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Wenn Zauberhaende mich beruehren

Titel: Wenn Zauberhaende mich beruehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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gesagt, wie abscheulich Sie sind?«
    »Zumindest keine Frau. Nein, das wäre mir in Erinnerung geblieben.«
    Mit einer heftigen Bewegung drehte sie sich um und begann die Straße hinaufzulaufen, an der das alte Haus der Familie Jordan stand.
    Kady sah sich um. Sie hatte Legend in sehr unterschiedlicher Gestalt gesehen. Zunächst als Coles Traumstadt, mit adretten Häusern, einer hübschen Schule mit großem Sportplatz, gepflegten Gärten. Und später mit Ruth Jordan. Da war Legend schon etliche Jahre verlassen, und seine Gebäude hatten Verfallserscheinungen gezeigt. Doch jetzt machte der Ort einen geradezu trostlosen Eindruck. Nur sehr wenige Häuser trugen noch ihre Dächer, manche waren in sich zusammengefallen.
    »Wie sah es aus, als Sie hier waren?« fragte Tarik neben ihr, und diesmal schien er sie nicht zu necken. Zunächst wollte Kady ihm nicht antworten. Sie wollte seine scherzhaften Bemerkungen über ihre Zeitreise nicht hören, aber die Melancholie ihrer Erinnerungen überwältigte sie.
    »Da hinten an der Straße befand sich eine Schule mit einem riesigen Sportplatz. Ich nehme an, daß ihn sich Cole erträumt hat, denn für einen Neunjährigen muß ein Tummelplatz sehr wichtig gewesen sein. Dort stand das Frachtdepot, und da gab es die größte Eisdiele, die Sie je gesehen haben.«
    Kady begann schneller zu laufen und erklärte ihm jedes einzelne Haus, überging aber die Gebäude, die Saloons und Spielhöllen beherbergt hatten. Sie wollte sich nur an Legend erinnern, wie es in der Zeit ihres Zusammenseins mit Cole gewesen war.
    »Das war die Jordan Line, aber als ich hier war, gab es da nur eine hübsche Hecke«, sagte sie und betrachtete die Reste der Steinmauer, die einmal die >guten< und >schlechten< Bereiche des Ortes voneinander getrennt hatte. »Die Straße hieß Paradise Lane, und die Kirche da hinten war riesig und sehr eindrucksvoll, und dort gab es eine große Bibliothek.«
    Sie wandte sich nach rechts und blieb an der kleinen Straße stehen, die zum Haus der Jordans führte. »Da unten hat Cole eine Moschee gebaut.« Sie drehte sich um und sah Tarik an. »Zum Gedenken an seinen besten Freund, der mit ihm getötet wurde.« Sie senkte die Stimme. »Er hieß Tarik, wie Sie.«
    Schweigend griff er nach ihrer Hand und küßte sie.
    Als Kady das Mitgefühl in seinen Augen sah, riß sie sich von ihm los. »Sie glauben mir ja doch nicht, also geben Sie es nicht vor.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Ich weiß nicht, aus welchem Grund Sie mich für ein gefühlloses Ungeheuer zu halten scheinen, aber ob ich Ihnen nun glaube oder nicht, daß Sie hier Menschen getroffen haben, die vor hundert Jahren gelebt haben, ist absolut belanglos. Ich sehe, wie sehr Sie dieser Ort erregt. Wollen Sie lieber wieder nach Denver zurück? Oder nach New York?«
    »Und was ist mit Ruth Jordans Testamentsnachtrag?
    Sind Sie bereit, drei Jahre lang auf das Geld zu verzichten?«
    »Wenn Sie mit mir nach New York zurückkehren, könnte ich in den nächsten Jahren alle Entscheidungen treffen, während Sie die nötigen Dokumente unterzeichnen.«
    Sie sah ihn ungläubig an. »Ich soll mit Ihnen Zusammenarbeiten? Täglich? Drei Jahre lang?«
    Er lächelte sie schief an. »Ich hätte nichts dagegen.«
    Kady setzte sich wieder in Bewegung. »Und wie würde das Ihrer Leonie gefallen?«
    »Sie ist nicht von der eifersüchtigen Sorte. Und worauf sollte sie auch eifersüchtig sein? Zwischen uns gibt es nichts...«
    »Stimmt«, sagte sie über die Schulter hinweg. »Zwischen uns gibt es nichts, worauf Leonie eifersüchtig sein könnte. Und wenn ich es mir recht überlege ...« Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. »Warum lassen Sie mich nicht allein? Sie haben Ihrem Onkel vorgelogen, daß ich zur Familie gehöre, also wird er nicht noch einmal auf mich schießen. Ich brauche Sie im Grunde nicht mehr.«
    Tarik ersparte sich jede Antwort. »Zum Hanging Tree geht es hier entlang. Wollen Sie ihn sich ansehen?«
    »Nein, danke. Ich kenne ihn bereits.« Sie lief weiter.
    Aber Kady hatte den Friedhof vergessen. In Ruths Gesellschaft hatte sie sich geweigert, ihn zu betreten, doch jetzt, im hellen Sonnenschein, blieb sie vor dem verfallenen Zaun stehen und starrte fasziniert auf die verwitterten Grabsteine.
    »Kommen Sie«, sagte Tarik und griff nach ihrer Hand.
    »Nein«, flüsterte sie. »Ich will nicht.«
    Er blieb beharrlich. »Kommen Sie, Sie müssen.«
    »Nein!« rief sie und wollte ihm ihre Hand entziehen.
    Aber er ließ sie nicht

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