Wenn Zauberhaende mich beruehren
seine Frau«, klärte Kady den hochgewachsenen, dünnen Mann auf, der mit seinen glühenden Augen und dem langen struppigen Bart aussah wie ein Prophet aus dem Alten Testament.
»Im Führerschein steht, daß sie Long heißt«, knurrte der Alte und musterte Kady so mißmutig, als wäre sie eine Lügnerin, eine Sünderin und nicht wert, auf Gottes Erde zu wandeln. Also hatte er tatsächlich ihre Handtasche gestohlen! Wie vereinbarte er Diebstahl und Schüsse auf unschuldige Menschen eigentlich mit seinem Gewissen?
Kady öffnete gerade die Lippen, um das zu fragen, aber Tarik war schneller. »Wir sind verheiratet. Das kann ich beweisen, ich habe die Heiratsurkunde.«
»Würden Sie mich bitte loslassen«, zischte Kady und versuchte sich seinem Griff zu entwinden, aber er hielt sie eisern fest.
Verblüfft sah sie, wie Tarik ein Papier unter seinem Pullover hervorholte und es dem alten Mann reichte.
»Ist natürlich nur eine Kopie«, sagte Tarik, als Hannibal Jordan das Dokument mißtrauisch beäugte. »Sie besagt, daß Miss Kady Long mit Cole Jordan die Ehe geschlossen hat, und so heiße ich nun einmal. Alles rechtsgültig bezeugt und unterschrieben.«
»Das will ich sehen«, rief Kady und riß dem alten Mann das Papier aus der Hand. Es war tatsächlich eine Kopie ihrer Eheschließung mit Cole. Sie sah Tarik an. »Aber das Datum ist achtzehnhundertdreiundsiebzig.«
»Tatsächlich«, meinte Cole, als würde er das erst jetzt bemerken. Dann grinste er seinen Onkel an. »Zweifelsohne ein Computerfehler. Du weißt doch, wie diese Maschinen sind.«
»Weiß ich nicht, will ich auch gar nicht wissen«, befand Hannibal Jordan. »Maschinen sind der Untergang unserer einstmals so großartigen Nation.«
Mit einer heftigen Drehung befreite sich Kady aus Tariks Griff. »Diese Urkunde ist handgeschrieben und wurde lange vor der Erfindung des Computers verfaßt. Ich bin nicht mit diesem Cole Jordan verheiratet.«
»Bescheuert«, vertraute Tarik seinem Onkel an und tippte sich an die Stirn. »Aber sie ist meine Frau, also was soll ich da machen? Bist du soweit, Liebes? Onkel Hannibal will uns im alten Familiensitz der Jordans aufnehmen.« Er seufzte tief auf. »Und dort können wir nicht wohnen, wenn wir nicht verheiratet wären, denn Onkel Hannibal ist nun einmal jeder Sünde abhold.«
Kady zögerte, dann sah sie Tarik fast flehend an. »Aber, mein Liebster, wir sind in den Flitterwochen. Können wir denn nicht in einem eigenen Haus wohnen? Nur für uns?« Sie senkte züchtig die Wimpern. In einem eigenen Haus hätte sie ein Zimmer für sich, vorzugsweise mit einem stabilen Riegel an der Tür.
»Der Lohn der Sünde ...«, begann der alte Mann und kam zu Kadys Entsetzen einen Schritt auf sie zu. Aber Tarik trat schnell zwischen sie.
»Du mußt ihr verzeihen, Onkel, sie weiß nicht, was sie sagt.« Er legte seinen Arm wieder fest um Kadys Schultern. »Wir würden sehr gern bei dir und deinen Kindern wohnen. Das wäre uns eine große Freude. Ich möchte dich nur bitten, meine Frau ein wenig durch die Gegend streifen zu lassen. Wir werden dir beim Aufpassen helfen.«
Einen Augenblick befürchtete Kady, der alte Mann würde den Arm heben und ihr sagen, sie solle sich von ihm hinwegheben, da sie sonst irgendeinen biblischen Tod zu erleiden hätte, aber statt dessen wandte er ihnen nur den Rücken zu und lief vor sich hinmurmelnd davon.
Sobald er außer Hörweite war, drehte sich Kady wütend zu Tarik um. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Ihr Onkel geistesverwirrt ist?«
»Haben Sie denn geglaubt, daß ein geistig Gesunder auf Sie schießt? Oder daß ein Mann, der seine Sinne beisammen hat, es vorzieht, in dieser gottverlassenen Einsamkeit zu leben?«
»Und warum haben Sie mir nicht vorher gesagt, daß Sie ihm vormachen wollen, wir wären verheiratet? Offensichtlich war das doch geplant, denn sonst hätten Sie die Urkunde nicht parat gehabt. Und woher haben Sie die überhaupt?«
Ohne ihr zu antworten drehte sich Tarik um und betrachtete den verfallenen Ort. »Ich war seit Jahren nicht hier. Es ist kaum zu glauben, aber Legend wirkt scheußlicher als je zuvor. Onkel Hannibal kommt offenbar zu nichts. Aber nun sagen Sie mir, Kady, meine geliebte Ehefrau, auf welcher Seite des Bettes wollen Sie schlafen?«
»Wenn Sie mich anrühren, werden Sie das bitter bereuen!«
Er blickte sie scheinbar gekränkt an. »Sie gehen doch offenbar mit anderen Männern ins Bett. Warum dann nicht mit mir?«
»Hat Ihnen schon mal jemand
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