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Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sie, den Anrufbeantworter abzuhören.
    Inzwischen hatte sie eine Geheimnummer, die nur einige wenige kannten. Dazu gehörten ihre Eltern, Philip Matthews und Jenna. Jenna hatte zweimal angerufen. »Moll, ganz egal, was du sagst, ich komme heute abend um acht zu dir«, lautete ihre Nachricht. »Ich bringe etwas zu essen mit.«
    Wenn sie erst mal da ist, freue ich mich sicher, dachte Molly. Oben im Schlafzimmer trank sie ihren Tee aus, legte sich aufs Bett und kuschelte sich in die Überdecke. Kurz darauf war sie eingeschlafen.
    Molly hatte wirre Träume. Sie war im Haus und versuchte, mit Gary zu sprechen. Aber er nahm sie überhaupt nicht wahr. Im nächsten Moment hörte sie ein Geräusch –
was mochte es bloß sein? Wenn sie es nur hätte erkennen können. Denn dann wäre die Ungewißheit endlich vorbei gewesen. Das Geräusch. Was war das für ein Geräusch?
     
    Als sie um halb sieben aufwachte, flossen ihr Tränen über die Wangen. Vielleicht ein gutes Zeichen, überlegte sie. Bei ihrem Gespräch mit Fran am Vormittag hatte sie zum erstenmal seit der traurigen Woche in Cape Cod vor fast sechs Jahren wieder geweint. Als sie von Garys Tod erfahren hatte, hatte sie sich gefühlt, als wäre etwas in ihr vertrocknet und unwiederbringlich verdorrt. Und bis zum heutigen Tag hatte sie nicht mehr weinen können.
    Widerstrebend stand sie auf, wusch sich das Gesicht, kämmte sich und vertauschte Jeans und Baumwollhemd mit einem beigen Pullover und Hosen. Sie beschloß, Ohrringe zu tragen und sich ein wenig zu schminken. Bei ihren Besuchen im Gefängnis hatte Jenna sie gedrängt, Make-up zu benutzen. »Nicht unterkriegen lassen, Moll. Vergiß unser Motto nicht.«
    Molly ging nach unten und machte in dem zweiten Wohnzimmer, das hinter der Küche lag, den Gasofen an. An ihren gemeinsamen Abenden zu Hause hatten Gary und sie sich gerne alte Filme angesehen. Seine Klassikersammlung stand noch immer im Regal.
    Sie dachte an die Leute, die sie anrufen und bitten mußte, mit Fran Simmons zusammenzuarbeiten. Einer würde ganz sicher Schwierigkeiten machen. Es war ihr unangenehm, Peter Black im Büro zu stören. Doch da sie unbedingt erreichen wollte, daß er mit Fran sprach, entschied sie sich dafür, ihn zu Hause anzurufen. Und zwar noch heute abend. Sie durfte es nicht vor sich herschieben.
    Pedro hatte sie in den vergangenen sechs Jahren fast vergessen gehabt, doch als sie nun seine Stimme hörte, kehrten
die Erinnerungen an Peters kleine Dinnerpartys schlagartig zurück. Oft waren sie nur zu sechst gewesen – Jenna und Cal, Peter und seine jeweilige Frau oder Freundin, sie selbst und Gary.
    Sie konnte es Peter nicht zum Vorwurf machen, daß er ihr die kalte Schulter zeigte. Wahrscheinlich hätte sie genauso gehandelt, wenn jemand Jenna etwas angetan hätte. Gary und Peter waren die ältesten und besten Freunde gewesen, zumindest hatten die beiden das ständig beteuert.
    Sie hatte eigentlich damit gerechnet, daß Peter nicht zu sprechen sei, und war deshalb überrascht, als er sich persönlich meldete. Mit stockender Stimme sagte Molly ihr Sprüchlein auf: »Morgen wird Fran Simmons von NAF-TV dich anrufen, um einen Termin mit dir zu vereinbaren. Sie arbeitet an einem Beitrag über Garys Tod für die Sendereihe Wahre Verbrechen . Mir ist es gleichgültig, was du ihr über mich erzählst, aber bitte sprich mit ihr. Außerdem meinte Fran, sie wäre über deine Mitarbeit sehr froh. Aber natürlich gibt es auch Wege, dich zu umgehen, falls du dich weigerst.«
    Sie wartete ab. Nach einer langen Pause erwiderte Peter Black ruhig: »Ich hätte von dir eigentlich den Anstand erwartet, daß du die Angelegenheit auf sich beruhen läßt, Molly.« Obwohl er leicht schleppend sprach, waren seine Worte deutlich zu verstehen. »Oder möchtest du Garys Ruf schaden, indem du seine Affäre mit Annamarie Scalli noch einmal an die Öffentlichkeit zerrst? Du bist ziemlich gut davongekommen. Und ich warne dich. Wenn du dein Verbrechen in einer billigen Fernsehshow vor einem Massenpublikum breittrittst, wirst du letztendlich die Verliererin sein …«
    Das Klicken, als er den Hörer auflegte, wurde fast vom Läuten der Türglocke übertönt.
    In den nächsten beiden Stunden fühlte sich Molly, als sei endlich wieder Normalität in ihr Leben eingekehrt.
Jenna hatte nicht nur etwas zu essen, sondern auch eine Flasche von Cals bestem Montrachet mitgebracht. Sie tranken den Wein im Wohnzimmer und widmeten sich ihrem Mahl gleich dort am Couchtisch.

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