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Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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geht es eigentlich ganz gut«, meinte sie, nachdem sie das Glas weggestellt hatte.
    »Wenn Sie sich richtig ausschlafen, werden Sie sich morgen noch wohler fühlen. Am besten legen Sie sich gleich ins Bett.«
    »Wird gemacht.« Sie begleitete ihn zur Tür. »Es ist schon nach neun. Tut mir leid, daß ich Ihnen seit einer Woche jeden Abend verderbe.«
    »Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber. Wir unterhalten uns morgen.«
    »Vielen Dank.«
    »Und nicht vergessen – sofort ins Bett, Molly. Sicher werden Sie gleich schläfrig.«
    Molly wartete, bis er weggefahren war, verschloß dann die Tür und drückte den Bodenriegel herunter. Diesmal erschien ihr das Klicken weder besonders außergewöhnlich noch bedrohlich.
    Ich habe es mir nur eingebildet, dachte sie benommen. Das Geräusch, das Gefühl, daß jemand in jener Nacht im Haus war. Wahrscheinlich habe ich mich nicht daran erinnert, sondern es erfunden, weil ich wollte, daß es so ist.
    Hatte sie das Licht im Arbeitszimmer ausgemacht? Sie wußte es nicht mehr. Die Tür war geschlossen. Molly öffnete sie und griff nach dem Lichtschalter. Als das Licht anging, bemerkte sie eine Bewegung draußen vor dem Fenster. Da war doch jemand! Im Lichtschein, der aus dem Arbeitszimmer auf den Rasen fiel, erkannte sie Wally Barry, der vor dem Fenster stand und zu ihr hineinblickte. Mit einem Aufschrei wandte sie sich ab.
    Und dann veränderte sich plötzlich das Arbeitszimmer. Es war wieder getäfelt wie früher… Gary war da, er kehrte ihr den Rücken zu, saß vornübergebeugt am Schreibtisch. Sein Kopf war voller Blut.
    Blut tropfte aus einer tiefen Wunde an seinem Schädel, durchweichte sein Hemd, sammelte sich auf dem Schreibtisch und rann auf den Boden.
    Molly wollte schreien, aber sie brachte keinen Laut heraus. Als sie sich hilfesuchend nach Wally umsah, war er verschwunden. Sie hatte Blut an ihren Händen, am Gesicht und an den Kleidern.
    In panischer Angst taumelte sie aus dem Zimmer und die Treppe hinauf und fiel aufs Bett.
    Als sie zwölf Stunden später, noch benommen von der Schlaftablette, erwachte, wußte sie, daß der blutige, so real wirkende Alptraum nur Teil des unerträglichen Martyriums war, in das sich ihr Leben inzwischen verwandelt hatte.

77
    F ran wußte, daß sie einschlafen würde, wenn sie versuchte, im Bett zu lesen. Also zog sie einen bequemen Pyjama an, ließ sich in ihrem Ledersessel nieder und legte die Füße hoch.
    Zuerst wandte sie sich der Akte Gary Lasch zu, die sich las wie das typische Portrait eines Sprößlings aus gutem Hause. Er hatte eine gute Privatschule und ein angesehenes College besucht, allerdings keine Eliteuniversität. Wahrscheinlich haben die Noten nicht gereicht, dachte sie. Er hatte einen durchschnittlichen Abschluß gemacht und dann an der Meridian Medical School in Colorado studiert. Danach war er in die Praxis seines Vaters eingetreten. Dieser war bald darauf gestorben, und Gary hatte die Klinik übernommen.
    Und jetzt wird es interessant, sagte sich Fran. Verlobung mit der höheren Tochter Molly Carpenter, mehr und mehr Artikel über die Lasch-Klinik und ihren charismatischen Leiter, später Berichte über Gary und seinen Partner Peter Black, die gemeinsam mit dem Finanzier Calvin Whitehall den Remington-Gesundheitsdienst gegründet hatten.
    Darauf folgten die Traumhochzeit von Molly und Gary und Zeitungsausschnitte über das hübsche Paar bei Wohltätigkeitsbällen und anderen bedeutenden gesellschaftlichen Ereignissen.
    Dazwischen entdeckte Fran auch Meldungen über die Klinik, den Gesundheitsdienst und Garys Auftritte bei medizinischen Kongressen. Fran las einige davon – die übliche Lobhudelei, fand sie und legte sie beiseite.
    Alle anderen Artikel in der Mappe – Massen von Berichten über den Mord, den Prozeß und Molly – befaßten sich mit Garys Tod.
    Wie Fran sich widerstrebend eingestehen mußte, wies nichts in den Unterlagen darauf hin, daß Gary Lasch etwas anderes als ein Durchschnittsarzt gewesen war, der das Glück gehabt hatte, in die bessere Gesellschaft einzuheiraten und mit einem Gesundheitsdienst Geld zu verdienen. Bis zu seiner Ermordung natürlich.
    Gut, dann also zum allmächtigen Calvin Whitehall, dachte Fran und seufzte. Vierzig Minuten später brannten ihre Augen vor Müdigkeit. Mit diesem Burschen ist es offenbar
eine ganz andere Geschichte, sagte sie sich. ›Skrupellos‹ und ›machthungrig‹ waren ihrer Ansicht nach die Wörter, die ihn am besten beschrieben. Ein Wunder,

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