Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft
Erklärung abgegeben hatte - o du liebes bißchen! Es gab nur einen Ausdruck, der dem angemessen schien, was ihm dann drohte, und was dieser Ausdruck genau bedeutete, wußte er nicht einmal. «Was ist das - ein Schicksal schlimmer als der Tod?» erkundigte er sich.
Aber niemand nahm Notiz von ihm. «Wo hat sich das denn zugetragen?» fragte Mummi.
«Wie bei den anderen Malen. Am Dorfausgang von Shepherd’s Warning.»
Die Tür ging auf. David kam herein. «Entschuldigt, ich...»
Da sah er Constable Harris und wurde blaß. «Ist was passiert?» fragte er.
«Man hat schon wieder ein Kind überfallen», sagte May.
Später, als der Polizist gegangen war, sagte sie: «David, ich muß mit dir sprechen.» Mit hochmütiger Miene folgte er ihr in die Küche. «David», begann sie, «das Kind ist heute nacht um halb zwölf überfallen worden. Als du spazieren warst. Begreifst du nun, warum ich was gegen deine nächtlichen Wanderungen habe?»
Er sah sie verwirrt an. «Aber sie... der würde mir doch nichts tun. Der hat es doch auf kleine Kinder abgesehen.»
«Ich mache mir nicht etwa Gedanken darüber, daß du angegriffen werden könntest.» Sie sah ihn prüfend an.
«Sondern?» Er schien noch verwirrter.
«Bist du gestern nacht in der Nähe des Dorfes gewesen?»
«Nein, natürlich nicht. Ich hab’s euch doch gesagt. Ich war...» Da endlich hatte er begriffen. «Tante May! Du glaubst doch nicht etwa...»
«Du hast einiges getan, um Verdacht zu erregen», sagte sie. «Jedesmal, wenn etwas passiert ist, warst du nicht zu Hause.»
«Ich finde es trotzdem gemein, so etwas von einem zu denken», sagte er mit der rasch aufbrausenden Wut gekränkter Jugend.
«Und die Geschichte mit der Möwe?» sagte sie.
«Aber das habe ich dir doch erklärt. Ich mußte es tun. Es war gräßlich.»
«Ja, das glaube ich wohl», sagte sie müde.
«Wenn du wirklich so was denkst, dann solltest du es gleich der Polizei sagen.» Er sah sie fast verächtlich an. «Vielleicht hast du das sogar schon getan.»
May war noch nie mit solcher Geringschätzung behandelt worden. «Sei nicht hysterisch», sagte sie kalt. Mit der pathetischen, aber rührenden Würde eines Oberschülers sagte er: «Ich finde, du bist hysterisch, Tante May. Eine Frau deines Alters! Erst eifersüchtig auf Jenny, und jetzt...»
Damit hatte er sie an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen. Sie sagte: «Jenny wollen wir doch hier aus dem Spiel lassen, wenn du nichts dagegen hast. Und was die andere Sache anbelangt, so tut es mir leid, wenn ich da falsche Schlüsse gezogen haben sollte. Aber du wirst doch wohl einsehen, daß du es mir recht schwierig gemacht hast.»
«Das sehe ich durchaus nicht ein.»
«Es ist aber so. Nimm das bitte zur Kenntnis», fuhr sie ihn an.
Sie wechselten frostige Blicke. «Ist das alles?» fragte er.
«Es tut mir leid, daß ich die Beherrschung verloren habe», sagte sie. «Ja. Danke. Das ist alles, David.»
Er ließ sie stehen und ging hinaus.
May suchte Jocelyn. Sie fand ihn im Schuppen, wo er zusammen mit Gaylord Holz hackte. «Geh und spiel du nur, Gaylord», sagte May ermunternd. «Ich werde Paps jetzt helfen.»
Gaylord wußte, wie er das zu übersetzen hatte. Es hieß: Verschwinde, ich muß Paps etwas Aufregendes erzählen.
«Wir können doch beide Paps helfen», schlug er rasch vor, wenn auch ohne große Hoffnung.
«Nein, du gehst.» Ihr Ton hatte eine leichte Schärfe. Paps sah Mummi nur kurz an und schlug sich zu Gaylords Überraschung auf ihre Seite. «Los, verschwinde, alter Knabe», sagte er.
Aus all diesen Symptomen schloß Gaylord messerscharf, daß die Dinge mal wieder ihren Kulminationspunkt erreicht hatten. Aber nicht nur, daß sie ihn nicht konsultierten, sie dachten nicht mal daran, ihn zu informieren. Wie üblich. «Na, dann gehe ich eben», sagte er, ohne sich von der Stelle zu rühren. Anscheinend merkten sie gar nicht, daß er noch da war. Einen Moment wiegte er sich in der kühnen Hoffnung, Mummi würde mit ihren aufregenden Enthüllungen beginnen. Doch er hätte es besser wissen müssen. Plötzlich funkelte sie ihn böse an. Er schob die Unterlippe vor und schlenderte gemächlich zu der Leiter hinüber, die nach oben auf den Heuboden führte. Aufreizend langsam und umständlich kletterte er hinauf. Wenn er sich auf den Heuboden verzog, konnte ihm keiner vorwerfen, er würde horchen. Wenn aber ein paar Worte nach oben drangen, war es nicht seine Schuld, oder? Das konnte man nicht horchen nennen. Die Worte
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