Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
dass er ständig manipuliert wurde – da bin ich mir ganz sicher. Aber das kostet alles so viel Kraft, dieman besser für andere Dinge einsetzen würde. Das Problem ist nur, wenn ich den Dingen einfach ihren Lauf lasse, betrete ich vollkommen unbekanntes Land.
(F. A.)
Um herauszufinden, was wirklich geschieht, muss der Betroffene dieses »unbekannte Land« betreten, und das erfordert sehr viel Entschlossenheit, Mut und ein bisschen Planung.
Terrys Experiment
Damit Sie einen Eindruck davon gewinnen können, wie ein persönliches Experiment aussehen kann, möchte ich Ihnen an dieser Stelle die Geschichte von Terry erzählen, einem erfolgreichen Landwirt, der es aus Angst vor Panikattacken vermied, in Geschäfte zu gehen oder größere Städte zu besuchen. Terry hatte genug von den Beschränkungen, die seinem Leben durch die Panikattacken auferlegt waren, und war außerdem davon überzeugt, dass sie ihn viel Geld kosteten. Sein Fall ist ein Beispiel dafür, wie ein einziges, einfaches, persönliches Experiment der Schlüssel zur Heilung sein kann. Es gibt andere Fälle, die nicht so einfach liegen und eine ganze Serie von persönlichen Experimenten erfordern, von denen jedes Einzelne dazu dient, jeweils eine bestimmte der verschiedenen Befürchtungen des Betreffenden zu überprüfen.
Ich lernte Terry kennen, nachdem sein Hausarzt ihn an mich überwiesen hatte. In unserer ersten Sitzung schilderte er mir seine Ängste und wie sie sich im Laufe der letzten fünf Jahre entwickelt und sein Leben immer mehr eingeschränkt hatten. Die größte Angst hatte er vor dem Kaufhaus C&A in Aberdeen. In der zweiten Sitzung erklärte ich ihm, was Panikattacken wirklich sind und wie wichtig es ist, herauszufinden, was tatsächlich geschieht. Terry wollte sich nicht nach und nach an die Konfrontation mit seinen Ängsten herantasten, sondern gleich »den Stier bei den Hörnern packen«. Bei seinem persönlichen Experiment sollte es um das gehen, wovor er am meisten Angst hatte.
Wir fuhren zusammen ins Stadtzentrum von Aberdeen. Ich parkte mein Auto und nach einer kurzen Lagebesprechung gingen wir zusammen zu C&A. Anfänglich ging er dort sehr schnell hin und her und sah sich alles sehr genau an.
Ich fragte ihn, warum er jedes Etikett zu lesen schien. »Damit ich nicht an Panik denken kann«, sagte er – das war seine persönliche Sicherheitsmaßnahme. Ich bat ihn, sich nicht länger auf diese Weise abzulenken. Er ging darauf ein, lief jedoch immer noch sehr schnell hin und her. »Warum bewegen Sie sich so schnell?«, wollte ich wissen. »So kann ich verhindern, dass ich mich schwindlig fühle«, antwortete er. Ich bat ihn, still stehen zu bleiben. Er tat auch das. Er blieb stehen, mit gespreizten Beinen und in angespannter Haltung. »Warum stehen Sie so da?«, fragte ich weiter. »Damit ich nicht umfalle« – das war seine größte Angst. »Ich möchte Sie bitten, die Füße nebeneinander zu stellen«, forderte ich ihn auf.
Das war sein »Knackpunkt«. Ich hatte ihn um das gebeten, was am allerschwersten für ihn war. Es war der Höhepunkt seines Experiments; nur so konnte er wirklich herausfinden, ob er im Verlauf einer Panikattacke umfallen würde. Zögernd stellte er die Füße dicht nebeneinander. Im selben Augenblick wurde er von Panik erfasst wie von einer Welle, die über ihn hinwegschwappte. Aber zu seiner Überraschung fiel er nicht um, wie er erwartet hatte, und die Attacke dauerte nur ein paar Sekunden.
Nach dieser Erfahrung suchte er viele andere Orte auf und überwand die meisten seiner Befürchtungen. Er hatte Angst davor gehabt, es einmal darauf ankommen zu lassen und zu prüfen, ob er wirklich umfallen würde, und hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um einer solchen Situation aus dem Weg zu gehen. Als er dann dem, was er am meisten gefürchtet hatte, wirklich ins Auge sah, entdeckte er, dass es nichts gab, wovor er sich fürchten musste.
Ein persönliches Experiment durchführen
Hier nun die einzelnen Schritte, die ein Betroffener vollziehen kann, um herauszufinden, was während einer Panikattacke wirklich geschieht.
Als Erstes muss er sich die Frage stellen: »Wenn ich eine Panikattacke hätte und nicht versuchen würde, sie zu kontrollieren, zu stoppen oder ihr in irgendeiner Form zu entfliehen – was könnte dann geschehen? Wovor habe ich Angst?«
Manche Menschen finden es schwierig, darauf zu antworten. Sie sagen vielleicht, dass sie keine Angst haben, dass irgendetwas Besonderes
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