Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
liebsten nach ihm geworfen.
»Was denn?«, wollte er wissen.
»Mein Leben!«
Er zog die Brauen zusammen. »Wer will Ihnen denn etwas antun?«
»Niemand, wenn Sie sich raushalten!« Sie trat gegen einen Ballen Heu. »Himmel, glauben Sie denn wirklich, dass das alles nur ein Spiel ist?« Sie zeigte auf ihre Verkleidung. »Oder dass ich es einfach hinnehmen würde, wenn sie mich unter Druck setzen?«
»Nein, verdammt noch mal, aber -«, er senkte die Stimme, als ihm auffiel, dass er fast schrie. »Ist es denn wirklich zu viel verlangt, wenn ich um eine Erklärung bitte?« »Dass ich zu solchen Mitteln greifen muss, sollte Ihnen zu denken geben, Marshal !«
»Ich denke die ganze Zeit an nichts anderes als an Sie!«
Sie starrte ihn an und begann erneut, das Pferd zu striegeln, als sie B eid e hörten, wie eine Tür geöffnet wurde und Schritte sich näherten.
»Sie sind absolut nicht bereit, sich aus meinen Angelegenheiten herauszuhalten, nicht wahr?«, flüsterte sie ihm zu.
Er schüttelte den Kopf, und sein Blick verriet ihr, dass er die ganze Sache viel zu spannend fand.
Sie seufzte. Er stand immer noch neben ihr, ganz nahe. Sie wusste, dass es ein Fehler war, aber das Verlangen, diesen Mann näher kennen zu lernen, war stärker als alle Vernunft. Wenigstens ein paar Augenblicke wollte sie mit ihm verbringen.
»Also gut. Wir treffen uns in einer Stunde im Duckett's.«
Ein Lächeln erhellte sein Gesicht. Sie brauchte es nicht zu sehen, um es zu spüren.
Und doch würden ihre nächsten Worte es wieder verschwinden lassen.
»Ich komme als Jake.« Und als sie seinen Blick sah , fügte sie schnell hinzu: »Entweder so - oder ich werde so gut untertauchen, dass Sie mich nie mehr wiedersehen.« Sie hatte keine andere Wahl.
Chris blickte sie nachdenklich an. Seine innere Stimme warnte ihn, diese ungewöhnliche Frau gehen zu lassen, denn wenn sie wollte, dann würde sie tatsächlich für immer verschwinden.
Und das durfte er nicht zulassen. Noch nie hatte er sich dermaßen von einer Frau angezogen gefühlt.
Noch nicht einmal von Camille.
Hewlett-Packard
8.
Das Duckett s war ein billiges Lokal mit einfacher, aber guter Hausmannskost. Was ihm an eleganter Ausstattung fehlte, machte es durch Gemütlichkeit wieder wett. Auf der Veranda, die zur Straße ging, reihten sich einige Tische aneinander. Hierher kamen Arbeiter zum Essen, Cowboys und hungrige Goldgräber; niemand wurde weggeschickt, wenn er genug Geld hatte, und mancher konnte auch bleiben, wenn er keins hatte. Chris hatte einen ruhigen Ecktisch ausgesucht und sich Rippchen bestellt. Nachdenklich blickte er Victoria an. Er hatte ihr eine Frage nach der anderen gestellt, doch sie beantwortete keine, wich ihm jedes Mal geschickt aus. Sie war nur etwas lebhafter geworden, als sie sich nach Lucky erkundigt hatte und wissen wollte, wieso es ihm nicht gelang, das Versteck des Jungen zu entdecken. Allmählich bedauerte er, dass er sie zu diesem Abend gezwungen hatte. Sie war nicht bereit, ihm die Antworten zu geben, die er hören wollte, doch er würde sie schon noch irgendwie dazu bringen, ihm die Wahrheit zu gestehen.
»Hallo, Marshal !«
Chris blickte auf, als Velvet Knight auf sie zurauschte. Ihr dunkelroter Rock raschelte, und jeder Mann hier sah sie bewundernd an.
»Hallo, Vel.«
Chris erhob sich, genau wie Jake, und Vel lächelt erfreut bei dieser Höflichkeit. Marshal Swift zeigte sich eben stets als Gentleman, selbst gegenüber einer Hure.
»Setzen Sie sich mit Ihrem knackigen Hintern ruhig wieder hin«, sagte sie mit breitestem Südstaatenakzent.
»Velvet«, meinte er tadelnd, doch mit einem Lächeln. Er ignorierte Victorias Grinsen, als er Velvet einen Stuhl anbot. »Leisten Sie uns doch etwas Gesellschaft.«
»Gern.« Sie nahm lachend Platz. »Haben Sie heute Abend Ausgang, Marshal ?«, wollte sie dann wissen.
»Das Gleiche könnte ich Sie fragen.«
Während Victoria sich mit ihrem Steak beschäftigte, beobachtete sie Chris, der sich entspannt zurücklehnte und Velvet seine Aufmerksamkeit schenkte.
»Nein, ich mache nur eine Pause.« Sie winkte der Kellnerin ab. »Mister Becket ist wirklich sehr um uns besorgt.«
Victorias Blick verhärtete sich, was Velvet nicht bemerkte, Chris jedoch keineswegs entging.
»Sie mögen ihn, nicht wahr?«
Velvet schien einen Moment zu zögern, dann meinte sie. »Hm, ja. Er hat die Mädchen alle vom Arzt untersuchen lassen und sie dazu gebracht, einen Schutz zu benutzen, auch wenn die meisten Kerle
Weitere Kostenlose Bücher