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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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spät. Und...»
    David wurde mit einemmal etwas freundlicher. «Wir gehen noch nicht nach Hause. Paß auf. Bleib schön hier sitzen und trink deine Limonade. Inzwischen sehe ich mich ein bißchen in der Alten Halle um.»
    Gaylord wollte nicht gern allein bleiben. An diesem Ort gab es zu viel Unheimliches - Willies Gespenster, steinerne Herren, die sich bewegten, den braunen Bären. Aber sagen konnte er es nicht. Mochte kommen, was wollte, David durfte um keinen Preis merken, daß er Angst hatte. «Okay», sagte er.
    «Bin gleich wieder da.» Lautlos huschte David zum Haus. Gaylord hockte auf der Steinbank und starrte mit weit aufgerissenen Augen nach allen Seiten. Unlustig aß er eine Sardine. Auf einmal merkte er, daß er vor den steinernen Herren und den Gespenstern und dem Bären gar nicht die größte Angst hatte. Die hatte er vor David. David ängstigte ihn zu Tode.
    Er schaute zu dem alten Haus empor. Nichts rührte sich. David mußte irgendwo da drin sein. Wenn er jetzt ganz leise davonschleichen würde, ohne daß man ihn hören konnte, und dann losrannte, so rasch ihn die Beine trugen, dann könnte er vielleicht schon daheim sein, bevor David überhaupt gemerkt hatte, daß er verschwunden war. Daß er Angst gehabt hatte, würde er nie zugeben müssen. Er würde sich einfach damit herausreden, seine Eltern hätten ihm verboten, so spät nachts draußen zu sein.
    Ganz leise stellte er die Limonadenflasche hin. Ohne einen Blick vom Haus zu wenden, rutschte er von der Bank und schlich auf Zehenspitzen auf die grasbewachsene Einfahrt zu. Noch immer rührte sich nichts in dem großen Gebäude. Noch ein paar Schritte. Und jetzt waren Bäume zwischen ihm und dem Haus.
    Er senkte den Kopf und rannte mit einem Schauer der Erleichterung los. Noch immer konnte David ihn einholen, aber er mußte sich sehr beeilen. Und hinter sich hörte er keinen Laut.
    Die Steinlöwen konnten nicht mehr weit sein. Er hob den Kopf, um zu sehen, wie weit es noch war. Und da sah er keine zehn Meter vor sich den braunen Bären breitbeinig mitten auf dem Weg stehen.
    Gaylord war wie gelähmt. Er machte auf dem Absatz kehrt und wollte zurückrennen. Da sah er, wie sich seitwärts unter den Bäumen neben dem Weg etwas bewegte. David! Und vor David fürchtete er sich am allermeisten.
    Unschlüssig blieb er stehen. Doch der Bär hatte ihn schon eingeholt. Er streckte zwei lange Arme aus, packte Gaylord und zog ihn an sich. Gaylord schaute auf, und da ergriff ihn lähmendes Entsetzen.
    Der Bär hatte ein Menschengesicht.
    «Was war das?» sagte May und stützte sich auf ihren Ellbogen.
     
    «Der Kühlschrank», sagte Jocelyn schlaftrunken.
    «Ach, Liebling, red nicht so daher. Mitten in der Nacht bumst doch der Kühlschrank nicht.»
    «Der rasselt oft genug, als wollte er gleich in See stechen», brummte Jocelyn. Er hatte nichts gehört. Er haßte Mays Marotte, mitten in der Nacht Dingen auf den Grund zu gehen. Er fand ganz entschieden, das hätte allemal Zeit bis zum anderen Morgen.
    Doch May war schon aus dem Bett. «Es hat sich genauso angehört, als ob jemand die Haustür zugeschlagen hätte. Und da - hör mal! Das klingt so, wie wenn Gaylord eine Eule imitiert.»
    «Vielleicht ist es eine Eule.»
    «Dann müßte sie schon Angina haben.» Sie schaute aus dem offenen Fenster. Kein Blatt rührte sich im Mondlicht. Sie sah nur fahles Weiß, dunkle Schatten, schwarze Bäume. Nicht die Spur einer Bewegung. Die Landschaft war wie in Silber gestochen.
    «Gaylord», rief sie. Keine Antwort. Ob es vielleicht doch eine Eule gewesen war? Sie verließ das Fenster und lief ins Treppenhaus hinaus.
    Jocelyn richtete sich so unbequem wie möglich auf einem Ellbogen auf. Er durfte auf keinen Fall einschlafen, ehe May zurück war, sonst würde sie ihm Herzlosigkeit, Mangel an Verantwortungsgefühl und Faulheit vorwerfen.
    Er brauchte nicht lange zu warten. Mit wehendem Morgenrock kam sie hereingestürzt.
    «Jocelyn, schnell. Steh auf! Gaylord ist nicht in seinem Zimmer. Seine Kleider sind weg. Er muß wieder einmal losgezogen sein, dieser kleine Narr! Und wenn es Willie ist...»
    In fliegender Hast zog sie sich an. Auch Jocelyn zog sich an, wenn auch etwas langsamer. Er fand seine verdammten Socken nicht.
    «Sollen wir nicht gleich die Polizei anrufen?» fragte sie.
    «O Gott! Bloß nicht! Nicht schon wieder. Weit kann er ja noch nicht sein.»
    «Du vergißt wohl, daß wir Vollmond haben», sagte sie erregt. «Und der Kerl läuft noch frei herum, während

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