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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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«So was sagt sie?» fragte sie nachdenklich.
    «Ja», sagte Gaylord. Jetzt mußte er seinen Vorteil ausnutzen. «Aber das ist dumm, nicht wahr, Mummi? Damen verlieben sich doch nur in Leute, die noch nicht verheiratet sind, oder?»
    «Ja», sagte Mummi. Sie hatte es anscheinend völlig aufgegeben, dahinterzukommen, was unter Gaylords Hemd stecken mochte.
    «Emma ist noch sehr klein», sagte Gaylord nachsichtig. «Ich glaube einfach nicht, daß sie gesehen hat, wie Paps Jenny in dem Hotel geküßt hat.»
    Schweigen. Einen angstvollen Augenblick lang dachte Gaylord, sie würde jetzt wieder auf sein Hemd zurückkommen. Aber da sagte Mummi müde und mit belegter Stimme: «Hat sie gesagt, das hätte sie gesehen?»
    «Ja. Aber ich glaube, das hat sie sich bloß eingebildet. Außerdem», fügte er verständig hinzu, «wenn Paps wirklich jemand küssen will, dann hat er doch immer dich, nicht wahr?»
    Mummi gab keine Antwort. Sie schaute hinüber zu den Wiesen am Fluß, als habe sie sie noch nie gesehen. Gaylord überlegte, ob nun ein taktischer Rückzug möglich sei. Es war unwahrscheinlich - jedenfalls bei Mummi. Aber versuchen konnte er es ja immerhin. «Ich gehe jetzt, Mummi», sagte er.
    Sie schien nicht zu hören. Er machte ein paar vorsichtige Schritte. Mummi starrte immer noch in die Ferne. Gaylord zog sich leise und unmerklich zurück. Fünf Minuten später warf er die Stäbchen in seine Kramkiste. Donnerwetter, das war gerade noch mal gutgegangen! Das sah Mummi überhaupt nicht ähnlich, daß sie sich ablenken ließ, wenn sie sich erst mal in etwas verbissen hatte. Vielleicht liegt es an der Hitze, dachte er. Wenn man erst mal so alt ist wie Mummi, dann verträgt man sie wohl nicht mehr so gut.
     
    May blickte immer noch ins Leere. Erst nach einer langen Zeit kam wieder Leben in ihren Blick. Sie sah nach unten und war ein wenig überrascht, daß Gaylord nicht mehr vor ihr stand. Ein heftiger Schauder überlief sie. Dann ging sie langsam ins Haus zurück.
    Sie fand Jenny in der Küche. Sie sah bleich und verstört aus. «Ich muß mir dir sprechen, Tante May», sagte sie gepreßt.
    «Und ich mit dir», sagte May.
    Jenny setzte sich kerzengerade auf einen harten Küchenstuhl. Sie preßte die Handflächen gegeneinander, legte sie zwischen ihre Knie und starrte darauf.
    «Es tut mir sehr leid, Tante May, aber ich liebe Jocelyn», sagte sie.
    May kannte junge Mädchen und wußte genau, daß Jenny nichts lieber gewesen wäre als ein hochdramatischer Gefühlsausbruch, und diese Befriedigung gedachte sie ihr nicht zu verschaffen.
    «Davon habe ich bereits gehört», sagte sie beiläufig.
    Das Mädchen sah überrascht auf. «Von wem? »
    «Von Gaylord. Seit Tagen gibt es im Kinderzimmer kein anderes Thema.»
    «O nein», stöhnte Jenny auf. Sie sah wieder auf ihre Hände. «Was sollen wir jetzt tun?» fragte sie kläglich.
    «Tun?» sagte May. «Überhaupt nichts werden wir tun.»
    «Aber ich liebe ihn doch.»
    «Das ist dein Pech. Ich bin mit ihm verheiratet.»
    «Aber... Aber wir können doch nicht so tun, als wenn nichts geschehen wäre. Doch jetzt nicht mehr, nachdem du alles weißt.»
    «Ich sehe keinen Grund, warum nicht.» May setzte sich auf die Kante des Tischs, ließ ihre schlanken, hübschen Beine pendeln und stellte mit Befriedigung ihre Wohlgeformtheit fest.
    «Warum nicht?» wiederholte sie. «Ich werde weiter für ihn das Essen kochen und seine Wäsche waschen und das Bett mit ihm teilen. Und ihn ganz behutsam, ohne daß er etwas davon merkt, auf genau dem Kurs halten, der meiner Meinung nach für ihn der beste ist. Und du wirst ihn weiter lieben.»
    «Aber was ist mit Jocelyn?» fragte das Mädchen ärgerlich.
    «Onkel Jocelyn, meine Liebe. Oh, der wird ganz glücklich sein. Ich möchte sagen, er genießt es durchaus, von einem jungen Mädchen geliebt zu werden. Vorausgesetzt, du störst seine Kreise nicht. Das würde ihm nämlich mißfallen.»
    Jenny sagte bitter: «Du bist seiner ja sehr sicher, nicht wahr?»
    «Ziemlich», sagte May. «Ich habe noch nie erlebt, daß er sich von seinen Gefühlen den Kopf verwirren läßt. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, daß er so weit ginge, dich zu küssen.»
    «Nun, da täuschst du dich aber sehr», rief Jenny triumphierend. «Genau das hat er getan.»
    «Unsinn.» Doch plötzlich hatte May ein leeres Gefühl im Magen. «Dazu ist er viel zu kultiviert.»
    Jenny sprang auf. «Du bist einfach unmöglich. Du - du tust gerade so, als ob wir über eines deiner Kinder

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