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Wenn Zauberhaende mich beruehren

Titel: Wenn Zauberhaende mich beruehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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einfach.
    Doch als sie sich nach dem Gewehr bückte, hörte sie hinter sich ein Geräusch. Sie drehte sich um und sah, daß der große, schwere Mann vom Pferderücken herab direkt auf sie zugestürzt kam.
    Sie stellte die Füße weit auseinander, um sich auf den Anprall vorzubereiten, aber das half nicht viel. Schon kam er auf sie zu und riß sie heftig mit sich zu Boden.
    Einen Moment lang blieb sie liegen und starrte in die Pappeln hinauf. Dann machte ihr Atemnot den Ernst ihrer Situation bewußt. Der Mann lag auf ihr wie eine Decke, eine schwere Decke, die ihr jede Möglichkeit zum Luftholen nahm.
    Kady stemmte die Fäuste gegen seine Schultern, aber er bewegte sich keinen Zentimeter. Schließlich begann sie, sich langsam und wie eine Schlange hervorzuwinden. Als sie sich zur Hälfte befreit hatte, holte sie erst einmal tief Luft und ging dann daran, auch den Rest ihres Körpers unter ihm hervorzuholen.
    »Und was mache ich jetzt mit dir?« fragte sie laut und sah auf den Mann hinunter, der so unschuldig vor ihr lag wie ein schlafendes Kind.
    »Ich mache erst einmal was zu essen«, beantwortete sie sich ihre Frage selbst und begann in seiner Satteltasche nach etwas Verwertbarem zu suchen.

4. Kapitel
    Eine Stunde später wußte Kady, daß sie ihr Möglichstes getan hatte, um den Mann zu retten. Er hatte zwar das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt, aber sein Atem ging regelmäßiger. Da sie ihn nie wieder aufs Pferd bekommen hätte, um mit ihm in den nächsten Ort zu reiten, bereitete sie ein Nachtlager vor.
    Ihre Suche in der Satteltasche hatte lediglich ein wenig Dörrfleisch, eine Wasserflasche und einen Becher zu Tage gefördert. Nachdem sie den Mann mit einer Decke zugedeckt hatte, zündete sie ein Feuer an.
    Aus dem Fleisch, Wasser, wildem Senf und anderen Kräutern und Blättern, die sie in der Nähe gefunden hatte, kochte sie eine Brühe. Sie ließ sie ein wenig abkühlen, nahm den Kopf des Mannes auf ihren Schoß und begann, ihm das Gebräu vorsichtig einzuflößen.
    Er wehrte sich heftig, aber nachdem sie ihn scharf zur Ordnung gerufen und erklärt hatte, ihm wieder die Hände zu fesseln, wenn er nicht seine Brühe trank, verzog er zwar angewidert des Gesicht, schluckte jedoch brav. Danach ließ Kady ihn schlafen, setzte sich auf einen Felsbrocken in der Nähe und versuchte über das nachzudenken, was in den letzten Stunden mit ihr geschehen war.
    Sie wußte, daß sie nicht mehr in Virginia war, aber wo sie sich befand, wußte sie nicht. Noch weniger, wie sie hierher gekommen war. Wieder öffnete sie den Umschlag und betrachtete das Foto, denn ihre Instinkte sagten ihr, daß das etwas mit den Ereignissen zu tun haben mußte.
    Sie brauchte nicht viel Scharfsinn zu der Erkennt-nis, daß der Mann unter der Decke der Junge von der Fotografie war. Selbst bei geschlossenen Lidern war die Ähnlichkeit unverkennbar. Vorhin, als sie ihn fütterte, hatte er einmal die Augen aufgeschlagen, und sie konnte sehen, daß sie dunkelblau wie Saphire waren.
    Aber natürlich konnte dieser Mann nicht der Junge von dem Foto sein, denn das war mehr als hundert Jahre alt. Wäre er dieser Junge, ließe das nur den Schluß zu, daß sie bei ihrem Schritt durch den Felsen auch eine Zeitgrenze überwunden hatte. Und das war unmöglich.
    Nach einer Weile kniete sie sich neben den Mann und begann seine Hosentaschen zu durchsuchen. Sie fand ein paar Münzen, kein Papiergeld, und die Münzen waren alle in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts geprägt. In der Satteltasche fand sie einen im Juli 1873 datierten Brief mit dem Inhalt, daß Cole Jordan zwanzig Dollar für Rinder zu zahlen hatte. Der Sattel trug die Initialen C.J.
    Unmöglich, dachte Kady und schob den Brief wieder in die Satteltasche zurück. Es war besser, nicht weiter darüber nachzudenken.
    Die Sonne sank, und Kady begann zu frösteln. Als sie im Feuer stocherte, begann der Mann mit den Armen um sich zu schlagen und Unverständliches zu murmeln.
    Kady strich ihm über die Stirn. »Es ist alles gut«, sagte sie leise. »Ich passe auf Sie auf. Niemand kann Ihnen etwas tun.«
    Woher sie diese Sicherheit nahm, wußte sie nicht. Schließlich zitterte sie selbst nicht nur vor Kälte. Was war, wenn die Männer zurückkamen? Was, wenn dieser Mann ein Verbrecher war, der irgendeine schreckliche Tat begangen hatte, für die sie ihn ohne Gerichtsverfahren hängen wollten?
    Als sie mit der Hand über die Stirn des Mannes strich, begann er heftig zu zittern. Und selbst, nachdem

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