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Wenn Zauberhaende mich beruehren

Titel: Wenn Zauberhaende mich beruehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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laufen.
    »Nein, nein, nein!« rief sie, wandte das Gesicht ab und lehnte sich gegen den Felsen. Dieser Traum wirkte einfach zu real, und wenn er die Wirklichkeit war, dann wollte sie damit nichts zu tun haben. »Ich will nach Hause«, erklärte sie und kniff die Lippen zusammen. »Ich denke gar nicht daran, diesen Pfad da hinunterzugehen!« Sie verschränkte die Arme vor der korsettgepanzerten Brust und beschloß, sich nicht von der Stelle zu rühren.
    Doch noch während sie das sagte, wünschte sich etwas in ihr, doch den Weg entlang zu laufen. Wieder wurde sie von Schwindelgefühlen überwältigt. Diesmal so stark, daß sie glaubte, das Bewußtsein zu verlieren. Sie lehnte sich gegen den Felsen und wartete darauf, daß es vorüberging, aber es ging nicht vorüber, nahm nur ein wenig ab.
    Ihr Kopf zuckte hoch, als der Wind Männerstimmen herantrug. Irgend etwas in ihr sagte ihr, daß sie loslaufen mußte. Und das sofort.
    Noch immer benommen, machte Kady einen Schritt auf den Pfad zu, blieb aber stehen, als ihr Fuß gegen etwas stieß. Vor ihr lag der weiße Umschlag - mit der Taschenuhr, wie sie an der Ausbuchtung sah. Als sich Kady bückte, um ihn aufzuheben, wurde ihr so schwindlig, daß sie fast nicht mehr hochgekommen wäre.
    Ein Schuß krachte, und Kady stolperte los, als hätten ihre Füße einen eigenen Willen. Zweimal gabelte sich der Weg, und obwohl sie sich desorientiert und schwindlig fühlte, schienen ihre Füße genau zu wissen, welche Richtung sie einschlagen mußten. Den Umschlag fest in einer Hand, die Schleppe über den Arm geworfen, hastete sie vorwärts. Zweimal kam es ihr so vor, als würde sie ohnmächtig werden, aber jedesmal, wenn sie die Augen wieder öffnete, lief sie noch immer den Hang hinunter.
    Dann ließ sie den kleinen Pappelhain hinter sich und stolperte in blendenden Sonnenschein. Schwankend lehnte sie sich gegen einen Felsen und versuchte, sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Einige Meter unter ihr bot sich ihr eine Szene wie aus einem Film. Ein Mann, die Hände auf dem Rücken gefesselt, saß auf einem Pferd. Sein Kopf schwankte hin und her, als wäre er bewußtlos, und um seinen Hals lag eine Schlinge, deren Seil an einem starken Ast des Baumes über ihm befestigt war.
    Um ihn herum drei weitere Reiter, mit Pistolen am Gürtel und grinsenden Gesichtern. Kady hatte keine Ahnung, ob der Mann unschuldig war oder nicht, aber ihr gefielen die Gesichter der Männer ganz und gar nicht. Verzweifelt suchte sie nach einer Möglichkeit einzugreifen, bevor der arme Mann da unten leblos am Baum hing.
    Tausend Ideen schossen ihr durch den Kopf, aber keine schien ihr erfolgversprechend. Irgendwie bezweifelte sie, daß ihre Bitten die Männer von ihrem Vorhaben abbringen würden. Sie war auch skeptisch, ob die Verheißung von Kuchen und Schokoladenpudding viel ausrichten konnten.
    Sie zögerte ein paar Sekunden und wäre fast aus ihrem Korsett gesprungen, als sie links von sich ein widerliches Lachen hörte. Sie wandte den Kopf und sah einen Mann dort stehen, ein Gewehr in den verschränkten Armen und grinsend vor perverser Vorfreude auf das, was er gleich sehen würde.
    Vielleicht lag es an den Tausenden Fernsehshows, die Kady gesehen hatte, oder an all den gewalttätigen Filmen, aber sie dachte überhaupt nicht nach. Der reine Instinkt brachte sie dazu, sich von hinten an den Mann heranzuschleichen, einen Stein aufzuheben und ihm damit auf den Kopf zu schlagen.
    Wortlos sank der Mann zu Boden, und Kady griff nach seinem Gewehr. Und was jetzt? fragte sie sich und betrachtete die Waffe. »Wie drücke ich ab? Was ...«
    Weiter dachte sie nicht, denn die Flinte schien von selbst loszugehen. Der Rückstoß schleuderte Kady in eine Spalte zwischen den Felsen zurück. Verblüfft blickte sie durch das Gesträuch zu den nur wenige Meter entfernten Männern auf den Pferden hinüber. Die schienen sie zwar nicht sehen zu können, aber der Schuß hatte sie offenbar verwirrt. Kady fummelte am
    Abzug herum, aber nichts geschah. Du mußt spannen, meldete sich eine innere Stimme. Sie erinnerte sich, daß sie im Film gesehen hatte, wie Männer einen Hebel an ihrer Flinte durchgezogen hatten. Nach einigem Bemühen gelang es ihr, und sie drückte ab. Diesmal hörte sie einen Schmerzensschrei und machte sich entsetzt bewußt, daß sie irgend jemanden getroffen hatte.
    Pferdegetrappel und drei Schüsse in ihre Richtung ließen Kady noch weiter zurückweichen. Mit angehaltenem Atem lauschte sie, während die Pferde

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