Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
Demütigung erfassten ihn. Sie war eine Frau , jene Frau! Und er hätte es niemals gemerkt, hatte noch nicht einmal eine Vermutung gehabt, dass sie - er - sie - ach, verdammt! Chris sah rot - und noch etwas anderes, als sie nun auch noch die Bandage um ihre Brust entfernte, hörte er sie erleichtert aufseufzen, als sie sie zu den anderen Sachen warf. War der Killer auf diese Weise in die Nähe seines Opfers gekommen? Als Mann verkleidet? Nein, das mochte er nicht von ihr glauben, nicht von der Frau, deren Gesicht ihn in seinen Träumen verfolgte, deren Augen ihn nicht losließen...
»Wie kommt es, dass Ihre Augen eine andere Farbe haben?«
Victoria beugte den Kopf leicht vor, hielt ein Auge mit Daumen und Zeigefinger offen und nahm die weiche Kontaktlinse heraus.
Chris sog scharf den Atem ein, als sie ihn wieder anschaute - mit einem goldenen und einem dunklen Auge. Hoffentlich legt sie nicht noch mehr ab, dachte er, während sein Blick über ihren Körper glitt.
»Was zum Teufel sind Sie?«
Abscheu schwang in seiner Stimme mit, und das traf Victoria mehr, als sie sich eingestehen wollte. Und obwohl mancher der Männer, mit denen sie zusammenarbeitete, eine kränkende Bemerkung gemacht hatte, hatte doch noch nie einer bezweifelt, dass sie eine Frau war.
»Ich bin eine Frau, Marshal , oder sollte auch mein Busen Ihrer Aufmerksamkeit entgangen sein?«
Nun, wahrhaftig nicht! Aber seine Wut und das Gefühl, von dieser ungewöhnlich gewieften Frau zum Narren gemacht worden zu sein, beeinflussten seine Reaktion. Kritisch musterte er sie von Kopf bis Fuß.
Victoria hielt seinen Blicken stand, verbarg, was sie empfand. Sie wusste schließlich nur zu gut, dass sie alles andere als umwerfend war - was ihr sein Verhalten bestätigte.
»Wer sind Sie?«
»Victoria Mason. Ich...« Sie sprach nicht weiter, denn fast hätte sie ihm zu viel verraten. Kopfgeldjäger waren in dieser Zeit nicht sonder li ch geschätzt. Jeder konnte mit einem Steckbrief und dem Revolver in der Hand auf Menschenjagd gehen. In ihrem Jahrhundert jedoch waren sie ein Teil des Rechtssystems, arbeiteten mit der Polizei und dem FBI zusammen, um entflohene Straftäter zurückzubringen. Aber liier... Plötzlich stand er nur noch Zentimeter vor ihr, packte sie an den Oberarmen und zog sie dicht an sich heran. Sein Blick bohrte sich in ihren.
Und ihr Körper erwachte zu neuem Leben.
»Warum sind Sie verkleidet in die Stadt gekommen?« Wieder hörte sie Abscheu heraus.
»Nehmen Sie Ihre Hände weg von mir, Marshal !«, warnte sie ruhig.
Er ignorierte ihre Worte und schüttelte sie. »Antworten Sie mir endlich!«
Sie schlug seine Hände weg, landete einen Hieb an seinem Ki nn , einen zweiten in seinem Magen, doch als sie ihr Knie hochziehen wollte, umklammerte er ihre Beine mit seinen und hielt ihre Arme fest. Sie wand sich, hakte ein Bein in seine Kniekehle, worauf er prompt das Gleichgewicht verlor und sie B eid e heftig zu Boden krachten. Sofort richtete Victoria sich auf, stützte sich mit B eid en Händen auf seiner Brust ab und musste feststellen, dass ein Bein zwischen seinen Schenkeln gefangen war. Ganz nah. Mit Absicht. Sie starrte in seine dunklen Augen hinab und wünschte, sie hätte genug Kraft, sich zu befreien. Hitze glitt in Wellen durch ihren Körper, jagte das Blut durch ihre Adern.
Einen Moment lang schien die Zeit stillzustehen.
Ihr Haar fiel wie ein Vorhang über eine Schulter.
Sein Griff um ihre Arme verstärkte sich, intensiv schaute er sie an.
Sie wirkte wie eine Wildkatze, bereit zum Angriff, und ihr Haar verdeckte ihr dunkles Auge. Er zog sie herunter, bis ihr Gesicht nur noch Millimeter von seinem entfernt war, spürte, wie sie sich widersetzte, hörte sie fauchen. Ob sie zugeben würde, dass auch sie diese unglaubliche Hitze empfand, die zwischen ihnen brannte? Er hob den Kopf noch ein winziges Stück, bis seine Lippen ihre fast berührten.
Sie schaute in seine Augen. Es war verdammt lange her, dass ein Mann sie auf diese Weise angeblickt hatte. Überdeutlich nahm sie jede Stelle wahr, an der ihre Körper sich berührten, sie spürte seine harten Muskeln, fühlte die Kraft, die in ihm steckte, spürte - sie krabbelte eilig von ihm herunter, strich ihr Haar zurück und sah ihn böse an, als er aufstand.
»Ich denke, das dürfte Ihre Frage ausreichend beantwortet haben, Marshal .« Sie blickte unter gesenkten Lidern zu ihm hin und hätte am liebsten diesen männlich-selbstzufriedenen Ausdruck aus seinem Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher