Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
erinnern, wann sie sich das letzte Mal mit einem Mann verabredet hatte, und selbst wenn ihr Leben davon abhinge, wüsste sie nicht mehr, wie sich eine Lady benahm, sanft und verführerisch. Gut, sie konnte sich perfekt verwandeln, jede beliebige Rolle übernehmen, aber ihren eigenen Charakter vermochte sie nicht zu verändern. Zu lange hatte sie alle weiblichen Eigenschaften unterdrückt.
Hör auf zu jammern! Außerdem ist niemand hier; den es interessieren würde!
Schnapp dir Ivy League und sammle genug Beweise!
Halt dich an das, was dir vertraut ist!
Zwei Sachen waren es, die sie jetzt ganz dringend brauchte: einen Job und neue Kleider. Kleider, die in dieses Jahrhundert passten.
Victoria blickte auf ihre Utensilien, die am Boden lagen, dann hockte sie sich vor ihren Rucksack, zog den Reißverschluss auf und schaute nach, was sie jetzt verwenden konnte. Dieser hübsche Marshal konnte sich die Augen nach ihr ausschauen, solange er wollte - erkennen würde er sie trotzdem nicht!
Christopher betrat den Mietstall und wartete einen Moment, bis sich seine Augen an das schummrige Licht gewöhnt hatten. Er konnte hören, dass im hinteren Teil des Stalles auf dem Amboss gearbeitet wurde. »Clancey?«, rief er.
»Hier, Marshal !« Der muskelbepackte Schmied schwang den Hammer noch ein paar Mal, ohne von seiner Arbeit aufzublicken. Sch li eßlich packte er das rot glühende Metall mit einer Zange an und schob es in ein Fass mit kaltem Wasser. Es dampfte auf, und dann erst hob Clancey den Kopf. »Was kann ich für Sie tun?«
»Caesar hat ein Hufeisen verloren. Haben Sie Zeit?«
»Sicher, führen Sie ihn nach hinten in die zweite Box.«
Chris schaute über die Schulter zu seinem schwarzen Hengst und sagte: »Lauf in Nummer zwei, Junge«, und das große Tier trabte gehorsam in die angewiesene Box.
Clancey schüttelte den Kopf und lächelte. In dieser Beziehung war der Marshal wie ein großes Kind. Dann rief er etwas, so laut, dass Chris zusammenzuckte.
Eine leise Antwort kam von irgendwoher aus dem Stall.
»Haben Sie einen neuen Gehilfen?«, erkundigte sich der Marshal . Chris entdeckte einen schlanken jungen Mann, der weiter hinten an einer der Boxen stand.
»Ja«, meinte Clancey. »Jake ist nicht von hier, aber ein verdammt guter Arbeiter.«
Jake beendete seine Aufgabe, stellte dann die Mistgabel beiseite und kam zu seinem Boss. Chris beobachtete den jungen Mann, doch Jake mied seinen Blick.
»Kümmere dich um den Hengst des Marshals, Junge. Mach seine Hufe sauber und überprüf, ob noch ein weiteres Hufeisen locker ist.«
Jake nickte, dann schob er sich seine runde Brille höher auf die Nase. »Ja, Sir.« Er schaute zu dem großen schwarzen Hengst hin, dann blickte er den Marshal an. »Beißt er mich?«
»Nur wenn du ihn beißt.«
Jake grinste, dann näherte er sich Caesar. Chris hatte ein merkwürdiges Gefühl, als er beobachtete, wie der Junge mit langen Schritten davonging.
»Ob er das schafft, Clancey? Ich meine, meistens ist Caesar brav, aber er...«
»Keine Bange«, unterbrach ihn der Schmied. »Der Junge hat vor nichts Angst, ist nur ein bisschen still.« Clancey zuckte mit den Schultern. »Er arbeitet am liebsten nachts.«
Chris schaute wieder zu Jake, konnte aber nicht viel erkennen. Er hörte jedoch, wie der Junge beruhigend auf Caesar einsprach. Er hatte offensichtlich wirklich keine Furcht vor dem großen Tier.
»Übrigens, Marshal , ich habe das Rohr fertig, das Sie haben wollten.«
Chris ging zu dem Schmied hinüber, begutachtete das gebogene Rohr, bevor er nickte. Dann bezahlte er Clancey
»Was machen Sie eigentlich mit all diesen Rohren?«, wollte der Schmied wissen.
Chris lachte. »Ich lasse es regnen«, erwiderte er geheimnisvoll. »Rufen Sie mich, wenn mein Pferd genug verwöhnt worden ist.« Er wandte sich ab und trat durch die weit offen stehende Tür hinaus in die Nacht.
Ein paar Minuten später steckte Jake die Nase aus der Box, dann kam er über den mit Heu bedeckten Boden zu Clancey. »Die Hufe sind versorgt, und die anderen Eisen sind alle in Ordnung.«
Der Schmied lächelte. »Dann lauf und besorg dir etwas zum Abendessen, Junge.« Er warf ihm eine Münze zu, und Jake fing sie auf. »Die Kutsche der Delaneys kannst du fertig machen, wenn du zurückkommst.« Jake nickte, steckte die Münze ein und verschwand.
Draußen sog Victoria die frische Nach tl uft in tiefen Zügen ein. Es tat ihr gut, dass der Marshal - Marshal Christopher Swift, wie sie inzwischen
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