Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
Feind.«
»Auch mich?« fragte Molly.
»Ich fürchte schon.« Jenna öffnete die Tür. »Ich hab’ dich lieb, Molly. Schließ ab und schalte die Alarmanlage ein.«
14
D er sechsunddreißigjährige Sportreporter Tim Mason war im Urlaub gewesen, als Fran bei NAF-TV anfing. Er war in Greenwich aufgewachsen und hatte nach dem College eine Weile als Volontär bei der Greenwich Time gearbeitet.
In dieser Zeit hatte er seine Liebe zum Sport entdeckt und eine Stelle in der Sportredaktion eines Provinzblatts angenommen.
Ein Jahr später arbeitete er schon bei einem Lokalsender in derselben Kleinstadt. Und nachdem er in den nächsten zwölf Jahren mehrmals die Stelle gewechselt hatte und stetig aufgestiegen war, hatte er endlich den Durchbruch geschafft und leitete nun die Sportredaktion von NAF. Da drei Bundesstaaten im Einzugsbereich des Senders lagen, lief NAF dort den drei größten Konkurrenten allmählich den Rang ab. Bald war Tim Mason als einer der besten Sportkommentatoren der jüngeren Generation bekannt.
Tim, der ein wenig unbeholfen und jungenhaft wirkte, war ein freundlicher Mensch, der sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließ. Vor der Kamera strahlte er Kompetenz aus, und er erfreute sich bei Sportfans von nah und fern großer Beliebtheit.
Als er sich an diesem Nachmittag bei Gus Brandt aus dem Urlaub zurückmeldete, begegnete er Fran Simmons zum erstenmal. Sie war immer noch im Mantel und berichtete Gus gerade von ihrem Besuch bei Molly Lasch.
Ich kenne sie, dachte Tim. Aber woher?
Und sein ausgezeichnetes Gedächtnis ließ ihn auch diesmal nicht im Stich. Er hatte erst kurz vorher bei der Greenwich Time angefangen, als Fran Simmons Vater sich nach dem Unterschlagungsskandal erschoß. Böse Zungen in Greenwich hatten Mr. Simmons als Emporkömmling und Speichellecker bezeichnet, der das abgezweigte Geld an der Börse verspekulierte. Doch nachdem Simmons’ Frau und Tochter die Stadt verlassen hatten, war die Gerüchteküche schlagartig verstummt.
Als Tim nun die gutaussehende Frau betrachtete, die vor ihm stand, war er sicher, daß sie ihn keines Blickes würdigen würde. Aber er war neugierig, wie sie sich entwickelt hatte. An ihrer Stelle hätte er sich nicht um die
Aufgabe gerissen, ausgerechnet in Greenwich Erkundigungen über den Fall Molly Lasch einzuziehen. Doch das war ihre Sache, und schließlich wußte er ja nicht, wie Fran Simmons den Selbstmord ihres Vaters verarbeitet hatte.
Dieser Mistkerl hat seine Frau und seine Tochter einfach im Stich gelassen, dachte Tim. Er hatte sich wie ein Feigling aus der Affäre gezogen. Tim war sich sicher, daß er so etwas nie tun würde. Er hätte in dieser Situation seine Familie aus der Stadt geschafft und dann die Konsequenzen auf sich genommen.
Tim hatte damals im Auftrag der Time über die Beerdigung berichtet, und er erinnerte sich gut daran, wie Fran und ihre Mutter nach der Messe aus der Kirche gekommen waren. Fran war jung und zerbrechlich gewesen und hatte den Kopf gesenkt gehalten, so daß das lange Haar ihr ins Gesicht fiel. Inzwischen war Fran Simmons eine schöne Frau, und Tim stellte fest, daß sie einen kräftigen Händedruck und ein warmes Lächeln hatte. Außerdem sah sie ihm direkt in die Augen. Obwohl sie nicht ahnen konnte, daß er gerade an den Skandal um ihren Vater gedacht hatte, bekam er ein schlechtes Gewissen und wurde verlegen.
Er entschuldigte sich für die Störung. »Normalerweise ist Gus um diese Zeit allein und grübelt darüber nach, was bei der Nachrichtensendung alles schiefgehen könnte.« Als er gehen wollte, hielt Fran ihn zurück.
»Gus hat mir erzählt, Ihre Familie hat in Greenwich gewohnt, und Sie sind dort aufgewachsen«, meinte sie. »Kannten Sie das Ehepaar Lasch?«
Offenbar will sie mir sagen, ihr ist klar, daß ich weiß, wer sie ist, dachte Tim. Und, daß ich bloß nicht anfangen soll, über ihren Vater zu sprechen. »Dr. Lasch, Garys Vater also, war unser Hausarzt«, erwiderte er. »Ein sympathischer Mann und ein guter Mediziner.«
»Und Gary?« hakte Fran nach.
Tims Blick wurde argwöhnisch. »Er hat sich sehr engagiert«, entgegnete er widerwillig. »Und sich aufopferungsvoll um meine Großmutter gekümmert, bevor sie in der Lasch-Klinik starb. Das war nur wenige Wochen vor seinem eigenen Tod.«
Tim fügte nicht hinzu, daß es sich bei der Krankenschwester, die seine Großmutter hauptsächlich gepflegt hatte, um Annamarie Scalli handelte.
Annamarie war eine hübsche junge Frau, eine fähige
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