überhaupt erst bewusst gemacht hat, war es in anderer Hinsicht wenig hilfreich. Das Nachschlagewerk prägte nämlich den Ausdruck »Panik erkrankungen « für Patienten, die regelmäßig Panikattacken erleiden oder solche befürchten und sozusagen ständig mit der »Angst vor der Angst« leben. Es mag zwar aus versicherungstechnischen Gründen nützlich sein, der Sache einen medizinisch klingenden Namen zu geben, dadurch entsteht aber unglücklicherweise der Eindruck, dass der Betreffende an einer Erkrankung im eigentlichen, medizinischen Sinne leidet. Das ist jedoch nicht der Fall.
Panikattacken lassen sich durch normale psychische Prozesse, die in ganz normalen Menschen ablaufen, völlig hinreichend erklären. Sie lassen sich beispielsweise darauf zurückführen, dass Menschen lernen mussten, auf ungesunde Weise mit den Belastungen des Lebens umzugehen – ebenso auf mangelndes Wissen über das, was in ihrem Körper geschieht und auf die Furcht vor dem, was ihnen passieren könnte. Angst und Unwissenheit sind allgemein menschliche Erfahrungen und haben nichts mit Krankheit zu tun.
Kann man Angst und Panik überwinden?
Viele Betroffene haben Hilfe gesucht und dabei verschiedene Wege beschritten. Einige gehen zu ihrem Hausarzt und lassen sich Medikamente verschreiben, die ihnen Erleichterung verschaffen. Manche werden an Herzspezialisten oder Neurologen überwiesen. Sie sind der Meinung, an einer körperlichen Krankheitzu leiden; wenn eine solche nicht gefunden wird, sind sie ratlos und verwirrt. Wieder andere suchen Rat bei Freunden oder nehmen seelsorgerliche Hilfe in Anspruch. Einige finden vorübergehende Erleichterung durch Alkohol. Manche kommen einigermaßen zurecht – sie schaffen es, irgendwie weiterzumachen, obwohl sie das Leben nie wirklich genießen können. Und bei anderen scheint einfach nichts zu helfen – ihr Leben ist ein ständiger Alptraum.
Kann sich das jemals ändern? Ist es möglich, diese quälenden Gefühle loszuwerden? Kann das Leben je wieder normal sein? Die Antwort lautet: Ja! Es geht nicht über Nacht, aber es geht. Ich habe dieses Buch geschrieben, um Menschen zu helfen, sich durch den Dschungel ihrer Paniksymptome hindurchzukämpfen und auf der anderen Seite als freie Menschen wieder herauszukommen. Es ist bestimmt nicht einfach, und es wird einige Zeit dauern – aber es ist möglich!
Für wen ist dieses Buch bestimmt?
Es ist für drei Zielgruppen bestimmt:
– In erster Linie ist es als Selbsthilfebuch für Betroffene gedacht.
– Darüber hinaus soll es Verwandten, Partnern und Freunden von Angstpatienten helfen, deren Probleme zu verstehen, und es ihnen ermöglichen, die Betroffenen sinnvoll zu unterstützen. Meist leiden diese Menschen ebenfalls, da das Phänomen so verwirrend ist und sie nie genau wissen, wie sie sich den Betroffenen gegenüber am besten verhalten. Sollten sie streng sein oder verständnisvoll und einfühlsam? Ist es eine Krankheit oder eine Schwäche oder einfach eine Überreaktion?
– Drittens ist es dazu gedacht, Therapeuten bei ihrer Arbeit mit Panikpatienten zu unterstützen. Seit etwa vier Jahren gebe ichselbst meinen Patienten frühere Versionen der Kapitel 4 bis 8 dieses Buches zum Lesen, damit sie sich zwischen den Therapiesitzungen damit beschäftigen können. Die Patienten empfinden es oft als hilfreich, wenn ihnen schriftliches
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