Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)
Sittendezernat, in das er versetzt worden war. Es gefiel ihm dort ausgezeichnet.
Dann stellte sie die Nudeln auf, wärmte die Soße in der Mikrowelle, und fünfzehn Minuten später konnten sie essen.
»Hmmm«, machte Joel, als er die Garnelensoße kostete. »Das ist doch ganz was anderes als Fertiggerichte. Ich hab das Zeug so lange gegessen, dass ich schon gar nicht mehr weiß, wie frisch Gekochtes aussieht, geschweige denn schmeckt.« Er spießte einen Avocadoschnitz im Salat auf. »Was haben wir denn da? Etwas Exotisches.«
Daisy lachte. Als sie in der ersten Zeit angefangen hatte, für ihn zu kochen, war für ihn alles exotisch gewesen. Er stammte aus einem Elternhaus, in dem selbst Nudeln als fremdartig galten. Bei der Navy hatte er, wie später bei der Polizei, nur Kantinenessen kennen gelernt, und wenn sie in einen Hafen irgendwo im Ausland angelaufen waren, war er zu misstrauisch gewesen, um irgendetwas zu probieren, was er nicht kannte. Erst durch Daisy war er Neuem gegenüber aufgeschlossener geworden.
Sie genoss die Zweisamkeit mit ihm. Es war ein lauer Abend; ein sanfter Windhauch ließ die Kerzen gelegentlich flackern. Die Rosen dufteten, das Essen und der Wein waren köstlich, und im Schutz der hereinbrechenden Dämmerung fiel das Reden leicht.
Eine Welt sei für ihn zusammengebrochen, als sie ihn aus ihrem Leben verstoßen habe, gestand Joel. »Es kam mir alles so sinnlos vor, das Aufstehen am Morgen, das Putzen, das Waschen. Mir war vorher nicht bewusst, wie viel mir deine Familie bedeutet oder wie sehr du mein Leben in jeder Hinsicht bereichert hast. Meinen Kumpels bin ich bald auf die Nerven gegangen mit meinem Gejammer und meinen Kollegen mit meiner schlechten Laune. Ich hab mir immer was darauf eingebildet, dass ich durch nichts zu erschüttern bin. Ich hab wahrscheinlich gedacht, ein taffer Typ wie ich zerbricht nicht an einer Frau.«
Daisy streichelte zärtlich seine Wange. »Es tut mir Leid, dass du meinetwegen so gelitten hast«, flüsterte sie. »Aber andererseits gefällt mir diese empfindsame Seite an dir. Ich hab nämlich schon gedacht, du hättest keine Gefühle. Du hast immer einen so harten, selbstbeherrschten Eindruck gemacht.«
»Ich dachte wohl, ich müsste so sein, weil du so leichtsinnig und oberflächlich auf mich gewirkt hast«, gestand er.
Sie kicherte. »Leichtsinnig und oberflächlich?«
Er lächelte, nahm ihre Hand und küsste die Fingerspitzen. »Allerdings. Und das bist du heute manchmal noch, so wie an dem Tag, als ich dich im Sanatorium besucht habe und du völlig in Tränen aufgelöst warst. Ich hatte schon Angst, es sei etwas passiert, du müsstest noch einmal operiert werden oder so was. Aber du warst lediglich deprimiert, weil du dich vor lauter Kopfschmerzen nicht bücken konntest, um dir die Fußnägel zu lackieren.«
»Lackierte Fußnägel sind für ein Mädchen unheimlich wichtig«, behauptete sie lachend.
»Und ich, bin ich auch wichtig?« Er blickte ihr direkt in die Augen.
»Immens wichtig sogar«, raunte sie ihm zu.
»Dann komm ins Bett.« Er stand auf und zog sie auf die Füße. »Jetzt gleich. Statt Nachtisch.«
»Es gibt Erdbeeren mit Schlagsahne«, neckte sie ihn, »und ich wollte eigentlich eine Soulplatte auflegen und mit dir tanzen.«
»Später. Wir haben die ganze Nacht Zeit.«
Sie schaute zu ihm auf, in seine schelmisch funkelnden, wunderschönen braunen Augen. Seine vollen, weichen Lippen waren feucht vom Rotwein. Sie senkte den Blick, betrachtete seine großen, kräftigen Hände, die so zärtlich sein konnten.
»Küss mich«, flüsterte sie. »Ich weiß schon gar nicht mehr, was ein richtiger Kuss ist.«
Er legte die Arme um sie und küsste sie, zärtlich zuerst, doch dann übermannte ihn die Leidenschaft, und er küsste sie stürmisch und voll unstillbarem Verlangen. Er konnte nicht länger warten. In seinen Armen trug er sie in ihr Zimmer hinauf. Als sie auf dem Bett lag, hielt er einen Augenblick inne und betrachtete sie.
»Was ist?«
»Ich will dich so sehr«, flüsterte er mit vor Erregung heiserer Stimme.
Es war schöner als am Anfang ihrer Beziehung, weil sich zur hemmungslosen Leidenschaft das Gefühl der Vertrautheit gesellte. Sie ließen sich Zeit, und als Joel sie zärtlich liebte, fühlte sie, wie sich die Anspannung in ihr vollends auflöste. Es gab nur sie beide, so als existierten sie jenseits von Zeit und Raum. Er brachte sie zu einem lustvollen Höhepunkt und folgte ihr.
»Ich liebe dich«, sagte er leise. Nie
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