Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
spannten sich an. Er würde es doch nicht wagen, ihr hier auf offener Straße etwas anzu tun, oder?
Er ging vor dem Jungen in die Hocke. »Was ist denn los?«, erkundigte er sich freundlich. »Willst du mir verraten, warum du weinst?«
O Gott, dachte Victoria, wie sanft seine Stimme klingt!
»Mama ist gemein zu mir«, schmollte der Kleine, und die Mutter sah ihren Sohn missbilligend an.
»Red nicht solch einen Unsinn«, mahnte sie. »Ach - Sie sind e s schon wieder.«
Schon wieder?, dachte Victoria.
»Warum sollte sie denn gemein sein? Das glaube ich nicht«, meinte Becket und fuhr dem Jungen übers Haar.
»Sie will mir keine Süßigkeiten kaufen.«
Becket lachte.
»Du brauchst doch auch gar keine, Joseph. Du hast doch gerade erst zu Mittag gegessen.«
Als er sich wieder aufrichtete und die Frau ansah, wurden seine Augen so schmal wie die einer Viper. Sie lächelte flüchtig, entschuldigte sich für ihren Sohn, und Becket lächelte zurück. Victoria lief es eiskalt über den Rücken. Sie blickte unauffällig dorthin, wo Chris an einen Pfosten gelehnt stand und alles im Auge hatte.
Becket und die junge Frau gingen ein Stück die Straße hinunter. Der Junge hing immer noch an ihren Röcken. Becket gab sich charmant, versuchte ihr Unbehagen zu besänftigen und schmeichelte ihr mit einer Vertrautheit, die Victoria verriet, dass er schon beträchtliche Zeit mit ihr verbracht haben musste.
Victoria folgte ihnen, hörte, wie er anbot, ihr und dem Jungen eine Limonade zu kaufen.
»Das ist sehr großzügig von Ihnen, Mr Becket, aber ich muss leider ablehnen.«
»Aber es ist so warm, und Sie sind genauso erschöpft wie Ihr Sohn.«
»Wir müssen nach Hause.«
»Ein Glas Limonade würde Sie sicher nicht lange aufhalten.« Er wollte sie am Arm packen, doch sie wich zurück. Becket lächelte immer noch, entschuldigte sich für seine Kühnheit.
Das schien die Frau zu besänftigen; sie ging weiter neben ihm her und lachte über das, was er sagte.
Becket schaute sich verstohlen um, und plötzlich blitzten seine Augen auf. Victoria blieb augenblicklich vor einem Hutladen stehen und klopfte an die Scheibe, deutete auf einen Hut, als der Besitzer ans Fenster trat. Er drehte das Preisschild um, und sie zeigte sich gebührend beeindruckt, nickte und lächelte ihm zu. Der Besitzer ging wieder zurück, und Victoria fuhr fort, Becket in der Scheibe zu beobachten. Doch das Sonnenlicht spiegelte sich im Glas, blendete sie. Jetzt könnte ich meine Sonnenbrille gut gebrauchen, dachte sie und blinzelte. Vielleicht wäre es doch keine so schlechte Idee, sich einen Hut zu kaufen.
Als sich dann eine Wolke vor die Sonne schob und sie wieder etwas sehen konnte, waren Becket und die Frau verschwunden. Victoria schaute nach rechts und links, dann drehte sie sich um und blickte hilflos zu Chris, der ihr langsam gefolgt war.
Dann ging sie weiter die Straße hinunter, mischte sich unter die Passanten, und plötzlich entdeckte sie Becket und die Frau wieder. Den Kopf gesenkt, eilte sie auf die b eid en zu und hörte, wie die Frau sagte:
»Bitte, sprechen Sie nicht so mit mir, Mr Becket. Ich bin glücklich verheiratet und liebe meinen Mann.« Sie wandte sich ab, und Becket sah sie rachsüchtig an und wollte nach ihr greifen.
Victoria lief genau in ihn hinein.
»Oje«, sagte sie und konnte ihre Päckchen gerade noch festhalten, bevor sie alle herunterfielen. »Das tut mir aber Leid. Wie ungeschickt von mir!«, fügte sie atemlos hinzu. Ihre Wangen waren erhitzt, weil sie sich so beeilt hatte, doch sie hoffte, dass er glauben würde, Verlegenheit hätte ihr die Röte ins Gesicht getrieben.
Die Frau nutzte die Chance, um mit ihrem Sohn davon zu hasten. Becket schaute ihnen mit einem seltsam starren Ausdruck hinterher, dann wandte er plötzlich seine volle Aufmerksamkeit Victoria zu. Er lächelte höflich. Victoria tat so, als hätte sie nichts bemerkt, und sah ihn unschuldig an.
Er stellte sich ihr vor, und sie ging höflich darauf ein.
Chris war einem Herzschlag nahe, als er sah, wie Becket sie stützend am Arm packte. Er bemerkte, wie sich ihr Körper versteifte, aber ihr Lächeln verschwand nicht für eine Sekunde. Braves Mädchen. Becket bot an, ihr die Päckchen abzunehmen, aber sie beharrte darauf, sie selbst zu tragen, erlaubte ihm allerdings, sie über die Straße zu geleiten. Es schien, als hätte Becket das Reden übernommen. Chris ging langsam auf die b eid en zu. Sein Körper war angespannt. Victoria neben Becket zu sehen,
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