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Wenn Zauberhaende mich beruehren

Titel: Wenn Zauberhaende mich beruehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ohnmächtig werden.
    Schnell stellte Kady ihre Tasse ab und griff nach Ruth Jordans Hand. »Geht es Ihnen auch gut?«
    »Ja.« Coles Großmutter sah sie intensiv an. »Mein Enkel muß Sie sehr lieben, wenn er Ihnen von seinem Freund erzählt hat. Für gewöhnlich erwähnt er... Tarik nicht.«
    »Cole und ich reden sehr viel miteinander. Er hat so viel zu erzählen.«
    Ruth Jordan legte ihre Hand auf Kadys Finger. »Ich bin eine alte Frau und habe meinen Enkelsohn sehr lange nicht gesehen. Also bitte, berichten Sie alles. Von Anfang an.«
    Kady mußte lachen. »Wahrscheinlich werden Sie mir nicht glauben.«
    Der Blick der alten Frau war so scharf wie der eines Adlers. »Doch, das werde ich«, sagte sie. »Sie sollten wissen, daß mich nichts schockieren wird, was Sie mir sagen könnten. Ich muß alles erfahren, wirklich alles.«
    Kady holte tief Luft. »Ich bin im Jahr neunzehnhundertsechsundsechzig geboren.« Sie beobachtete die alte
    Frau genau, aber als diese nicht einmal zusammenzuckte, kam es Kady so vor, als hätten sich in ihr Schleusen geöffnet. Sie hatte gar nicht gewußt, wie sie sich danach sehnte, endlich einmal über das sprechen zu können, was ihr zugestoßen war.
    Nachdem sie einmal angefangen hatte, konnte sie nicht wieder aufhören. Ruth Jordan war eine gute Zuhörerin, goß Tee nach, füllte Kadys Teller neu, stellte hin und wieder eine höfliche Zwischenfrage und lachte bei der Erwähnung von Juan Barela auf, als wisse sie etwas, was Kady unbekannt war.
    Es schienen Stunden vergangen zu sein, als Kady endlich zum Ende kam und verlegen auf die leeren Teller blickte. »Ich habe offenbar alles aufgegessen und Ihre Zeit über Gebühr in Anspruch genommen, während Sie doch begierig darauf sein müssen, Cole endlich wiederzusehen«, sagte sie, obwohl sie wußte, daß Ruth Jordan geschworen hatte, Legend nie wieder zu betreten.
    Mit gesenktem Kopf sah Ruth Jordan auf ihre im Schoß gefalteten Hände. Als sie den Blick wieder hob, um Kady anzusehen, stand in ihren Augen eine so tiefe Qual, daß Kady unwillkürlich zurückwich.
    »Ich glaube Ihnen«, sagte Ruth Jordan nach einem Moment.
    Kady mußte lächeln. »Das ist erstaunlich. Zeitreisen kommen schließlich nicht jeden Tag vor. Aber mir ist es tatsächlich passiert.«
    Ruth Jordan wedelte abwehrend mit der Hand. »Damit habe ich überhaupt keine Probleme. Schwer zu glauben ist das allerdings schon, daß Sie meinen Enkel kennengelernt haben.«
    »Aber warum? Oh, ich verstehe. Sie fragen sich, warum ich ausgerechnet zu Ihrem Enkel zurückgekommen bin.« Sie beugte sich vor. »Darüber habe ich auch nachgedacht. Warum Cole? Nie bin ich jemandem begegnet, der mich weniger brauchen würde als er. Er sieht sehr gut aus, ist wohlhabend, und die Frauen reißen sich um ihn. Aber es ist ja auch sehr leicht, ihn zu lieben.«
    »Und Sie lieben ihn?«
    Kady blickte auf ihre Hände. »Ist es möglich, zwei Männer zu lieben?« Sie senkte die Stimme. »Vielleicht sogar drei?« Als Ruth schwieg, blickte Kady auf und sah, daß die Frau lächelte.
    »Aber ja«, sagte Ruth Jordan mit blitzenden Augen. »Ich bin der lebende Beweis dafür, daß eine Frau mehr als nur einen Mann lieben kann.« Sie sah Kady lange schweigend an. »Sie sind noch so jung, Liebes. So jung und so unschuldig. Wenn ich in Ihre Augen blicke, sehe ich dort keinen Schmerz. Noch hat Sie nichts oder niemand so verletzt, daß Ihre Seele Schaden genommen hätte.«
    Kady hob die Brauen. »Ich habe beide Eltern verloren und ...«
    »Natürliche Todesfälle«, unterbrach Ruth Jordan. »Aber Ihnen wurde noch niemand vor der Zeit und gewaltsam genommen.«
    »Wenn das hier ein Wettbewerb sein soll, kann ich nur hoffen, daß ich verliere«, sagte Kady noch immer mit gerunzelter Stirn.
    Ruth Jordan drehte sich um. »Joseph!« rief sie, und ein hochgewachsener Mann mit ergrauten Schläfen und in silbergrauer Livree trat aus dem Baumschatten. »Den Brandy bitte.«
    Zwei Sekunden später hielt Ruth Jordan eine silberne Taschenflasche und zwei winzige Silberbecher in den Händen. Sie füllte einen und reichte ihn Kady.
    »Nein, vielen Dank«, sagte diese. »Wenn ich am Nachmittag trinke, schlafe ich entweder ein oder bekomme Kopfschmerzen.«
    »Ich möchte, daß Sie das trinken, denn Sie werden es brauchen.«
    Unruhe erfaßte Kady. »Ist Cole etwa irgend etwas zugestoßen? Nein, das ist nicht möglich. Ich habe ihn gerade erst verlassen, und da war noch alles in Ordnung.«
    »Ich möchte, daß Sie das trinken!«

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