Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
Vom Netzwerk:
sprechen würden, nicht über deinen Mann.» Sie blickte May empört an, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen. «Ja, das ist es. Das habe ich von Anfang an gemerkt. Jocelyn und du, ihr habt ein Mutter-Sohn-Verhältnis. »
    «Oh, das will ich nicht sagen», lächelte May amüsiert. «Wir haben so unsere Momente.» Sie glitt vom Küchentisch herunter und legte Jenny die Hand auf die Schulter. «Schau mal, Liebes. Vergiß diesen Unsinn. Das ist ja alles nicht so, wie du glaubst. Das hast du dir nur eingeredet. Warum suchst du dir nicht einen netten Freund in deinem Alter? »
    «Ich will keinen netten Freund in meinem Alter. Ich liebe reife Männer.»
    May nahm die Hand von Jennys Schulter und ging hinüber zum Fenster. «Oh, Jocelyn ist gar nicht so besonders reif. Das sind Schriftsteller nie. Wenn sie es wären, würden sie nicht schreiben.»
    Jenny sagte verächtlich: «Das schlimme bei dir ist, daß du ihn überhaupt nicht verstehst.»
    May lachte auf, fröhlich und ungezwungen. «Meine liebe Jenny, ich verstehe ihn nur zu gut, ich kenne jede Regung und jeden Winkel seiner bemerkenswerten Seele. Und außerdem liebe und achte und bewundere ich ihn. Und er liebt mich. Und ich würde vorschlagen, daß wir es dabei belassen.» Jetzt lächelte sie nicht mehr. «Verstanden, Jenny?“
    «Ich nehme an, du möchtest, daß wir gehen», sagte Jenny pathetisch.
    «Nein. Ich möchte nur, daß du aufhörst, dich so albern aufzuführen.»
    «Aber man kann doch nicht auf Kommando aufhören, jemand zu lieben.»
    «Man kann schon, wenn man sich Mühe gibt. Leichter jedenfalls, als die meisten Menschen glauben.» Sie bedachte Jenny mit ihrem strahlendsten Lächeln und ging hinaus, um Jocelyn zu suchen. Wenn nun schon einmal Großreinemachen war, dann auch gründlich und überall.
    «Würdest du mir eine ehrliche Antwort auf eine ehrliche Frage geben?» Damit stürmte May das Arbeitszimmer ihres Mannes und durchbrach die wohlgeordnete Schlachtlinie seiner Gedanken wie ein Panzerwagen.
    «Natürlich.» Er legte den Federhalter zur Seite und blickte sie, nichts Gutes ahnend, an.
    «Hast du Jenny je geküßt - es sei denn als Onkel?»
    Er überlegte. «Nein», sagte er. Er überlegte wieder. «Ja», sagte er. «Einmal. Damals an der See. Sie sah so schrecklich verloren aus.»
    «Herrgott noch mal», sagte sie. «Damit ist alles verdorben. O Jocelyn, du bist ein Narr.»
    «Ich weiß nicht, was daran so schlimm sein soll», sagte er und schien sich über sich selbst zu schämen.
    «Es ist sogar sehr schlimm. Ich habe gerade eben unsere Ehe vor einem Eindringling verteidigt. Und jetzt muß ich erfahren, daß ausgerechnet du mir den Boden unter den Füßen weggezogen hast.»
    «Es war doch nur ein Kuß», sagte er. «Was ist denn heutzutage schon ein Kuß?»
    «Nur ein Verrat», sagte sie traurig. «Das, was es immer gewesen ist, ein Verrat, Liebling.»
     

11
     
    Aber dann kam plötzlich Hilfe von außen. May hatte am Frühstückstisch ihre Post durchgesehen und rief: «O Jenny, David, Emma - hört mal her. Ich habe eine Nachricht für euch. Eure Tante Clarissa hat geschrieben. Sie haben ein Ferienhaus auf der Isle of Wight gemietet, und sie fragt, ob ihr nicht für vierzehn Tage zu ihnen kommen wollt.»
    Der einzige, der eine Gemütsbewegung verriet, war Gaylord. Er strahlte. «Kann Gaylord mitkommen?» fragte Emma.
    «‘türlich nicht.» Gaylord wehrte energisch ab. «Ich bin doch nicht eingeladen.»
    David machte ein verängstigtes Gesicht. Jenny sah Jocelyn flehend an. Dann wandte sie sich an May. «Du möchtest wohl gern, daß wir gehen, Tante May?» fragte sie mit einer Spur von Bitterkeit.
    «Ich denke, es würde euch allen mehr als guttun», sagte May. Und uns auch, dachte sie im stillen.
    «Ich - ich möchte lieber hierbleiben», sagte David abweisend. «Ich hasse Fremde.»
    «Ich auch», sagte Emma.
    «Ich fürchte, es würde recht unhöflich wirken, wenn ihr ablehnt», mahnte May sanft.
    «Natürlich», sagte Jenny frostig. «Bitte schreib ihr, wir seien entzückt, Tante May.»
    Ein paar Tage später brachte May sie zur Bahn, erleichtert, aber doch von Gewissensbissen geplagt. Drei Kinder, die in Ferien fuhren. Und doch, als sie aus dem Abteilfenster winkten, sahen sie so grenzenlos verlassen aus. Ob sie sich wohl bewußt sind, daß das nun ihre Zukunft ist, dachte May. In der Verwandtschaft von einer Familie zur anderen weitergereicht zu werden, und so immer weiter. Immer von netten, verständnisvollen Leuten

Weitere Kostenlose Bücher