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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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müssen, von ihrer Schwester an der Nase herumgeführt worden zu sein.
    Da sie sich noch sehr gut an ihre eigene Teenagerzeit erinnerte, konnte sie auch nachvollziehen, dass Josie von zu Hause weggelaufen war. Sie selbst war mit fünfzehn genauso dumm und dickköpfig gewesen. Daisy litt mit Josie, als sie las, in was für einem Loch in Westbourne Grove sie gehaust hatte, und bewunderte sie andererseits, weil sie sich durchgebissen hatte.
    Die Schilderung ihrer Erlebnisse in Beetles Atelier, die Begegnung mit Mark Kinsale und wie sie von ihm verführt worden war, war hervorragend geschrieben. Daisy machte sich nichts vor: Sie wäre in dieser Situation genauso naiv, verängstigt und zugleich hoffnungsvoll gewesen wie Josie.
Als Mark mit ihr schlafen wollte, hielt Josie das für Liebe. Sie dachte, alles würde sich ändern, wenn er ihr Liebhaber würde, sicher würde er dann sanfter, netter zu ihr sein. Außerdem fürchtete sie, er könnte sie verlassen, wenn sie sich weigerte.
Es war nie, nicht einmal ganz zu Anfang, schön für sie gewesen. Er war grob zu ihr und sagte schweinische Dinge, er demütigte sie und behauptete, sie sei nicht sexy. Also gab sie sich so, wie er sie haben wollte; sie ließ alles mit sich geschehen, mochte es auch noch so pervers sein, und gab vor, Spaß daran zu haben. Was hätte sie tun sollen? Es schien der einzige Weg zu Ruhm und Reichtum zu sein.
    Daisy dachte an das erste Mal, als sie mit einem Mann geschlafen hatte. Vor Scham stiegen ihr Tränen in die Augen. Mit Liebe hatte das nichts zu tun gehabt: Der Junge hatte sie im Haus seiner Eltern förmlich dazu genötigt. Sie hatte mitgemacht, weil er in der Schule der Schwarm aller Mädchen gewesen war und sie dumme Gans sich eingebildet hatte, er sei in sie verliebt. Als wollte sie ihm dafür danken, dass er sich herabgelassen hatte, sie zur Kenntnis zu nehmen, hatte sie sich ihm geschenkt. Daisy wusste noch, wie weh es getan hatte, als er sie später nicht einmal nach Hause gebracht, sondern mit den Worten: »Also bis dann« zur Tür hinausgeschoben hatte.
    Gegen fünf legte Daisy eine Pause ein und bereitete sich eine Kleinigkeit zu essen zu. Dann fuhr sie mit dem Abschnitt fort, der Josies kometenhaften Aufstieg schilderte. Sie übersprang einen Großteil, weil sie das alles bereits kannte, und kam zu der Stelle, wo Josie schilderte, wie sie Bekanntschaft mit Speed machte.Sie brauchte etwas zum Munterwerden, weil Mark sie bis spät in die Nacht arbeiten ließ. Die kleinen Pillen schienen so harmlos zu sein; sie nahm eine, und schon lachte und plauderte sie, und ihre Müdigkeit war im Nu verflogen. Was sie ihr antaten, erkannte sie erst, als es zu spät war. Und dass Mark durch die Drogen vollständige Kontrolle über sie und das Geld, das sie verdiente, erlangte.
    Josie beschrieb die ersten Jahre ihrer Karriere als einen Traum in Technicolor, mit einem Soundtrack von den Beatles und den Rolling Stones. Sie erinnerte sich mit einer gewissen Wehmut an jene Zeit, in der sie exklusive Mode vorgeführt, Prominente kennen gelernt hatte und von den Medien bejubelt worden war. Und doch konnte man aus ihren Zeilen die Bitterkeit herauslesen, für Mark nie mehr als eine äußerst profitable Erfindung gewesen zu sein.
    Alles war nur Fassade gewesen, auch das tolle Leben voller wilder Partys und aufregender Nächte. Mark sorgte zwar dafür, dass die Presse in den Clubs, die in waren, auf sie aufmerksam wurde, doch das war auch schon alles. In Wirklichkeit verbrachte sie die meisten Nächte allein in ihrer Wohnung, wo sie unter der Einsamkeit litt. Durch die Aufputschmittel war sie so aufgedreht, dass sie Schlaftabletten nehmen musste, damit sie überhaupt einschlafen konnte. Und am nächsten Morgen brauchte sie noch mehr Speed, um wieder wach zu werden. Ein Teufelskreis.
    Ein Absatz ging Daisy besonders nahe:
Josie kam sich wie eine Puppe vor. Man holte sie aus der Schachtel, zog sie hübsch an und zeigte sie überall herum. Danach riss Mark ihr die schönen Kleider wieder vom Leib und missbrauchte sie, bevor er sie nackt in die Schachtel zurückwarf, wo sie allein in der Dunkelheit liegen blieb.
    Sie war völlig ahnungslos in die Welt der Erwachsenen gestolpert und hatte niemanden, den sie um Rat oder Hilfe hätte bitten können, niemanden, der sie liebte.
    Für Daisy war klar, dass Mark vom ersten Augenblick an einen ganz bestimmten Plan verfolgt hatte, nämlich Josie in eine seelische, sexuelle und finanzielle Abhängigkeit

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