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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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eigentlich zur Alten Halle. Aber wahrscheinlich darfst du dort sowieso nicht hin.»
    «Einmal ist keinmal», sagte Gaylord.
    Plötzlich knipste David die Taschenlampe an und leuchtete Gaylord voll ins Gesicht. Geblendet verbarg Gaylord das Gesicht im Kissen. «Hast du auch bestimmt keine Angst?» sagte David.
    «‘türlich nicht», sagte Gaylord. «Ich glaube, ich habe vor überhaupt nichts Angst», fügte er zuversichtlich hinzu.
    «Gut. Dann zieh dich an. Ich hole in der Zeit was zu essen. Am besten gehen wir getrennt los und treffen uns draußen. Kannst du eine Eule nachmachen?»
    «Klar», sagte Gaylord nicht ganz wahrheitsgemäß. Er brachte bestenfalls ein Geräusch zustande, das sich anhörte, als ob Gaylord eine Eule nachmachen wollte. Aber ihm genügte es.
    «Ich mach tuhwit-tuhu, wenn ich draußen bin», sagte er. «Dann weißt du, wo du mich finden kannst.»
    «Gut», sagte David. Er wußte so gut wie Gaylord, daß es weit bequemer und sicherer gewesen wäre, sich schlicht vor der Haustür zu verabreden. Aber es galt schließlich, geheiligte Knabenrituale zu achten.
    David schlich leise hinaus. Gaylord zog sich an. Die innere Stimme mahnte ihn noch immer, doch er ignorierte sie. Nicht etwa, weil es ihm etwas ausgemacht hätte, von David ein Feigling genannt zu werden, sondern nur, weil er sich beweisen wollte, daß er keine Angst hatte. Fünf Minuten später waren sie auf dem weißen Weg, der zur Alten Halle führte.
    Der Mond ging mit ihnen, strich über die Zweige der Bäume und schwamm still auf dem Himmelsmeer. Auf dem ganzen Weg suchten Davids Augen unablässig die mondgetränkte Landschaft ab. «Die Griechen haben geglaubt, der Mond habe sich in einen sterblichen Jüngling verliebt», sagte David.
    Gaylord grübelte lange darüber nach. Er fand, das klang ziemlich närrisch, verkniff sich aber aus Höflichkeit, es laut zu sagen. Er sagte: «Paps meint, bis ich groß bin, werden sie auf den Mond fliegen. Er sagt, dann kann man Tagesausflüge dahin machen.»
    David wurde ärgerlich. «Darüber macht man keine Witze.»
    Gaylord schwieg. Er zweifelte mehr und mehr, ob es weise gewesen war, sich auf diesen Ausflug einzulassen. David war kein unterhaltsamer Begleiter, dachte er. So launisch. Sehnsüchtig dachte er an sein warmes, gemütliches, sicheres Bett. Dann kam die Alte Halle in Sicht.
    «Ich denke, wir picknicken auf der Terrasse», schlug David vor. Sie setzten sich auf eine Steinbank. Die steinernen Damen und Herren starrten sie an. Gaylord mochte das nicht. Hinter ihnen ragte die in Mondschein getauchte große Halle auf, mit schwarzen Fenstern wie leere Augenhöhlen. David machte seinen Beutel auf und packte aus: ein paar harte Rosinenbrötchen, eine Dose Ölsardinen und eine Flasche abgestandene Limonade. Gaylord hatte keinen großen Hunger.
    Aber es war doch nicht möglich, ein Picknick im Mondschein nicht zu genießen. Pflichtschuldig fing er an zu essen, ein Rosinenbrötchen in der einen Hand, in der anderen eine Ölsardine. David schaute ihm nachdenklich zu. «Dir scheint es ja zu schmecken», sagte er gereizt. «Genau, wie man es manchmal in der Zeitung liest: »
    Das verstand Gaylord nicht. «Das ist doch kein Frühstück», sagte er. «Zum Frühstück gibt es keine Rosinenbrötchen mit Ölsardinen.»
    David ließ ihn nicht aus den Augen. Und plötzlich hatte Gaylord Angst, gräßliche Angst. Alles, alles starrte ihn an, schweigend und drohend. Der Mond da droben, die steinernen Götter und Göttinnen, die große Halle mit ihren hundert blicklosen Augen. Und David. Vor allem David. Alle starrten ihn an, umringten ihn und schlossen einen Kreis um einen kleinen, sehr verängstigten Jungen in einer leeren, schlafenden Landschaft.
    Augen aus Stein. Tote Augen. Nur Davids Augen waren gräßlich lebendig. Sie glitzerten im Mondschein. David sagte: «Hast du deiner Mutter erzählt, daß ich damals nachts im Dorf gewesen bin?»
    «‘türlich nicht», sagte Gaylord. Es sollte entrüstet klingen, doch die Worte kamen heiser und gepreßt aus seiner Kehle. Er würgte. «Ich glaube, ich gehe jetzt lieber nach Hause, David», sagte er.
    «Damit du deinen Eltern erzählen kannst, daß ich im Dorf war?» sagte David und ließ die Augen nicht von Gaylord.
    «Nein», sagte Gaylord, «das würde ich nie tun, David, nie. Man darf Erwachsenen nie etwas erzählen», erklärte er.
    «Warum willst du denn auf einmal nach Hause?»
    «Es ist schon so

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