Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
Sie es jemals?«
Sie spielte mit ihrer Kaffeetasse herum, bevor sie zugab: »Ja. Er wurde jedoch getötet, bevor er sich von mir scheiden lassen konnte.«
Er zog die Brauen hoch, ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Sie gibt sich die Schuld an seinem Tod, erkannte er.
Sie ignorierte das Mitleid in seinem Blick. Plötzlich schob sie ihren Teller weg und setzte sich aufrechter hin, die Hände auf dem Tisch gefaltet. »Okay, ich werde Ihnen die Mühe ersparen. Ich bin achtundzwanzig, knapp einsachtzig groß und wiege in meinen besten Zeiten 60 Kilo. Mein bester Freund war ein Mann; er lebt nicht mehr. Ich hatte eine Tochter, auch sie ist tot. Für mich ist Kochen eine Qual, und das Nähen überlasse ich auch lieber anderen. Im Moment wäre ich bereit, fast alles für eine Zigarette zu tun.«
Chris schaute sie nachdenklich an. Selbst Jakes Stimme konnte die Bitternis in ihr nicht verbergen - und den Zorn. Ob Zorn und Bitterkeit deshalb, weil sie jeden verloren hatte, den sie liebte, oder wegen ihrer Verletzlichkeit - das konnte er nicht entscheiden. Aber er würde es herausfinden, denn er wollte wissen, wieso eine so intelligente und unleugbar schöne Frau solch ein Geheimnis aus sich selbst machte und so abweisend geworden war. Er griff in seine Tasche, holte Papier und den Tabaksbeutel hervor. Dann drehte er eine Zigarette und reichte sie ihr. Sie starrte auf die schmale Zigarette, und er konnte erkennen, dass sie nur mit Mühe ihre Tränen unterdrückte. Sie seufzte und erschien in diesem Augenblick unglaublich verwundbar. Dann zündete sie die Zigarette an der Lampe an, die zwischen ihnen stand, und machte einen tiefen Zug.
Sie rauchte schweigend weiter, wich seinem fragenden Blick aus.
Chris griff erneut zu Messer und Gabel, entschied dann aber, dass er keinen Appetit mehr hatte. Er gab der Kellnerin ein Zeichen. Sie räumte den Tisch ab, schenkte Victoria frischen Kaffee ein und stellte ein Bier vor Chris.
Er malte Figuren auf den beschlagenen Krug.
»Kelly Galloway ist - war - die Ehefrau eines Ranchers, jung, hübsch, freundlich und großzügig. Seans Besitz liegt ungefähr sieben Kilometer östlich von hier. Er stammt aus einer guten Familie, alles Rancher, aber er wollte lieber nach Silber schürfen. Er fand eine reichhaltige Ader, kaufte das Land, das er jetzt bewirtschaftet. Aber irgendwann wollte Sean nicht mehr in der Mine arbeiten, sagte, es würde ihn wahnsinnig machen, sich immer nur im Dunkeln aufzuhalten. Er beutete die Mine nur zu einem Teil aus.« Und als Victoria ihn ein wenig verwirrt anschaute, fügte er hinzu. »Normalerweise holt ein Schürfer auch noch das Allerletzte aus seinem Claim, bis nichts mehr da ist. Sean jedoch versiegelte seine Mine, weigerte sich aber auch, sie zu verkaufen.«
»Und wem ist er mit seiner Weigerung auf die Füße getreten?«, wollte Victoria wissen.
Nun war er verblüfft. »Die Fiat Pick Mining Company. Sie wollten seine Mine haben. Um sie aber wirklich Gewinn bringend zu betreiben, hätten sie auch das Land drumherum gebraucht.«
»Und Sean wollte ihnen sein Weideland nicht verkaufen?«
Chris nickte, trank dann einen Schluck Bier. »Er hat sein Haus genau über der Mine errichtet.«
»Und sie brauchten die gesamte Ranch. Glauben Sie, dass jemand von der Fiat Pick sie umgebracht hat?«
»Das wäre zu offensichtlich.« Er schüttelte den Kopf. Das Licht der Lampe ließ sein Haar schimmern, und Victoria hätte ihm zu gern darübergestrichen.
»Wie ist sie gestorben?«, fragte Victoria zögernd. Irgendwie fürchtete sie sich davor, es zu erfahren.
»Sie ist von ihrer Herde zu Tode getrampelt worden, nur ein paar hundert Meter vom Haus entfernt.«
Erleichtert stieß Victoria den Rauch ihrer Zigarette aus. Dann konnte es nicht Ivy League gewesen sein, es sei denn, er hätte plötzlich seine Methode geändert. »Gab es noch andere Verletzungen? Anzeichen für eine Vergewaltigung? Haben Sie auch B1-« Sie biss die Lippen zusammen. Blutproben machte man zu seiner Zeit noch nicht.
»Es ist nicht mehr allzu viel von ihr übrig geblieben, Jake .«
Seine Betonung entging ihr nicht. »Was hat sie denn da draußen gemacht?«
»Sean glaubt, dass sie etwas gehört hätte.«
»Und wo war er?«
»Im Bett. Und schlief.«
»Und ihm ist entgangen, was sie gehört haben könnte? Sie hat ihn nicht geweckt?«
»Nein. Er sagte, er hätte nur gehört, wie sie aufstand und aus dem Haus ging, aber er glaubte, sie hätte sich erleichtern müssen.«
»Hat man dafür
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