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Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt

Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt

Titel: Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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aufrechterhalten, für Ihre Sicherheit sorgen und Ihr Eigentum schützen - aber wegen seiner Herkunft weigern Sie sich, ihn als einen der Ihren zu akzeptieren.«
    Betretenes Schweigen folgte.
    » Ich denke, da kann ersieh glücklich schätzen! «
    Verdutzt sahen die Frauen Victoria an. Sie wiederum wandte sich an eine rothaarige Frau mit grünen Augen. »Sie stammen aus Irland, nicht wahr?« Die Rothaarige nickte. »Also ein Schluckspecht - die Iren trinken ja alle gern.« Die Frau schnappte nach Luft, sah ihre Freundinnen Hilfe suchend an. Doch Victoria hatte sich schon der nächsten zugewandt. »Und Sie kommen aus England, würde ich sagen. Ein bisschen was Schottisches ist auch dabei.« Die blasse Frau nickte. »Aha. Ein Tommy und ein Geizhals.«
    »Wie können Sie...« begann die Frau empört. »Ich bin fett und habe eine Narbe«, unterbrach Victoria sie. »Was glauben Sie, was mich die Meinung anderer interessiert?« Sie sah die Frauen noch einmal von Kopf bis Fuß an, eine nach der anderen. »Es ist nicht besonders angenehm, wenn andere nur die Abstammung sehen und nicht die Person, die dahinter steckt, nicht wahr?« Sie ging zur Tür, drehte sich aber auf der Schwelle noch einmal um. »Und ich muss nicht von hier zu sein, um zu wissen, dass keiner von euch Puristen seine Herkunft so weit zurückverfolgen kann wie er!«
    Victoria war so wütend, dass sie den großen Mann nicht bemerkte, der nun hinter einem Regal mit Waffen hervortrat. Er ging zum Fenster des Ladens und blickte ihr lächelnd hinterher.
    Victoria bemühte sich, ihre aufgewühlten Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Am liebsten hätte sie diese voreingenommenen, engstirnigen Frauen in der Luft zerrissen, aber sie wusste, dass sie nicht gegen deren Vorurteile ankommen konnte. Doch es hatte ihr richtig gut getan, ihnen die Meinung zu sagen. Obwohl sie nicht wusste, was sie wütender gemacht hatte, diese in Korsetts geschnürten Klatschweiber oder der Mann, den sie verteidigt hatte. Sie hatte sich gerade ein paar Feindinnen gemacht und dem Klatsch reichlich Nahrung gegeben, aber sie hatte den Mund einfach nicht halten können. Die Gefühle, die Chris in ihr weckte, gefielen ihr nicht. Sie durfte nichts für ihn empfinden, nicht in ihrer Situation, nicht, während sie Becket auf der Spur war.
    Verdammt, verdammt, verdammt!
    Die ganze Angelegenheit wurde viel zu persönlich!
    Victoria atmete noch einmal tief durch, dann betrat sie das Hotel Excelsior und überreichte dem Geschäftsführer ihre Einkäufe. Eilig begab sie sich wieder an ihre Arbeit. Das Einkaufen war eher eine taktische Gefälligkeit als eine Pflicht gewesen. Es verschaffte ihr einen Moment zum Erholen. Das Hotel hatte drei Stockwerke mit zwanzig Zimmern, Gott sei Dank gehörten nur der erste und der zweite Stock zu ihrem Aufgabenbereich. Es war nicht sehr angenehm, die steilen Treppen des 19. Jahrhunderts in voller weiblicher Kampfausrüstung zu bewältigen: langer Rock, Unterröcke, Korsett und sonstiges überflüssiges Zeug. Jedes Bett, das sie frisch bezog, erschien ihr noch ein wenig einladender. Obwohl sie eine kleine Kammer im Erdgeschoss zugewiesen bekommen hatte, hatte sie n o ch kein einziges Mal in dem schmalen Bett geschlafen. Sie war erschöpft, aber sie brauchte das Geld. Sie konnte ihr Versteckspiel nicht aufrechterhalten, wenn sie jeden Tag die gleiche Kleidung trug - irgendjemandem würde es auffallen, und wahrscheinlich den falschen Leuten, Ivy League eingeschlossen. Außerdem war die tägliche Körperpflege hier nichts, was man in zwanzig Minuten erledigen konnte. Am liebsten hätte sie einen Job gehabt, der ihr freien Zugang zum Saloon gewährte, aber die einzige Möglichkeit, auch noch gutes Geld dabei zu verdienen, war, sich flach auf den Rücken zu legen. Darauf konnte sie verzichten. Ansonsten blieb ihr nur übrig, sich als Lehrerin oder in einem Haushalt zu verdingen. Der Gedanke, sich wieder in Jake verwandeln zu müssen, erschien ihr immer weniger verlockend.
    Sie klopfte an eine Zimmertür, fragte nach, als niemand antwortete, und schloss dann mit dem Generalschlüssel auf. Bei dem Gestank, der ihr entgegenschlug, wurde ihr fast schlecht. Das Zimmer war ein einziger Saustall. Die Vorhänge waren zerrissen, Porzellan zerschlagen, der Inhalt eines Nachttopfs auf dem Teppich ausgeleert, Essensreste verschmierten den Boden und klebten an den Tapeten. Aufstöhnend sank Victoria gegen den Türrahmen. So viel dazu, dass sie pünktlich Schluss machen und

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