Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
wie immer
sagen, daß Dr. Black sich später bei ihm melden werde. Deshalb zog Peter Black ärgerlich die Augenbrauen hoch, als Pedro, das schnurlose Telefon in der Hand, ins Zimmer kam.
Pedro hielt die Hand über den Hörer. »Entschuldigen Sie, Herr Doktor«, flüsterte er. »Ich dachte, Sie möchten den Anruf vielleicht selbst entgegennehmen. Es ist Mrs. Lasch. Mrs. Molly Lasch.«
Peter Black hielt inne und leerte sein Weinglas in einem einzigen Zug, ohne sich wie sonst die Zeit zu nehmen, dem Geschmack des komplexen Weines auf der Zunge nachzuspüren. Dann griff er nach dem Hörer. Seine Hand zitterte.
13
M olly hatte Fran eine Liste von Leuten gegeben, die sie, wenn möglich, befragen sollte. Garys Partner, Dr. Peter Black, stand ganz oben. »Nach Garys Tod hat er kein Wort mehr mit mir gewechselt«, sagte Molly zu Fran.
Danach kam Jenna Whitehall: »Du kennst sie ja noch aus der Schule, Fran.«
Darauf folgte Jennas Mann Cal. »Als Gary und Peter Geld zur Gründung von Remington brauchten, hat Cal sich um die Finanzierung gekümmert«, erklärte Molly.
Der nächste war Philip Matthews, Mollys Anwalt. »Alle haben ihn gelobt, weil er mir zu so einer milden Strafe verholfen und dann die Bewährung durchgesetzt hat«, meinte Molly. »Wenn er auch nur ein bißchen an meiner Schuld zweifeln würde, wäre er mir noch sympathischer.«
Dann Edna Barry: »Als ich gestern nach Hause kam, war alles tipptopp. Es war, als wäre ich niemals fünfeinhalb Jahre fortgewesen.«
Fran hatte Molly gebeten, mit sämtlichen Personen zu sprechen und ihren Anruf anzukündigen. Doch als Edna Barry sich verabschiedete, war Molly nicht in der Stimmung, das Thema anzuschneiden.
Nach einer Weile ging Molly in die Küche und warf einen Blick in den Kühlschrank. Offenbar hatte Mrs. Barry auf der Hinfahrt in einem Feinkostladen eingekauft: Roggenbrot mit Kümmel, Virginiaschinken und Schweizer Käse, wie sie es bestellt hatte. Molly nahm die Sachen heraus und machte sich voller Vorfreude ein Sandwich zurecht. Im Kühlschrank stand sogar der extrascharfe Senf, den sie so gerne hatte.
Und Essiggurken, dachte sie. Seit Jahren schon habe ich keine Lust mehr auf eine Essiggurke gehabt. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie den Teller auf den Tisch stellte und sich eine Tasse Tee aufgoß. Dann griff sie zur Lokalzeitung, die sie noch nicht gelesen hatte.
Beim Anblick ihres Photos auf der Titelseite zuckte sie zusammen. Die Schlagzeile lautete: »Molly Carpenter Lasch bei ihrer Entlassung nach einer fünfeinhalbjährigen Haftstrafe.« Der Artikel behandelte noch einmal die Umstände, unter denen Gary zu Tode gekommen war, die Abmachung mit der Staatsanwaltschaft und Mollys Unschuldsbeteuerungen vor dem Gefängnistor.
Am meisten ging ihr der Bericht über ihre Familie an die Nieren. Der Artikel enthielt Kurzbiographien ihrer Großeltern, die sowohl in Greenwich als auch in Palm Beach angesehene Bürger gewesen waren, und listete ihre beruflichen Erfolge und ihr wohltätiges Engagement auf. Außerdem schilderte der Artikel die geschäftlichen Erfolge ihres Vaters, die medizinischen Qualifikationen von Jonathan Lasch und den vorbildlichen Gesundheitsdienst, den Gary gemeinsam mit Dr. Peter Black ins Leben gerufen hatte.
Alles gute Menschen und Stützen der Gesellschaft, die meinetwegen zur Zielscheibe von Klatsch und Tratsch werden,
dachte Molly. Ihr war der Appetit vergangen, und sie schob den Teller beiseite. Wie schon am Vormittag wurde sie wieder von Erschöpfung und Schläfrigkeit übermannt. Der Gefängnispsychiater hatte sie wegen Depressionen behandelt und sie gedrängt, den Arzt aufzusuchen, der sie während ihres Prozesses betreut hatte.
»Sie sagten doch, Sie mögen Dr. Daniels, Molly. Sie hätten ihm vertraut, weil er Ihnen glaubte, als Sie beteuerten, sich nicht mehr an Garys Ermordung erinnern zu können. Denken Sie daran, daß ständige Erschöpfung das Symptom einer Depression sein kann.«
Molly rieb sich die Stirn, um die aufkommenden Kopfschmerzen zu vertreiben. Ja, Dr. Daniels war ihr sehr sympathisch gewesen. Sie hatte ganz vergessen, Fran auch seinen Namen zu nennen. Sie nahm sich vor, einen Termin mit ihm zu vereinbaren und ihm die Erlaubnis zu geben, Fran Simmons Fragen offen zu beantworten, falls diese ihn anrief.
Molly stand vom Tisch auf und warf den Rest des Sandwichs in den Müllschlucker. Dann ging sie mit ihrer Teetasse nach oben. Sie hatte zwar das Telefon leise gestellt, aber jetzt beschloß
Weitere Kostenlose Bücher