Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
seit langer Zeit. Ich schwöre Ihnen, daß ich den Fall dem besten Strafverteidiger übertragen würde, den ich auftreiben kann, wenn ich den Eindruck hätte, daß meine Gefühle für Molly meine Urteilsfähigkeit trüben.«
Als Fran Philip mitfühlend betrachtete, fiel ihr ein, wie er vor dem Gefängnistor auf sie gewirkt hatte. Offenbar wollte er Molly unter allen Umständen beschützen. »Ich glaube Ihnen«, sagte sie leise.
»Fran, wenn nicht ein Wunder geschieht, muß Molly zurück ins Gefängnis.«
»Ich treffe mich morgen mit Annamaries Schwester«, meinte Fran. »Und sobald ich heute wieder im Büro bin, werde ich mir aus dem Archiv sämtliche Informationen über den Remington-Gesundheitsdienst und alle beteiligten Personen besorgen. Je länger ich recherchiere, desto mehr denke ich, daß die beiden Morde nichts mit Gary Laschs Affäre zu tun haben. Meiner Ansicht nach geht es um unlautere Machenschaften in der Lasch-Klinik und beim Remington-Gesundheitsdienst.«
Sie griff nach ihrer Umhängetasche. Auf dem Weg nach draußen blieb sie am Fenster stehen. »Sie haben einen grandiosen Blick auf die Freiheitsstatue«, bemerkte sie. »Wollen Sie damit Ihren Mandanten Mut machen?«
Philip Matthews schmunzelte. »Komisch, Molly hat bei ihrem ersten Besuch vor sechs Jahren etwas Ähnliches gesagt.«
»Wollen wir für Molly hoffen, daß die Freiheitsstatue bei ihr auch die Rolle der Glücksfee übernimmt. Ich habe eine Vermutung, und wenn die sich als richtig erweist, schaffen wir es vielleicht. Wünschen Sie mir Glück, Philip. Wir sehen uns später.«
63
G egen fünf begann Tashas Zustand sich dramatisch zu verändern. Barbara Colbert konnte es förmlich mitansehen.
In den letzten beiden Tagen hatten die Krankenschwestern auf das leichte Make-up verzichtet, das sonst Tashas Gesichtsfarbe auffrischte. Dennoch breitete sich plötzlich ein rosiges Leuchten auf ihren Wangen aus.
Ihre starren Gliedmaßen, die regelmäßig massiert werden mußten, schienen sich wie von selbst zu entspannen. Barbara bemerkte nicht, wie die Krankenschwester auf Zehenspitzen den Raum verließ, um im Nebenzimmer leise mit dem Arzt zu telefonieren.
Es ist besser für Tasha, sagte sich Barbara. Bitte, lieber Gott, gib mir Kraft. Und laß sie noch so lange leben, bis ihre Brüder hier sind. Sie möchten gerne bei ihr sein, wenn sie stirbt.
Barbara setzte sich auf das Bett, wobei sie achtgab, nicht das Gewirr aus Infusions- und Beatmungsschläuchen zu
berühren. Sie nahm Tashas Hände. »Tasha, Tasha«, murmelte sie. »Mein einziger Trost ist, daß du deinen Vater wiedersehen wirst, der dich ebenso geliebt hat wie ich.«
Die Krankenschwester stand in der Tür. Barbara blickte auf. »Ich möchte mit meiner Tochter allein sein«, sagte sie.
Die Schwester hatte Tränen in den Augen. »Ich verstehe Sie. Es tut mir so leid.«
Barbara nickte und wandte sich um. Kurz hatte sie den Eindruck, als habe Tasha sich bewegt, und sie glaubte zu spüren, wie sie ihr die Hände drückte.
Tashas Atem ging schneller. Voller Schmerz wartete Barbara auf das Ende.
Sie bemerkte, daß jemand hinter ihr stand. Der Arzt. Verschwinde, dachte sie. Doch sie wagte es nicht, sich umzudrehen, um nicht die letzten Sekunden im Leben ihrer Tochter zu versäumen.
Plötzlich schlug Tasha die Augen auf, und ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Dr. Lasch, es war so dumm von mir«, murmelte sie.« Ich bin über meinen Schnürsenkel gestolpert und gestürzt.«
Entgeistert starrte Barbara sie an. »Tasha!« Tasha drehte den Kopf zu ihr. »Hallo, Mom …«
Tasha schloß die Augen und öffnete sie langsam wieder. »Mom, hilf mir … bitte.« Ihr letzter Atemzug war ein leiser Seufzer.
»Tasha!« schrie Barbara. Sie wirbelte herum. Peter Black stand reglos in der Tür. »Sie haben sie doch auch gehört, Herr Doktor! Sie hat mit mir gesprochen. Lassen Sie sie nicht sterben! Tun Sie etwas!«
»Meine Liebe«, erwiderte Dr. Black beruhigend, während die Schwester ins Zimmer eilte. »Unsere Tasha ist von uns gegangen. Es ist vorbei.«
»Sie hat mit mir gesprochen!« schrie Barbara Colbert. »Sie haben Sie gehört!«
Verzweifelt nahm sie Tasha in die Arme. »Tasha, stirb nicht. Es wird dir bald besser gehen!«
Kräftige Hände zogen an ihr und brachten sie mit sanftem Zwang dazu, ihre Tochter freizugeben. »Mutter, wir sind bei dir.«
Barbara sah zu ihren Söhnen auf. »Sie hat mit mir gesprochen.« Sie schluchzte. »Gott ist mein Zeuge. Bevor sie starb, hat
Weitere Kostenlose Bücher