Wenn Zauberhaende mich beruehren
Jordans Testamentsnachtrag war der einzige Anlaß für Tarik Jordan, ihr seine Aufmerksamkeit zu schenken.
Er war nicht in der Höhle, als sie erwachte, und als er mit einem Arm voller Reisig zurückkehrte, glaubte sie, ihre Gefühle unter Kontrolle zu haben. Sie würde sich von ihm nicht wieder den Kopf verdrehen lassen, ganz gleich, wie sehr er sie auch provozierte. Hatte er mit seinen Freunden bei einem Drink über Kady gespöttelt und gewettet, daß er sie, eine einfache Köchin ohne Anstellung, zu allem verleiten könne, was er nur wollte?
»Womit habe ich mir eigentlich einen so feindseligen Blick verdient?« erkundigte er sich angelegentlich, als er das Feuerholz für den nächsten Besuch auf dem Boden stapelte.
»Ich bin mir keines feindseligen Blicks bewußt. Sind Sie fertig? Wenn wir früh aufbrechen, können wir vielleicht vor Einbruch der Dunkelheit in Legend sein.«
»Sie brennen wohl darauf, Onkel Hannibal kennenzulernen, was?«
»Ich möchte nur ... endlich weg von hier«, sagte sie heftiger als beabsichtigt.
Schweigend überprüfte Tarik, ob auch die letzte Glut des Feuers erloschen war, und als er sie wieder ansah, war sein Gesicht abweisend und kalt. Dieses Gesicht hatte sie am ersten Tag gesehen, aber seither nicht wieder. »Wollen Sie mir mitteilen, womit ich Ihnen zu nahegetreten bin?«
Verzweifelt dachte Kady darüber nach, was sie gegen ihn Vorbringen konnte, aber ihr fiel nichts ein. Nur, daß er zu liebenswürdig war, zu sympathisch, zu aufmerksam, zu gutaussehend, zu...
»Sie brauchen sich nicht zu bemühen«, sagte er kalt. »Ich dränge mich niemandem auf. Sind Sie soweit?«
Kady öffnete den Mund zu einer Erklärung, entschied dann aber, daß Schweigen besser war. Es war besser, Legend so schnell wie möglich zu erreichen, dort alles zu tun, um Ruth Jordans Wunsch zu erfüllen, und dann diesen Mann nie wiederzusehen.
Sie sprachen kaum miteinander, als sie zügig den Bergpfad hinunterliefen. Zweimal drehte er sich um und fragte, wie es ihren Füßen ginge, aber darüber hinaus hatten sie sich nichts zu sagen.
Sie trafen das Lager an, wie sie es verlassen hatten. Tariks Jeep stand unter den Bäumen, sein Pferd graste zufrieden auf einer kleinen, umzäunten Koppel.
Gemeinsam brachen sie das Zelt ab und packten es zusammen. Hand in Hand, als würden sie sich seit Jahren kennen. Doch plötzlich schleuderte Tarik eine Handvoll Heringe zu Boden. »Was ist nur mit Ihnen los?« schrie er. »Was habe ich Ihnen getan?«
»Sie haben gar nichts getan«, schrie sie zurück. »Sie gehören zu einer anderen. Sie gehören in eine andere Welt.«
Einen Moment lang spiegelten sich die unterschiedlichsten Gefühle auf Tariks Gesicht. »Ah, verstehe«, sagte er und grinste dann breit. »Der Klassenunterschied. Ihrer Meinung nach nutzen Männer wie ich kleine Mädchen wie Sie nur aus und werfen sie dann rücksichtslos fort. Aber wir heiraten Frauen wie Leonie. Geht es darum?«
Von ihm ausgesprochen, hörten sich ihre Einwände reichlich verzopft an. »Ihre Mutter...«, begann sie leise, beendete ihren Satz aber nicht. Was sollte sie auch sagen? Daß seine Mutter nie zulassen würde, daß ihr Sohn eine Köchin heiratete?
»O ja, die Königin«, sagte er, und sie wußte, daß er sich schon wieder über sie amüsierte. »Ihr Sohn, der Prinz, muß also unbedingt eine Prinzessin heiraten?«
»Im Moment gefallen Sie mir nicht besonders«, knirschte sie zwischen den Zähnen hervor.
»Kady, Liebes, ich kann Ihnen versichern, daß nur Sie in mir einen Prinzen sehen. Meine Mutter bestimmt nicht.« Damit drehte er sich um und lief auf sein Pferd zu, aber Kady hörte ihn leise lachen.
»Zur Begegnung mit meinem Onkel bereit?« fragte er, als er wenig später mit dem Pferd zurückkam.
Kady richtete sich zu voller Größe auf, reichte ihm aber nur knapp bis an die Schultern. »Ich denke, wir sollten von nun an rein sachlich miteinander umgehen. Keine Ferienausflüge mehr, keine nächtlichen Lager, keine ...« Sie brach ab, weil sich Tarik herabbeugte und sie sanft auf den Mund küßte.
»Was immer Sie wollen, habibi«, sagte er und streckte die Hände aus, um ihr aufs Pferd zu helfen.
25. Kapitel
»Sie ist meine Frau«, sagte Tarik Jordan und legte seinen Arm um Kadys Schultern.
»Aber...«, begann sie, aber er kniff sie so fest in die Schulter, daß sie mit »Au!« endete.
»Sie ist zur Zeit ein bißchen sauer auf mich, Onkel Hannibal, also achte gar nicht auf das, was sie sagt.«
»Ich bin nicht
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