Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden wäre, hätte man ihn schon vor Jahren entlassen, und er hätte anderswo neu anfangen können.
Der Gedanke, daß er so sinnlos gestorben war, hatte sie und ihre Mutter lange gequält. Sie machten sich Vorwürfe, weil sie das Problem nicht rechtzeitig bemerkt und verhindert hatten.
Warum hat er nicht mit uns darüber gesprochen? fragte sich Fran. Wenn er sich uns doch nur anvertraut hätte.
Und was ist aus dem Geld geworden? überlegte sie weiter. Weshalb war es spurlos verschwunden, ohne einen Hinweis auf eine fehlgeschlagene Investition? Eines Tages werde ich die Antwort finden, schwor sie sich, als sie den Motor anließ.
Sie sah auf die Uhr. Zwanzig vor eins. Wahrscheinlich war Joe Hutnik zu Tisch, aber sie beschloß, es trotzdem in der Redaktion zu versuchen.
Joe saß wider Erwarten tatsächlich an seinem Schreibtisch und beteuerte Fran, daß sie ihn überhaupt nicht störe. Außerdem habe er sowieso mit ihr reden wollen. »Seit letzter Woche ist viel passiert«, knurrte er, während er ihr einen Stuhl anbot und die Tür schloß.
»Das würde ich auch sagen«, stimmte Fran zu.
»Sie kriegen eine Menge Stoff für Ihre Sendung.«
»Joe, Molly ist unschuldig. Ich weiß genau, daß sie diese beiden Verbrechen nicht begangen hat. Ich spüre es.«
Joe zog die Augenbrauen hoch. »Raus mit der Sprache, Fran. Sie wollen mich hoffentlich auf den Arm nehmen. Anderenfalls muß ich Sie warnen. Sie machen sich etwas vor.«
»Nein, Joe, ich bin überzeugt, daß sie weder ihren Mann noch die Scalli getötet hat. Sie wissen doch, was sich in dieser Stadt tut. Was erzählen die Leute denn so?«
»Die Menschen sind ganz einfach entsetzt und traurig, aber nicht weiter überrascht. Alle denken, daß Molly geisteskrank ist.«
»Das habe ich befürchtet.«
»Und es gibt noch etwas, worüber Sie sich wirklich Sorgen machen sollten. Tom Serrazzano, der Staatsanwalt, drängt den Bewährungsausschuß, Mollys Bewährung zurückzunehmen. Er weiß zwar, daß sie wieder unter Anklage steht und eine neue Kaution hinterlegt hat, doch seine Begründung lautet, ihre Äußerung vor dem Gefängnis stellte einen Widerspruch zu ihrer Aussage bei der Bewährungsanhörung dar. Schließlich hatte sie die Schuld am Tode ihres Mannes auf sich genommen. Daß sie den Mord nun abstreitet, bezeichnet Serrazzano als Täuschungsmanöver. Er fordert, daß sie nun die gesamte Strafe verbüßen soll. Möglicherweise setzt er seinen Standpunkt durch.«
»Heißt das, daß Molly zurück ins Gefängnis muß?«
»Ich halte das für wahrscheinlich, Fran.«
»Das gibt es doch nicht«, murmelte Fran. »Joe, ich war heute morgen bei Dr. Peter Black. Zuvor habe ich mich
ein wenig über die Klinik und den Remington-Gesundheitsdienst informiert. Etwas ist da faul, ich bin nur noch nicht dahintergekommen, was es ist. Aber Black war bei meinem Besuch äußerst nervös. Als ich ihn fragte, warum Gary Lasch ausgerechnet ihn aus einem drittklassigen Krankenhaus geholt habe, um ihn zu seinem Partner in der Lasch-Klinik und beim Remington-Gesundheitsdienst zu machen, hat er fast einen Anfall gekriegt. Seine beruflichen Qualifikationen sind nämlich alles andere als herausragend, und außerdem gab es damals in dieser Gegend einige viel besser geeignete Kandidaten.«
»Das ist wirklich merkwürdig«, meinte Joe. »Wie ich mich entsinne, hatte man damals den Eindruck, daß es sehr schwer gewesen ist, ihn abzuwerben.«
»Glauben Sie mir, das war es nicht.« Fran stand auf. »Ich muß los, Joe. Ich hätte gern Kopien sämtlicher Artikel, die in der Time über den Bibliotheksfonds, über Dad und das nach seinem Tod verschwundene Geld erschienen sind.«
»Die kriegen Sie«, versprach Joe.
Fran war froh, daß Joe ihr keine Fragen stellte, doch sie fand, daß sie ihm eine Erklärung schuldig war. »Als ich Dr. Black heute morgen auf den Zahn gefühlt habe, hat er die beleidigte Leberwurst gespielt und mir vorgeworfen, ich hätte kein Recht, ihn zu belästigen. Immerhin sei ich die Tochter eines Diebes, der sich die Spendengelder der halben Stadt unter den Nagel gerissen hat.«
»Das war ein Schlag unter die Gürtellinie«, sagte Hutnik. »Aber seine Gründe sind leicht durchschaubar. Anscheinend steht er zur Zeit unter großem Druck und will deshalb verhindern, daß etwas aufs Tapet kommt, das die Übernahme der kleineren Gesundheitsdienste durch Remington gefährdet. Meinen Quellen zufolge steht der Deal nämlich auf wackeligen
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