Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)
ehrlich zueinander sind«, erwiderte Joel und sah sie traurig an. »Deshalb war ich auch nicht begeistert von deiner Idee, Ellen zu suchen. Ich hatte Angst, du suchtest nach einem Ersatz für Lorna.«
Daisy strich ihm zärtlich über die Wange. »Das wollte ich nie. Offen gestanden, ging es mir weniger darum, eine neue Mutter zu finden, als vielmehr das Rätsel zu lösen. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass das dabei herauskommt.« Sie seufzte. »Was fang ich denn jetzt mit dem Manuskript an?«
»Leg es ein paar Jahre in die Schublade«, schlug er grinsend vor. »Das ist eine packende Story, damit könntest du ein Vermögen verdienen. Was, glaubst du, würde Ellen sich gewünscht haben, was damit geschehen soll? Kennst du sie inzwischen gut genug, um die Frage zu beantworten?«
»Sie würde wollen, dass es verbrannt wird«, entgegnete Daisy entschieden. »Sie würde es bestimmt nicht gern sehen, wenn sich ein sensationshungriges Publikum auf diese Geschichte stürzte.«
»Aber vielleicht würde die Story uns das Geld für ein hübsches Haus wie dieses hier einbringen«, meinte er und liebkoste ihren Hals.
»Weiche von mir, Satan!«, rief Daisy lachend. »Ich nehme an, es dürfte sowieso ein bisschen was für mich rausspringen, wenn das Anwesen hier verkauft wird.«
Sie hatte plötzlich keine Lust mehr, über Josie oder ihr Buch zu reden. Josies arme Seele hatte endlich Frieden gefunden, und damit war die Sache zu Ende.
Joel, einen abwesenden Ausdruck in den Augen, lehnte sich an die Wand. Daisy, die sich wieder ihrer Soße zugewandt hatte, warf ihm einen Seitenblick zu.
»Woran denkst du?«
»Dein Vater ist immer noch unbekannt. Möchtest du zur Abwechslung nicht einmal nach ihm suchen?«
Sie nahm an, das sollte ein Scherz sein. Ein geschmackloser Scherz in Anbetracht der Umstände, aber vermutlich wollte Joel die Stimmung ein wenig auflockern.
»Nein, möchte ich nicht«, antwortete sie und stampfte mit dem Fuß auf. »Ich bin vielleicht wankelmütig, aber nicht verrückt. Ich weiß, dass ich mein Talent zum Turnen von ihm habe, das reicht. Mehr will ich gar nicht wissen.«
»Du enttäuschst mich«, sagte er in gespieltem Ernst. »Ich hab dich immer für das neugierigste Mädchen gehalten, das mir je untergekommen ist.«
»Danke, ich bin kuriert. Vor dir steht eine neue Daisy, und der neuen Daisy fehlt jegliche Neugier.«
»Ich dachte mir, dass du das behaupten würdest«, meinte er grinsend. »Dann willst du bestimmt auch nicht wissen, was ich in der Tasche habe?« Er klopfte auf seine Hüfte.
»Nein«, erwiderte sie, doch ihre Augen funkelten. »Ich kann mich beherrschen.«
Sie trat vor ihn hin und küsste ihn leidenschaftlich. Als er sie fest in die Arme nahm, senkte sie langsam und unauffällig die Hand und tastete über seine Jackentasche. Die Form des Gegenstandes darin verriet ihr, dass es sich um ein Ringetui handeln musste. Sie schob die Hand behutsam in die Tasche, schnappte das Etui, riss sich los und lief ins Wohnzimmer.
Joel rannte hinterher. »Haltet den Dieb!«, schrie er aus Leibeskräften.
Daisy kicherte und klappte das Etui auf. Ein Verlobungsring steckte darin, ein von winzigen Saphiren eingefasster Diamant. »O Joel, der ist wunderschön! Das ist so herrlich altmodisch und romantisch! Aber das hättest du nicht tun dürfen. Wir brauchen das Geld doch für die Hochzeit.«
Joel nahm ihr den Ring aus der Hand und streifte ihn ihr über den Finger. Er passte perfekt. »Gebe ich nicht einen klasse Detektiv ab? Ich hab sogar deine Ringgröße rausgefunden, ohne dass du was davon gemerkt hast. Und ich kann doch nicht damit prahlen, dass du meine Frau wirst, wenn du keinen Beweis am Finger trägst.«
»Woher weißt du, welche Ringgröße ich habe?«
»Ich dachte, der neuen Daisy fehlt jegliche Neugier.«
Sie hörte den Wagen ihres Vaters vor dem Haus. »Das war eine Lüge«, gab sie lachend zurück. »Aber das heißt trotzdem nicht, dass ich meinen Vater, den Trapezkünstler, ausgraben will. Der einzige Dad, den ich brauche und haben möchte, kommt gerade nach Hause.«
Über die Autorin
L esley Pearse wurde in Rochester, Kent, geboren und lebt seit 25 Jahren mit ihrer Familie in Bristol. Ihre Romane sind in England stets auf den ersten Plätzen der Bestsellerlisten zu finden.
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