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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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«Über Jennys schöne neue Welt. Sie wird ihre Toten begraben.»
    Ein prüfender Blick. «Bist du einer von den Toten?»
    «Ja», antwortete er ruhig. Jennys Hand zuckte in seiner. Da erst ließ er sie los. Unvermittelt sagte May: «Jenny, du bist furchtbar nett, und ich weiß, ich bin manchmal ekelhaft zu dir gewesen. Es ist eigentlich ein Jammer.»
    Jenny sagte: «Schon gut, Tante May. Aber du hättest es nicht nötig gehabt. Wirklich nicht. Du hast doch die ganze Zeit alle Trumpf karten in der Hand gehabt, nicht wahr?»
    «Nicht alle», sagte May. «Es gibt keinen Mann auf dieser Erde -nicht mal Jocelyn -, bei dem man sich darauf verlassen könnte, daß er bei einem so hübschen Mädchen wie dir nicht Dummheiten begeht.» Sie lächelte. Und dann schauderte ihr. Die Sonne war untergegangen, vom Fluß wehte eine kühle Brise herüber, und wie ein in ein Leichentuch gehülltes Gespenst tauchte der Mond aus dem Dunst am Horizont auf.
     

22
     
    Jemand rief Gaylords Namen. Eine flüsternde, lockende Stimme. «Gaylord. Bist du wach, Gaylord? »
    Ja, er war wach. Aber er wollte es nicht zugeben, bevor er nicht wußte, wer sich danach erkundigte. Manchmal war es erheblich besser zu schlafen. Vorsichtig machte er ein Auge einen winzigen Spalt weit auf.
    Es war stockdunkel, er sah nichts. «Gaylord, bist du wach?» Wieder diese flüsternde Stimme.
    Gaylord lief es kalt über den Rücken. Diese körperlose Stimme in seinem Zimmer war ihm unheimlich. Besonders da er die Stimme nicht erkannte. Mummi gehörte sie nicht. Paps auch nicht. Es konnte also nur ein Gespenst sein. Er zog die Decke bis ans Kinn und hauchte: «Wer ist da?»
    Und die Stimme sagte: «Ich bin’s, David.»
    Das beruhigte Gaylord keineswegs. Ihre letzte Begegnung war recht unerfreulich verlaufen, seitdem hatte ihn David keines Blickes gewürdigt. Nein, dann doch lieber ein Gespenst!
    Gespenster drohten wenigstens nicht damit, einen in den Bauch zu treten. Dennoch hielt er es für klüger, höflich zu sein. «Hallo, David», sagte er gepreßt.
    David sagte: «Weißt du, warum ich gekommen bin? Ich wollte mich entschuldigen.»
    Gaylord blieb fast das Herz stehen, als plötzlich ein gräßlich illuminiertes Gesicht vor ihm auftauchte und über ihm in der Dunkelheit schwebte. Es gelang ihm jedoch, seine Stimme fest und gelassen klingen zu lassen. «Ich weiß, wie du das machst», sagte er. «Du hältst dir eine Taschenlampe unters Kinn.»
    Davids Gesicht verschwand. «Ich wollte dir keine Angst einjagen, Gaylord», sagte er schmeichelnd. Gaylord spürte, wie sein Bett heruntersackte, als David sich auf die Kante setzte.
    «Draußen schein ein herrlicher Mond», sagte David.
    «Ja?» Er hatte sich zwar von seinem Schrecken erholt, wußte aber
    immer noch nicht, was dieser Besuch bezwecken sollte. Für ein kleines Plauderstündchen war das wohl kaum die rechte Zeit. Und wenn Mummi jetzt hereinkäme, würde sie ihm wieder die Schuld in die Schuhe schieben. In diesem Haus waren die Gäste immer schuldlos, was Gaylord für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit hielt, da er selbst nie in die glückliche Lage kam, Gast zu sein.
    «Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, mit herauszukommen zu einem Picknick im Mondschein», sagte David.
    Ein Picknick im Mondschein! Ein großer Junge wie David, fast schon ein Mann, ließ sich herab, Gaylord zu einem Picknick im Mondschein einzuladen. Er hätte vor Behagen schnurren mögen, obwohl sich gleichzeitig eine innere Stimme meldete und ihn eindringlich warnte. Er schlug die Warnung nicht ganz und gar in den Wind. «Könnten wir es nicht hier drin machen?» fragte er.
    «Was? In deinem Schlafzimmer?» sagte David verächtlich.
    Gaylord wollte, er hätte das nicht gesagt. «Ich dachte ja bloß, es wäre gemütlicher», entschuldigte er sich.
    «In einem dunklen Schlafzimmer kannst du doch kein Mondscheinpicknick veranstalten.»
    «Wir könnten die Vorhänge aufziehen», meinte Gaylord.
    David sagte sanft: «Schon gut, Gaylord. Wenn du Angst hast, vergiß das Ganze.»
    «Ich habe keine Angst», protestierte Gaylord. «Ich dachte bloß...»
    «Aber ich nehme es dir doch gar nicht übel», sagte David. «Der Mondschein ist ja wirklich etwas unheimlich. Laß nur. Vergiß, was ich gesagt habe.»
    Sein Tonfall war eine delikate Mischung aus Nachsicht, Gereiztheit und Verachtung. Gaylord war den Tränen nahe.
    «Bitte, David, nimm mich mit. Laß uns zum Fluß gehen.»
    David wehrte ab. «Nein. Ich habe keine Lust mehr. Ich wollte

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