Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
sich ein wenig ausruhen konnte, bevor sie sich in Jake verwandelte und hinüber in den Mietstall ging, um Ivy League zu beobachten.
Sie winkte einen Pagen herbei, der gerade Kaffee in ein Zimmer bringen wollte. »Wer hat hier übernachtet?«, wollte sie wissen.
Der Junge zuckte mit den Schultern, blickte entsetzt auf das Werk der Zerstörung. »So ein dünner Typ. Hat ziemlich viel geschnieft.«
»Geschnieft?«
»Ja, als ob er eine Erkältung hätte. So!« Er führte ihr vor, was er meinte, legte dabei einen Finger an die Nase. Victoria runzelte die Stirn.
»Sag Mrs Fotheringham Bescheid. Ich werde eine Weile brauchen, das alles wieder in Ordnung zu bringen.«
»Soll ich Ihnen ein paar Eimer heißes Wasser heraufbringen, Miss Murphy?«
»Danke, das wäre sehr nett.«
Victoria machte sich an die Arbeit. Wenn sie herausfand, wer das gewesen war, dann würde sie den Kerl in einen Schweinekoben stopfen - wohin er auch gehörte!
Chris starrte sie über den Pferderücken hinweg an, wartete darauf, dass sie aufblickte. Sie wusste, dass er da war. Es gab nicht viel, was ihr entging.
»Clara gefällt mir besser.«
»Ach ja?« Das war wieder Jakes Stimme. »Vielleicht sollte ich ihr verraten, dass Sie ganz hingerissen von ihr sind.«
Sie gab ihm nicht eine Handbreit nach, genauso wenig wie gestern oder vorgestern. Chris ging um das Tier herum und stellte sich vor sie.
»Warum, Vi - «
Sie sah ihn vorwurfsvoll an, blickte sich dann schnell um und stellte erleichtert fest, dass sie allein waren.
»Wenn Sie nicht bald aufhören, mich zu besuchen, werden die Leute noch anfangen zu reden.«
»Worüber?« »Dass Sie vielleicht ein paar seltsame Neigungen hätten.«
Tadelnd schaute er sie an. »Damen sollten über solche Dinge nicht Bescheid wissen.«
Sie hielt seinem Blick stand. »Schätze, das beweist nur, dass ich keine Dame bin, oder?«
In ihrer Stimme schien ein Hauch von Traurigkeit mitzuschwingen. Chris schüttelte den Kopf. Unsinn, sicher hatte er sich das nur eingebildet. Dafür war sie viel zu kaltblütig.
Sie fuhr fort, das Pferd zu striegeln, und das Tier wieherte leise. »Das gefällt dir, Schätzchen, nicht wahr?« Ihre Stimme klang weich und verführerisch weiblich, so wie an jenem Tag, als sie sich im Wald begegnet waren.
Er nahm ihr den Striegel aus der Hand, und sie blickte ihn mit ihren blauen Augen an, ihre Züge die eines jungen Mannes. Doch darunter sah er die richtige Victoria.
»Gehen Sie mit mir essen?«
»Wie bitte?«
»Ohne das hier.« Er deutete auf ihre Maske, und es gelang ihm nicht, seinen Abscheu zu verbergen.
»Nein.«
»Nein - weil Sie nicht mit mir essen gehen wollen? Oder nein - weil sie die Maske nicht ablegen wollen?«
» B eid es.«
Er griff nach ihrer Hand, und sofort versuchte sie sich zu befreien, doch er ließ sie nicht los.
»Ihre Haut ist so weich«, flüsterte er, und Victoria schloss ganz fest die Augen, unfähig, sich zu bewegen. Die Art, wie sie auf seine Berührungen reagierte, machte ihr Angst. Und er lehnte sich noch näher, sodass sie seinen Duft riechen konnte, männlich und frisch. Die Erinnerung an ihre Begegnung im Wald überfiel sie - wie sie seinen Körper unter ihrem gespürt, wie seine bloße Haut sich angefühlt hatte, die Kraft, die von ihm ausging... O Gott! Allein seine Gegenwart brachte ihren Körper in Aufruhr, und als sie in seine Augen schaute, hätte sie sich am liebsten ihre Verkleidung abgerissen. Merkst du denn nicht, dass ich überhaupt nicht begehrenswert bin , hätte sie ihn am liebsten angeschrien. Also hör auf, mich wie einen Frosch anzuschauen, der sich gleich in eine Prinzessin verwandelt!
Ihre Hand zitterte, und Chris spürte, wie ein Schauer über ihren Körper lief.
»Ich werde nicht mit Ihnen essen.«
»O doch!«
Ihr Atem ging schneller, und einen Moment lang wünschte sie sich nichts sehnlicher, als tatsächlich die Frau zu sein, für die er sie hielt. Es schmerzte zu wissen, dass es ihr nie gelingen würde. Ein kleiner Laut formte sich in ihrer Kehle, und Chris wusste, dass ihre Abwehr nachließ.
»Oder ich werde verraten, wer Sie wirklich sind.«
»Bastard!« Sie riss sich von ihm los. Er wollte doch nur, dass sie ihm beichtete, welchen Grund sie für all dies hatte. Sie hätte es wissen müssen! »Sie ahnen nicht, was Sie riskieren, wenn Sie mich erpressen.«
Er erkannte plötzlich, dass sie vor Wut kochte. Sie nahm ihm auch den Striegel weg, und so, wie sie da stand, hätte sie die Bürste wohl am
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