Wenn Zauberhaende mich beruehren
bekommen? Eine Wette, die er gewonnen hatte? Vermutlich hatte ihn ein Hubschrauber abgeholt, und er war nach New York zurückgekehrt. Schließlich hielt ihn in Legend nichts, da Kady absolut nichts besaß, nie etwas besessen hatte.
Tarik hat recht, dachte sie, als sie im Haus der Jordans die Treppe hinaufstürmte, um ihre Sachen zu packen. Was konnte sie mit einer Rückkehr in die Vergangenheit von Legend erreichen? Und was versprach sie sich eigentlich davon? Was bedeuteten ihr die Jordans schon? Was? Vor ein paar Monaten hatte sie noch nicht einmal gewußt, daß es sie überhaupt gibt...
Sie hielt mit dem Packen inne, als Luke ins Zimmer stolperte. Er rang heftig nach Atem. Sein Hemd war zerrissen und schmutzig. Er blutete am Arm und am Kopf. Rund um seinen Hals sah sie Hautabschürfungen.
»Was ist passiert?« rief sie. »Ist die Mine zusammengebrochen? Hannibal eingeschlossen? Was ...?« Ihre Augen wurden ganz groß. »Tarik?« hauchte sie. »Ein Unfall, stimmt's? Gibt es hier ein Telefon? Kann ich Hilfe holen? Was muß ich tun, um ...?«
»Nein«, brachte Luke mühsam über die Lippen und ließ sich aufs Bett fallen. »Kein Unfall. Tarik und ich ...« Er fuhr sich mit der Hand an die Kehle und zeigte dann auf die Wasserkaraffe auf der Kommode.
Mit zitternden Händen goß Kady ein Glas ein und reichte es ihm.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Luke ausgetrunken hatte und ihr das Glas zurückgab. »Wir sind durch die Felswand gegangen«, keuchte er und faßte sich erneut an den Hals. »Verzeihen Sie, aber in der Schlinge zu stecken ist kein Vergnügen.«
Kady sank neben ihm auf das Bett. »Haben Sie ihn etwa erhängt?« flüsterte sie tonlos.
»Als ich verschwand nicht, aber ich weiß nicht, wieviel Zeit ihm noch blieb.« Er sah sie an. »Vielleicht haben sie ihn auch erschossen.«
Kady glaubte, sie würde ohnmächtig werden, und so muß sie wohl auch ausgesehen haben, denn Luke packte sie schnell bei den Schultern, um sie vor dem Umfallen zu bewahren. »Warum? Wie? Zeit?« murmelte sie zusammenhanglos.
»Morgen bei Sonnenaufgang, aber wer weiß schon, wieviel Zeit dort bis dahin bleibt?«
Kady sprang auf und wollte zur Tür, aber Luke hielt sie auf. »Wo ...?« brachte sie über die Lippen. »Ich will zu ihm. Ich hole ihn da raus.«
»Das will er nicht. Er sagte, Sie sollten ihm auf keinen Fall folgen...«
Kady sah, wie sehr Luke die Worte anstrengten. Sie lief ins Bad, holte eine Schüssel mit Wasser, ein Handtuch und begann seine Wunden zu säubern. Dabei fragte sie ihn behutsam aus.
Demnach sah es so aus, daß Tarik am Tag ihrer Ankunft in Legend die Felsspalte offen gesehen hatte. Am Abend, nachdem sie ins Bett gegangen war, hatte er Luke gebeten, ihn zu begleiten. Als die beiden in die Vergangenheit zurückkehrten, stellten sie fest, daß es der Tag vor dem Banküberfall war. Offenbar versuchten Tarik und Jordan, die Familie Jordan vor den Ereignissen zu warnen.
»Aber sie wollten nicht auf uns hören«, sagte Luke stockend. »Wir haben alles versucht, was wir konnten. Tarik geriet mit ein paar Männern an der Jordan Line in einen blutigen Streit.«
Kady hielt inne. »Mit einem Messer?« »Ja, und mit seinen Fäusten.«
Kein Wunder, daß er am nächsten Morgen auf dem Bett zusammengebrochen und sofort eingeschlafen ist, dachte sie. Er sollte in ein Krankenhaus, um sich röntgen zu lassen.
»Und was ist letzte Nacht geschehen?« fragte sie und säuberte den tiefen Schnitt an seinem Arm.
»Tarik meinte, wenn wir bei den Jordans kein Glück hätten, könnten wir immerhin die Bankräuber aufhalten. Also haben wir den ganzen Tag vor der Bank gewartet.«
Kady ahnte, was er als nächstes sagen würde.
»Wir waren fremd in der Stadt, und sie nahmen an...« Er fuhr sich mit der Hand an den Hals und schloß die Augen.
»Sie nahmen an, ihr steckt mit den Räubern unter einer Decke«, beendete sie den Satz für ihn.
Luke öffnete die Augen wieder. »Ja. Sie hielten uns für Späher. Sie lachten mir ins Gesicht, als ich sagte, wir wollten die Familie Jordan vor dem Tod bewahren. Sie sagten...«
»Schscht«, machte Kady. »Sie sollten jetzt nicht mehr reden. Ruhen Sie sich aus.«
»Nein. Ich muß zurück. Sie wollten uns lynchen, aber Tarik wehrte sie so lange ab, daß ich wieder durch die Spalte schlüpfen konnte. Aber sie haben geschossen.«
»Sie wissen also nicht, ob er noch lebt?«
»Nein.« Luke fiel in die Kissen zurück. »Ich muß zu ihm.«
»Selbstverständlich. Aber jetzt ruhen
Weitere Kostenlose Bücher