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Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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angeblich beweisen wollte, daß der Soldat nicht der Mörder seiner Frau und seiner Kinder war. Doch schließlich hatte sich der Autor als vehementester Ankläger entpuppt.
    Philip ging ans Fenster. Sein Büro lag an der Südspitze Manhattans, von wo aus man einen großartigen Blick auf die Bucht und die Freiheitsstatue hatte.
    Ich hätte dich an der Stelle des Staatsanwalts des vorsätzlichen Mordes angeklagt, Molly, sagte er sich. Wenn diese Reporterin erst mal zu recherchieren anfängt, wird sie dich in ihrer Sendung in der Luft zerreißen. Außer der Tatsache, daß du ziemlich gut davongekommen bist, wird sie nichts herausfinden.
    Mein Gott, warum kannst du nicht einfach zugeben, daß du in jener Nacht unter immensem Druck gestanden und die Beherrschung verloren hast?

7
    M olly konnte kaum fassen, daß sie wieder zu Hause war. Und noch schwerer fiel es ihr, sich vorzustellen, daß ihre Abwesenheit über fünfeinhalb Jahre gedauert hatte. Sie hatte gewartet, bis Philips Wagen nicht mehr zu sehen war, und dann ihren Schlüssel aus der Handtasche geholt.
    Die Eingangstür war aus dunklem Mahagoni mit einer Scheibe aus Buntglas. Molly ging hinein, stellte ihre Tasche ab, schloß die Tür und drückte automatisch den Bodenriegel hinunter. Dann schlenderte sie langsam durch die Räume, ließ die Hand über die Rückenlehne des Wohnzimmersofas gleiten und berührte das kunstvoll verzierte
silberne Teeservice ihrer Großmutter, das im Eßzimmer stand. Dabei zwang sie sich, nicht an den Speisesaal im Gefängnis, das abgeschlagene Geschirr und die fade schmeckenden Mahlzeiten zu denken. Obwohl ihr das Haus vertraut erschien, fühlte sie sich wie ein Eindringling.
    An der Tür zum Arbeitszimmer blieb sie stehen. Sie war immer noch erstaunt, daß es dort nicht mehr so aussah wie zu Garys Lebzeiten. Die Mahagonitäfelung, die schweren Möbel und die Kunstgegenstände, die er so hingebungsvoll gesammelt hatte, waren verschwunden. Das Chintzsofa und der Zweisitzer wirkten deplaciert, fremd und zu weiblich.
    Und dann tat Molly das, wovon sie in den letzten fünfeinhalb Jahren geträumt hatte. Sie ging nach oben ins Schlafzimmer, zog sich aus, nahm ihren weichen Lieblingsbademantel aus dem Schrank und stellte die Düsen des Whirlpools ein.
    Sie räkelte sich im schäumenden, duftenden heißen Wasser, bis sie sich wieder sauber fühlte. Erleichtert seufzte sie auf, als sich ihr angespannter Körper lockerte. Danach wickelte sie sich genüßlich in ein vorgewärmtes Handtuch.
    Nach dem Bad zog sie die Vorhänge zu und legte sich ins Bett. Sie schloß die Augen und lauschte dem Prasseln des Regens an den Fensterscheiben. Beim Einschlummern erinnerte sie sich an die Nächte, in denen sie sich selbst immer wieder versichert hatte, daß dieser Augenblick einmal kommen würde. Eines Tages würde sie wieder in ihrem eigenen Zimmer liegen, unter einer Daunendecke, den Kopf auf einem weichen Kissen.
    Am späten Nachmittag wachte sie auf, schlüpfte in Bademantel und Pantoffeln und ging in die Küche, um die Zeit bis zum Abendessen mit Tee und Toast zu überbrücken.
    Eine Tasse dampfenden Tees in der Hand, rief sie wie versprochen ihre Eltern an. »Mir geht es gut«, sagte sie mit
Nachdruck. »Ja, ich freue mich, daß ich wieder zu Hause bin. Nein, offen gestanden, möchte ich eine Weile allein sein. Nicht für immer, aber in der ersten Zeit.«
    Sie hörte den Anrufbeantworter ab. Jenna Whitehall, ihre beste Freundin und außer ihren Eltern und Philip die einzige, die sie im Gefängnis hatte besuchen dürfen, hatte eine Nachricht hinterlassen. Sie sagte, sie würde gern am Abend kurz bei Molly vorbeischauen, um sie zu Hause willkommen zu heißen, und bat um Rückruf.
    Nein, dachte Molly. Nicht heute abend. Ich will niemanden sehen, nicht einmal Jenna.
    Sie schaltete die Sechs-Uhr-Nachrichten im NAF an, weil sie auf einen Bericht von Fran Simmons hoffte.
    Nach dem Ende der Sendung erreichte sie Fran im Studio und bat sie, in ihrer Sache zu recherchieren.
    Dann rief sie Philip an. Mit seiner Ablehnung hatte sie gerechnet, und sie versuchte, sich davon nicht entmutigen zu lassen.
    Schließlich ging Molly nach oben, zog einen Pullover und Hosen an und schlüpfte wieder in die Pantoffeln. Sie setzte sich an den Frisiertisch und betrachtete ihr Spiegelbild. Ihr Haar war zu lang und brauchte dringend Fasson. Sie fragte sich, ob sie es ein wenig aufhellen lassen sollte, denn es war in den letzten Jahren ziemlich dunkel geworden. Gary hatte immer

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