Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft
Zustände.»
Jocelyn machte ein langes Gesicht. Jenny sagte: «Das stimmt. Und deshalb bleibe ich hier und leiste Onkel Jocelyn Gesellschaft.»
Jocelyns Gesicht leuchtete auf, und es leuchtete nicht nur auf, sondern es wurde auch bemerkt, daß es aufleuchtete, und zwar von May, die rasch sagte: «Das geht nicht, Jenny. Du mußt mir helfen,; Schwiegervater aus dem Wagen zu heben, wenn wir angekommen sind.»
«Du sprichst von mir wie von einem Sack Kohlen», sagte Opa. Und Jenny sagte: «Du hast doch David. Und es braucht ja wohl nicht drei von uns.»
«Sei nicht vorlaut, Jenny», fuhr May sie an.
«Immer sachte, altes Mädchen», sagte Jocelyn. «Ich finde es wirklich lieb von Jenny, daß sie hierbleiben will.»
«Davon bin ich überzeugt», sagte May.
Sie maßen einander mit langen, bitterbösen Blicken. Sie waren es nicht gewohnt, sich zu streiten. Es tat ihnen beiden mehr weh, als sie sagen konnten. Sich aber in aller Öffentlichkeit zu streiten, war etwas, was sie noch nie in ihrem Leben getan hatten. Jocelyn sagte begütigend: «Was ist denn bloß los mit dir, May?»
«Gar nichts ist los mit mir», sagte sie.
Jenny fing an zu weinen. «Ich weiß es schon. Du wolltest, wir wären nie zu euch gekommen, Tante May.»
«Sei doch nicht albern, Jenny. Ich hab euch alle drei gern bei uns.» Wenn nur David keine Möwen umbrächte - oder vielleicht gar noch Schlimmeres täte, und wenn du nicht meinem Mann nachstelltest, und wenn Emma dem armen Gaylord nicht das Leben zur Hölle machte: das hätte sie sagen mögen. Aber es gab eben Situationen, wo die Wahrheit das letzte war, was man sagen konnte. Und das hier war eine solche.
«Ich habe euch gern bei uns», wiederholte sie. «Aber in diesem speziellen Fall treffe ich die Entscheidungen, und ich erwarte, daß ihr alle tut, was ich sage.»
«Irrtum», sagte Jocelyn. «Ich treffe hier die Entscheidung. Und ich gedenke, Jennys Angebot anzunehmen.»
Opa sagte: «Wenn ihr eures emotionellen Gemetzels müde seid, dann hat vielleicht jemand die Güte, mich nach Hause zu fahren und ins Bett zu bringen, wohin ich nämlich gehöre.»
«Ja, Schwiegervater. Ich werde das tun», sagte May. Sie setzte sich hinters Steuer, startete mit bebenden Händen und legte wütend den ersten Gang ein. David saß schon auf dem Rücksitz. «Los, steig ein, Gaylord», rief Mummi energisch.
«Kann ich nicht hierbleiben bei Paps und Jenny?» fragte Gaylord.
«Aber natürlich, Liebling», sagte Mummi. «Wiedersehen, mein Goldschatz. » Und ehe noch jemand ein Wort sagen konnte, stob sie in einer Sandwolke davon. Gaylord war ganz beglückt. Es kam selten vor, daß Mummi zu ihm sagte. Sie mußte ausnahmsweise mal mit ihm zufrieden gewesen sein, obwohl er sich beim besten Willen nicht erklären konnte, warum. Aber schließlich hatte er es längst aufgegeben, Erwachsene und ihre seltsamen Gedanken ergründen zu wollen. Er nahm alles so, wie es kam. Er lächelte Paps an. «Was machen wir jetzt?» fragte er gespannt.
«Machen können wir gar nichts», sagte Jenny. Sie kämpfte immer noch mit den Tränen.
«Wir können versuchen, irgendwo eine Tasse Tee aufzutreiben», sagte Jocelyn mit Jammermiene.
«Das ist langweilig für Gaylord», sagte Jenny. «Er kann ja hierbleiben und im Sand spielen.»
«Ich möchte lieber mit euch kommen.» Gaylord wußte selbst nicht recht warum. Er hatte das instinktive Gefühl, er könne was verpassen, wenn er nicht mit ihnen ginge.
«Ich an deiner Stelle würde hierbleiben und spielen», sagte Jenny. «Schließlich kommst du ja nicht alle Tage ans Meer.» Sie warf Jocelyn einen Blick zu, den er nicht zu deuten vermochte, der ihn aber alarmierte. Er fühlte plötzlich, daß er ohne Gaylord ein sehr verlorenes, wehrloses männliches Wesen sein würde. Ach, wenn er sich doch bloß nicht in diese lächerliche Situation gebracht hätte. Ein kleiner Flirt ohne Fußangeln wäre nach seinem Geschmack gewesen. Aber bei diesem Flirt hier gab es jede Menge von Fußangeln.
Und da eine dieser Fußangeln - wie konnte es auch anders sein -seine liebe May war, kam das Ganze überhaupt nicht in Frage. Der Flirt war gestrichen. Er sagte mit gespieltem Gleichmut: «Ach, laß ihn doch mitkommen. Eines kannst du dir für den Umgang mit Gaylord sowieso merken: bei ihm hast du immer das Unerwartete zu erwarten.“
«Aber es ist so töricht.» Jenny war der Verzweiflung nahe. «Alle kleinen Jungen spielen doch gern im Sand.»
«Ich möchte lieber mitkommen»,
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