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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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Sekretärin ausgegeben und behauptet, da wären noch ein paar Fragen bezüglich des Grundstücks in Mawnan Smith zu klären. Anschließend bin ich direkt hierher gekommen.«
    »Ich bin sehr froh darüber«, erwiderte Ellen. »Ich habe immer gehofft, dass du eines Tages nach mir suchen würdest, aber im Grunde nicht mehr damit gerechnet.« Sie betrachtete Daisy nachdenklich. »Ich komme mir vor wie im Traum. Ich kann nicht glauben, dass das wirklich passiert. Und dass du mir so ähnlich bist. Es ist so seltsam.«
    »Seltsam« war das richtige Wort, dachte Daisy. Sie fand es seltsam, sich jemandem gegenüberzusehen, der ihr so ähnlich war, seltsam zu wissen, dass diese Frau sie geboren, in ihren Armen gehalten und um sie geweint hatte, weil sie sie hatte weggeben müssen. Gleichzeitig fühlte Daisy, wie die Emotionen verpufften und eine eigenartige Leere zurückblieb. Ellen wirkte nicht im Geringsten aufgeregt; sie bestürmte sie auch nicht mit Fragen. Daisy brach unvermittelt in Tränen aus.
    »Es tut mir so Leid!«, schluchzte sie. »Ich benehme mich wie ein Idiot. Aber du bist mir so ähnlich, das macht mich ganz konfus. Wie sollen wir nur fünfundzwanzig Jahre aufholen?«
    Ellen wandte sich zu ihr um, legte ihr den Finger unters Kinn und blickte ihr in die Augen. »Der erste Schritt ist getan: Wir haben uns gefunden. Aber wir stehen beide unter Schock. Wir werden uns in einigen Tagen wieder treffen, dann sind wir gefasster und können in Ruhe über alles reden. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, flüsterte Daisy und tupfte sich die Tränen fort. »Sag mal, freust du dich eigentlich wirklich?«
    Ellen lachte leise. »Was für eine Frage! Natürlich freue ich mich. Ich brauche bloß ein bisschen Zeit, um mich an den Gedanken zu gewöhnen.«
    Daisy spürte, dass Ellen jetzt lieber allein wäre. Sie erhob sich und sagte, sie müsse gehen, sie sei mit einer Freundin zum Mittagessen verabredet.
    »Ich gebe dir meine Privatadresse.« Ellen stand ebenfalls auf und strich sich den Rock glatt. »Heute ist Dienstag. Wie wäre es, wenn du Freitagabend zu mir kämst?«
    »Ja, gern«, antwortete Daisy. Nicht nur Ellen, auch sie selbst würde ein paar Tage Zeit brauchen. »Ich hoffe, du kannst mir den Überfall verzeihen.«
    Drinnen im Laden nahm Ellen eine Visitenkarte aus der Schublade unter dem Ladentisch und reichte sie Daisy mit den Worten: »Ich bin leicht zu finden. Es ist ein unauffälliger Block aus den Sechzigern oben in Primrose Hill. Gegen acht, wäre dir das recht?«
    Daisy nickte und steckte die Karte ein. Als sie sich vorbeugte und Ellen einen Kuss auf die Wange gab, fasste Ellen sie an den Schultern und bat mit eindringlicher Stimme:
    »Sprich mit niemandem darüber, hörst du? Wenigstens vorläufig nicht. Die Sache ist nämlich die: Niemand weiß, dass ich ein Kind habe. Das wirft einige Probleme auf, für die ich erst eine Lösung finden muss. Ich habe ziemlich viel durchgemacht, wie du sicherlich weißt. Und ich habe eines gelernt: Der beste Weg, damit fertig zu werden, ist, den Mund zu halten.«
    »Ich soll meiner Familie nichts von unserem Wiedersehen erzählen?« Daisy wusste, das würde schwer werden.
    »Ich fände es besser, wenn du noch damit warten würdest«, gab Ellen behutsam zurück. »Bis wir uns ein bisschen näher kennen. Du verstehst sicher, was ich meine.«
    Daisy saß wie betäubt in der U-Bahn. Während sie es einerseits kaum erwarten konnte, irgendjemandem von Ellen zu erzählen, war sie andererseits froh über ihr Versprechen, ihr Wiedersehen vorläufig geheim zu halten.
    Sie rief ihren Vater von zu Hause in seinem Büro an. Die Anwälte hätten ihr jede Auskunft über ihre Mandantin verweigert, sich aber bereit erklärt, einen Brief an Miss Pengelly weiterzuleiten. Ihr Vater war zum Glück sehr beschäftigt, und so meinte er nur:
    »Das halte ich auch für das Beste. Aber überleg dir gut, was du schreibst. Wie Joel sagte, sie könnte verheiratet sein oder Kinder haben, und du willst sie doch sicherlich nicht in Verlegenheit bringen.«
    Daisy verbrachte den Rest des Tages mit Putzen. Bei solch alltäglichen Verrichtungen konnte man ausgezeichnet nachdenken. Doch dieses Mal schienen sich ihre Gedanken im Kreis zu drehen. So aufregend es war, eine so elegante, ausgeglichene Mutter zu haben – was sie Joel mit dem größten Vergnügen unter die Nase reiben würde –, so enttäuscht war sie, dass Ellen keinerlei Gefühlsregung gezeigt hatte. So erschien es Daisy jedenfalls, nachdem sie das

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