Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
Nase schob. »Hab nur versucht, ein bisschen zu helfen.« Sie lächelte Noble an, kratzte sich am Arm und war schon halb über die Straße, als der Marshal sie rief.
Victoria blieb stehen, um auf ihn zu warten.
»Sind Sie jetzt mit sich zufrieden?«
»Ich verstehe nicht.« Sein Ton gefiel ihr ganz und gar nicht. »Ach so, jetzt begreife ich. Sie können es nicht verwinden, dass ich schneller als Sie herausgefunden habe, wie Kelly gestorben ist. Oder dass ein Drogensüchtiger zufällig eins von den Zimmern, die ich sauber machen muss, in einen Schweinestall verwandelt hat.«
»Was für ein Mensch muss man sein, um so genau über Mörder, Blutspuren und Reste von Haaren Bescheid zu wissen und darüber, wie ein Opiumabhängiger sich seine Drogen zubereitet?«
»Ein informierter Mensch.«
»Das reicht mir nicht.«
»Pech!« Sie wandte sich ab, doch nach ein paar Schritten packte er sie und riss sie zu sich herum. »Falls Sie nicht wollen, dass ich Sie in eine sehr empfindliche Stelle trete, sollten Sie mich loslassen, Marshal !«
Sein Ausdruck verhärtete sich. »Gibt es vielleicht auch etwas, was Sie nicht besser als ein Mann können?« Er kam ihr ganz nahe und fragte boshaft: »Steckt unter dieser Verkleidung tatsächlich eine Frau?« In geradezu unverschämter Weise ließ er seinen Blick über ihren Körper schweifen.
Victoria erstarrte. Ihr Körper wurde so starr, dass Chris sich unwillkürlich fragte, ob er wirklich eine lebendige Frau oder nur eine Puppe festhielt. In ihren blauen Augen spiegelte sich ein solcher Schmerz wider, dass es ihn wie ein Schlag traf.
Verdammter Mist.
Dann löste sie sich aus seinem Griff. » Offensichtlich nicht«, antwortete sie.
Hewlett-Packard
11
Genauso gut hätte er sie ins Gesicht schlagen können. Sie senkte den Blick. In ihrem Hals formte sich ein Kloß, drohte sie zu ersticken. Sie war keine richtige Frau. Sie war überhaupt nichts. Es war eine Entwicklung, an der sie selbst nicht schuld war. Die irgendwann eingesetzt und die sie nicht verhindert hatte. Dabei hatte Chris sich anfangs ganz offensichtlich von ihr angezogen gefühlt, aber das war ja nun genauso offensichtlich vorbei. Es schmerzte.
Victoria hielt den Kopf gesenkt, biss sich auf die Lippen und versuchte die Tränen zurückzuhalten, die ihr in den Augen brannten. Sie wandte sich ab, und Chris hielt sie nicht zurück. Victoria hatte geglaubt, dass sie nie wieder einen solchen Schmerz empfinden könnte, nicht nachdem ihr Leben vor fünf Jahren in Scherben zerbrochen war, aber sie hatte sich getäuscht. Und wie!
Eilig ging sie zum Mietstall, betrat ihn durch die Hintertür und lehnte sich erschöpft gegen die Wand. Verdammter Mistkerl, fluchte sie, während sie gegen neue Tränen ankämpfte, und zog die Schublade auf, in der ihr Ledersack steckte. Schnell suchte sie alles heraus, was sie für ihre Verkleidung als Clara brauchte, und dankte im Geiste Alexandria dafür, dass sie die Masken so verstärkt hatte, dass sie sie mehrmals benutzen konnte. Dann zog sie sich in das Toilettenhäuschen zurück, um sich umzuziehen - eine Aufgabe, die nicht gerade einfach auf dem engen, nicht besonders gut riechenden Abort zu bewältigen war. Schweiß lief ihr über den ganzen Körper, als sie endlich in ihrer Kammer im Hotel war und die Ränder der Maske mit einer Extraportion Kleber befestigte. Ihre Haut war bereits ziemlich gereizt, und sie musste ihr unbedingt eine Erholung gönnen. Schnell verstaute sie den Ledersack, band sich eine frische Schürze um und war bereit, ihre Arbeit zu beginnen - obwohl sie sich lieber ins Bett gelegt und nur noch geschlafen hätte, um Christopher Swift und seine verletzenden Worte zu vergessen.
Also konzentrierte sie ihre Gedanken auf Ivy League. Inzwischen war sie ganz sicher, dass er nur deshalb den Saloon verkaufen wollte, damit er ungestört seine Verbrechen verüben konnte.
Wenigstens würde Chris sie jetzt nicht mehr stören. Er sah sie so, wie sie war. Zu hart, um begehrenswert zu sein, zu klug für sein Jahrhundert. Also hat das alles doch noch sein Gutes, versuchte sie sich einzureden. Schließlich war sie nicht hierhergekommen, um Freunde zu finden und sich zu verlieben, sondern weil sie auf der Jagd nach einem Verbrecher war.
Und bald würde sie mit ihrer Beute nach Hause zurückkehren.
Er war ein kompletter Idiot.
Das wurde ihm bewusst, als sie sich abwandte und davonging. Seit dem vergangenen Abend hatte er sich wie ein starrköpfiges Maultier aufgeführt, aber
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