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Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)

Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)

Titel: Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Baker
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Angstgefühle zu verändern (zweites Bild), könnte das dem Betreffenden schaden; wenn er das nächste Mal mit einer Gefahr konfrontiert wird, könnte er vielleicht nicht mehr angemessen auf sie reagieren. Es wäre möglich, das aus den Angstgefühlen resultierende Verhalten zu verändern (drittes Bild), wie es der Junge tat, der von einem Grizzlybären angefallen wurde. Aber auch wenn es den Betreffenden gelänge, ihr Verhalten zu ändern, würden sie die unangenehmen Angstgefühle trotzdem noch empfinden. Die Therapie der kognitiven Invalidation setzt bei der irrtümlichen Einschätzung an, dass Panikattacken gefährlich sind (erstes Bild). Wenn die Betroffenen wissen, dass Panikattacken ungefährlich sind, werden sie keine Angstgefühle mehr haben.

14. Der Angst ihren Stachel nehmen
    Wie kann einem Menschen klar werden, dass Panikattacken zwar unangenehm, aber keinesfalls gefährlich sind? Indem er andere fragt, die Panikattacken erlitten haben? Indem er mit einem Freund darüber spricht? Indem er einem Therapeuten zuhört oder einem Experten, der in einer Fernseh- oder Radiosendung spricht? Manchmal hören Panikpatienten von anderen Menschen, dass Panik ungefährlich ist, und legen dann gleichlautende Lippenbekenntnisse ab, aber im Grunde ihres Herzens sind sie nicht davon überzeugt.

Das persönliche Experiment
    Wenn Wissenschaftler einen Versuch machen, dann ist er immer so aufgebaut, dass ihre Theorie dadurch überprüft wird; das Ergebnis wird ihre Theorie entweder bestätigen oder widerlegen. Wenn sie behaupten würden: »Ich kenne die Antwort schon; wir brauchen sie nicht zu überprüfen«, dann würden andere sagen: »Beweisen Sie es!« Wenn sie ein Experiment machen würden, das nur beweisen könnte, dass ihre Theorie richtig ist, dann wäre das kein richtiger Test. Ein wissenschaftlicher Versuch ist eher so etwas wie das Werfen einer Münze, die beim Liegenbleiben Kopf oder Adler zeigt – er muss die Theorie, um die es geht, entweder bestätigen oder widerlegen.
    Und worum geht es nun bei dem »persönlichen Experiment«? Es soll dazu dienen, etwas zu beweisen oder zu widerlegen, das für das tägliche Leben eines Menschen von großer Bedeutung ist. Menschen, die unter Panikattacken leiden, können ein Experiment machen, um herauszufinden, was mit ihnen geschieht, wenn sie zulassen, dass eine Panikattacke ihren natürlichen Verlauf nimmt.

Unbekanntes Land betreten
    An dieser Stelle sagen Betroffene vielleicht: »Aber ich habe das schon tausendmal mitgemacht. Ich weiß genau, was passiert.« Sie gleichen jedoch im Grunde Wissenschaftlern, die ihre Theorie nie wirklich geprüft haben. Hier einige Faktoren, die das entscheidende Experiment verhindern können:

    –  Sie erinnern sich an ihre ersten schlimmen Panikattacken, die in Ihr Gedächtnis eingemeißelt zu sein scheinen, und sind völlig darauf fixiert. So fällt es ihnen schwer, sich der Gegenwart zu stellen und unbefangen zu überprüfen, was heute geschehen würde.
    –  Ihre Angst vor dem, was geschehen könnte , ist so groß, dass sie annehmen, dass es geschehen wird. Das ist jedoch nur eine Vermutung, keine bewiesene Tatsache.
    –  Weil die Gefühle, die mit einer Panikattacke einhergehen, so unangenehm sind, haben sie sich ganz auf ihre Gefühle konzentriert und gar nicht auf das geachtet, was tatsächlich geschieht.
    –  Sie haben lange Zeit bestimmte Orte, Situationen, Handlungen und Gefühle vermieden oder »Sicherheitsmaßnahmen« ergriffen, um Panikattacken von vornherein aus dem Weg zu gehen. So brauchten sie sich niemals der entscheidenden Frage zu stellen, was ohne all diese Vorsichtsmaßnahmen geschehen würde.
    –  Ihre »Lebensretter«, durch die sie ihre Panikattacken entschärfen (tiefes Atmen, Entspannung, Alkohol usw.), bewirken, dass die Attacken niemals ihren natürlichen Höhepunkt erreichen. So erfahren sie niemals, was geschähe, wenn eine Panikattacke einfach ihren Lauf nimmt.

    Im Folgenden berichtet eine Betroffene, dass sie ihren Alltag in allen Einzelheiten sorgfältig durchgeplant hatte, um alles zu vermeiden, was eine Panikattacke hätte auslösen können:

    Ich weiß nur; dass ich schon seit Jahren alles so durchplane; diese Planerei ist ein fester Bestandteil meines Lebens geworden. Ich bin eine wahre Expertin darin. Ich kann unglaublich schnell denken und erfinde am laufenden Band Notlügen und plausible Entschuldigungen. Niemand, der irgendwie in meine Planerei einbezogen war; hat jemals geahnt,

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