Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
und Depression zu versinken.
»Und dann gehe ich in den Schönheitssalon und futtere mich durch die besten Restaurants von New York.« Sie hielt inne und schüttelte den Kopf. »Du und Jenna seid wirklich gute Freundinnen, aber ich fürchte, ihr könnt Fantasie und Wirklichkeit nicht auseinanderhalten. Mein Schicksal ist besiegelt.«
»Molly, ich bin heute abend auf Sendung und muß los, um mich vorzubereiten. Bitte wirf nichts weg.« Fran sah auf das Sofa herunter und stellte fest, daß fast alle dort ausgebreiteten Fotos Gary Lasch zeigten.
Molly bemerkte Frans Blick. »Jenna und ich haben in Erinnerungen geschwelgt, bevor du kamst. Wir vier hatten eine schöne Zeit, oder wenigstens dachten wir das. Der Himmel weiß, was damals in meinem Mann vorging. Wahrscheinlich so etwas wie ›Oh, Gott, schon wieder ein Abend mit meiner langweiligen Vorstadthausfrau. ‹«
»Molly, hör auf, dich zu quälen«, flehte Fran.
»Mich zu quälen? Warum sollte ich das selbst tun, solange der Rest der Welt so gute Arbeit leistet? Die brauchen meine Hilfe nicht, Fran. Du mußt wieder nach New York, also fahr los. Mach dir keine Sorgen um mich. Aber – Moment mal, noch eine kurze Frage: Kannst du diese alten Zeitschriften gebrauchen? Ich habe sie mir angesehen, aber es stehen nur medizinische Fachartikel darin. Vielleicht sollte ich sie lesen, aber zur Zeit habe ich kein Bedürfnis nach Bildung.«
»Sind ein paar der Artikel von ihm?«
»Nein, er hat nur diejenigen angekreuzt, die ihm wichtig erschienen.«
Gary Laschs berufliche Interessen sind auch die meinen, dachte Fran. »Darf ich die Zeitschriften mitnehmen, Molly? Ich sehe sie mir an und entsorge sie dann für dich.« Sie bückte sich und hob den schweren Stapel vom Boden auf.
Als Molly ihr die Eingangstür aufhielt, blieb Fran kurz auf der Schwelle stehen. Sie mußte zwar so schnell wie möglich in die Stadt, zögerte aber, Molly in ihrem offensichtlich niedergeschlagenen Zustand allein zu lassen. »Hast du dich wieder an etwas erinnert, Molly?«
»Das habe ich wenigstens geglaubt. Aber anscheinend handelt es sich nur um Hirngespinste. Mein großes Gerede darüber, daß mein Gedächtnis zurückkehren würde, war nichts weiter als heiße Luft. Es hat ganz den Anschein, als würde ich ab kommenden Montag weitere viereinhalb Jahre bei freier Kost und Logis zubringen. Und dann kommt noch die Verurteilung wegen Mordes an Annamarie.«
»Molly, du darfst nicht aufgeben!«
Molly, du darfst nicht aufgeben , dieser Satz ging Fran ständig im Kopf herum, als sie durch den ungewöhnlich dichten Verkehr zurück nach New York fuhr und dabei immer wieder besorgt auf die Uhr am Armaturenbrett blickte.
74
M om, ich will nicht nach Kalifornien.« Wally Barry wurde immer störrischer.
»Wally, wir werden nicht mehr darüber reden«, entgegnete seine Mutter streng.
Hilflos sah Edna zu, wie ihr Sohn aus der Küche stürmte und die Treppe hinaufpolterte. Den ganzen Tag hatte er sich standhaft geweigert, seine Medikamente zu nehmen, und sie machte sich allmählich Sorgen.
Ich muß ihn hier wegbringen, dachte sie. Bevor er zu Bett geht, löse ich ein paar seiner Tabletten in warmer Milch auf, damit er sich beruhigt und endlich einschläft.
Sie betrachtete Wallys unberührten Teller vom Abendessen. Normalerweise hatte er einen herzhaften Appetit, und um ihm eine Freude zu machen, hatte sie sein Leibgericht gekocht – Schweineschnitzel, Spargel und Kartoffelpüree. Doch statt etwas zu essen, hatte er nur mürrisch vor sich hingemurmelt. Edna wußte, daß er wieder Stimmen hörte, und sie hatte die schlimmsten Befürchtungen.
Das Telefon läutete. Sie war sicher, daß Marta am Apparat war, und mußte sich rasch etwas einfallen lassen. Es wäre so nett gewesen, ein Täßchen Tee mit Marta zu trinken, aber heute abend war es nicht ratsam. Wenn Wally wieder anfing, über den Schlüssel und Dr. Laschs Tod zu sprechen, würde Marta ihn womöglich noch ernst nehmen.
Wahrscheinlich bildet er sich das alles nur ein, sagte sich Edna wie immer, wenn Wally die Mordnacht erwähnte. Und wenn es doch nicht nur Hirngespinste sind? fragte sie sich. Aber das konnte nicht sein. Selbst wenn er im Haus gewesen sein sollte, hatte er bestimmt nichts Böses getan. Da das Telefon zum viertenmal klingelte, hob sie ab.
Marta hatte lange mit sich gerungen, ob sie Edna anrufen sollte. Aber sie hatte beschlossen, ihrer Freundin zu
beichten, daß sie Wally zugeraten hatte, sich von Molly zu verabschieden. Sie
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